Der Landkreis hat seine ersten Klima-Preisträger

30.6.2016, 05:59 Uhr
Der Landkreis hat seine ersten Klima-Preisträger

© Fotos: Aslanidis, Ianicelli

Drei Vorzeige-Projekte aus dem Landkreis erhielten in der St.-Gereon-Kapelle den mit 1500 Euro dotierten „EKA-Klima-Preis“ unter der Schirmherrschaft von Landrat Hermann Ulm. Verliehen wurde die Sieger-Trophäe, ein formschöner „Klimakarpfen“, in den Kategorien „Privat“, „Verein“ und „Unternehmen“. Als aus EKA-Sicht „vorbildliches Neubauprojekt“ wurde das 2013 errichtete Fertigungsgebäude der Schreinerei Popp im Forchheimer Gewerbegebiet Pfaffensee ausgezeichnet.

Überzeugt hatte die Jury insbesondere, dass Popp mit Photovoltaik-Anlagen (PV) einen Großteil des benötigten Stroms selbst erzeugt und dass der Betrieb mittels einer Feststoffheizung seinen Wärmebedarf fast komplett mit eigenen Holzabfällen deckt. Auf Öl und Gas wird gänzlich verzichtet. Zudem erfolgt die Bewässerung der Grünanlagen computergesteuert mit gesammeltem Regenwasser aus einer Zisterne, überschüssiges Wasser wird in einen neu angelegten Löschwasserteich geleitet. „Dieser Preis ist für uns sehr wichtig“, sagt Frank Geppert, Geschäftsführer der Popp GmbH. Etwa eine Million Euro ließ sich die Firma die Maßnahmen zum Umweltschutz kosten.

„Zeigen, was möglich ist“

Eine generationsübergreifende Aufgabe ist möglicherweise auch der seit 1997 andauernde Umbau eines fast 100 Jahre alten Bauernhofes in Rothenhof: So lange arbeitet der Schreiner und Energieberater Rochus Grün schon daran, das Anwesen im Egloffsteiner Ortsteil CO2-neutral zu gestalten. „Der Hof ist auf dem Weg, aber noch lange nicht fertig“, sagt Grün. Geschafft hat er bislang allerdings einiges: Das Haus wurde bis auf die Grundmauern entkernt und eine Neubausohle mit Dämmmaterial aufgebaut. Es gibt eine Brauchwasserzisterne, eine Hackschnitzelheizung und 2014 installierte Grün auf dem Dach eine PV-Anlage. Zudem plant der 56-jährige Tausendsassa, sich einen Stromspeicher anzuschaffen, mit dem er künftig auch ein Elektro-Auto betanken will. „Ich will den Leuten einfach zeigen, was heute möglich ist.“ Der Klima-Preis sei für ihn Bestätigung und Ansporn zugleich.

Keine Kosten und Mühen gescheut haben auch die Altstadtfreunde Gräfenberg bei der Sanierung des Hiltpoltsteiner Tores und des Mesnerhauses. „Dass ein Denkmal energieeffizient saniert wird, hat schon Seltenheitswert. Und seinen Preis“, sagt Otto Müller, Vorsitzender der Altstadtfreunde. 650 000 Euro waren nötig, um das historische Bauwerk nach klimafreundlichen Standards zu modernisieren. Jetzt erstrahlt es mit gedämmter Fassade und Pelletheizung in altem, aber umweltfreundlicherem Glanz. Der Klima-Preis freue die Altstadtfreunde natürlich sehr, so Müller.

Bei der Preisverleihungen bezeichnete Landrat Ulm alle dreizehn eingereichten Bewerbungen als „Leuchttürme der Energiewende“, von denen jede einzelne ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz sei. Neben den drei „Klimakarpfen“-Gewinnern spendierten die Stadtwerke Ebermannstadt und die Forchheimer Naturstrom AG noch zwei Sonderpreise. Sie gingen an den Kirchehrenbacher Studenten Tilman Kiesel vom „Jugendbündnis Zukunftsenergie“ sowie an ein E-Car-Sharing-Projekt der BioEnergieDorf-Genossenschaft Willersdorf.

Entstanden war die Forchheimer Umweltschutz-Initiative EKA um das Jahr 2013 – als Nachfolgerin eines überparteilichen Bündnisses, das sich im Zuge der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Landkreis formiert hatte. Bei den 28 Jury-Mitgliedern des Klima-Preises handelt es sich um regionale Vertreter aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Medien und Kirche.

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