Den Traum vom Reisen erfüllt: Forchheimer ging nach Australien

22.5.2020, 15:14 Uhr
Bei seiner Reise entlang der australischen Südküste hat Jörg Mauerer aus Forchheim das Naturschauspiel der Biolumineszenz gesehen. Organismen wie Plankton lassen bei bestimmten Wettervoraussetzungen das Wasser im Dunkeln magisch leuchten.

© Jörg Mauerer Bei seiner Reise entlang der australischen Südküste hat Jörg Mauerer aus Forchheim das Naturschauspiel der Biolumineszenz gesehen. Organismen wie Plankton lassen bei bestimmten Wettervoraussetzungen das Wasser im Dunkeln magisch leuchten.

Dabei reizten ihn jedoch nicht die typisch touristischen Ziele, sondern das Abenteuer an sich: „Ich wollte hinaus in die Welt, Unbekanntes erleben und über mich selbst hinauswachsen“, erzählt der 22-Jährige. So hat er zusammen mit anderen Reisenden aus aller Welt Landschaften an der Great Ocean Road, einer Route entlang der australischen Südküste, bereist.

Dabei hat er beeindruckende Kalkstein-Formationen an der Küste und Biolumineszenz gesehen, ein Naturschauspiel, bei dem Organismen das Wasser im Dunkeln leuchten lassen. „Das waren magische Momente und ein Gefühl von Freiheit“, schwärmt er. Inzwischen ist er auf der kleinen Insel King Island im australischen Bundesstaat Tasmanien zuhause, auf der etwa 1500 Menschen leben.

Noch kein Corona-Fall auf King Island

„Bis jetzt gibt es hier noch keinen Corona-Fall, deshalb ist die Lage ruhig“, sagt er. Die Regierung habe die Bevölkerung dazu aufgerufen, Sozialkontakte zu verringern, eineinhalb Meter Abstand zu halten und verstärkt Handdesinfektion zu nutzen. Die Insel ist klein, „vielleicht haben wir Glück und der Virus kommt nicht auf die Insel.“

Jörg Mauerer (22) aus Forchheim lebt seit eineinhalb Jahren in Australien - und hat vorerst nicht vor, nach Oberfranken zurückzukehren.

Jörg Mauerer (22) aus Forchheim lebt seit eineinhalb Jahren in Australien - und hat vorerst nicht vor, nach Oberfranken zurückzukehren. © Jörg Mauerer

Er arbeitet in einer Käsefabrik und spart wieder – für das Reisen. „Das hat meinen Horizont so erweitert. Ich arbeite, ich spare und dann will ich wieder möglichst lange am Stück nur reisen“, beschreibt er sein Ziel. Zum Beispiel auf die Fidschi-Inseln, nach Indonesien, Asien oder auf die Philippinen.

Begonnen hat sein Aufenthalt allerdings mit anstrengender Arbeit: Vom 10 Grad warmen Deutschland ging es nach Melbourne, wo gerade 40 Grad herrschten. „Ich wurde krank und der Jetlag war auch nicht ohne, die erste Woche war hart“, erinnert sich Jörg Mauerer. Ihn empfing Felix Arnold, gelernter Bierbrauer, ebenso ursprünglich aus Forchheim.

Beerenpflücken auf der Farm

In einem ländlichen Gebiet nahe eines Vororts von Melbourne lebten die Beiden zusammen mit anderen Backpackern auf einer Familienfarm. Drei Monate lang ging es da morgens um 6.30 Uhr für sie hinaus auf die Felder der Farm: Brombeeren, Heidelbeeren und Himbeeren pflücken, Sträucher stutzen, die Metalldrähte erneuern. „Selbst zu zweit brauchte man ein paar Tage, bis man ein kleines Feld fertig hatte“, erinnert sich der 22-Jährige.

Und das bei egal welchem Wetter. „Mal prallte die Sonne stundenlang auf uns herunter, mal regnete es heftig.“ Auch Stürme gebe es im Sommer in und um Melbourne immer wieder. Die Sprache konnte mitunter eine Herausforderung sein: „Ich habe lauter tolle Menschen aus aller Welt kennengelernt, anfangs musste ich mich schon auch mal mit Händen und Füßen verständigen.“

Später reisten beide an der Ostküste entlang, über Sydney bis nach Brisbane und arbeiteten für das Bierfestival „Great Australasian Beer Spectapular“ (GABS). „Nach den ersten Reisen wurde mein Geld schon ganz schön knapp. Ich hab mich dann überall beworben, wo ich nur konnte“, erzählt Mauerer. Nach zahlreichen Absagen hat unerwartet kurzfristig die Käsefabrik auf King Island Mitarbeiter gesucht. „Ich hab sofort zugesagt“, erinnert er sich.

In fünf Minuten am Strand

Das Leben in Australien sei einfach. „Ich mag das, ich brauche auch nicht viel“, sagt er. Wenn jemand auf der Insel einen Baum gefällt hat, könne jeder hingehen und Holz mit nach Hause nehmen, das er benötige. „So einfach wäre das in Deutschland nicht.“

Innerhalb von fünf Minuten ist er am Strand. „Kleidung bekomme ich ab und an auch von Freunden geschenkt.“ Von Reisenden, die weiterziehen und ihre Sachen deshalb übrig hätten. „Ich würde mich schon als Lebenskünstler bezeichnen“, sagt er. Weil er die kleinen Dinge schätze. Einen gewöhnlichen Job in Deutschland zu haben, kann er sich kaum vorstellen: „Ich möchte lieber die Welt sehen, Neues erleben und lernen und weiter wachsen.“

Direkt nach der Ankunft auf der Insel gingen sein Handy und sein Laptop kaputt. „Ich fand das als Detox von Social Media und der Außenwelt richtig gut“, erzählt er. Früher war er nebenberuflich als Fotograf tätig und hat nach einem Arbeitstag im Baumarkt in Forchheim noch drei bis vier Stunden mit der Fotografie verbracht. „Jetzt male oder zeichne ich lieber.“

In Australien schätzt Jörg Mauerer besonders die Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen. Aber er vermisst auch „die fränkische Kultur, das Annafest, die Unternehmungen mit meiner Familie und meinen Freunden“. „Für die Hochzeit meiner Schwester will ich zurückkommen und dann für ein bis zwei Monate bleiben“, sagt er. Aber komplett zurückkehren, das kann er sich nicht vorstellen: „Ich will wieder hinaus in die Welt.“

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