Die Bonpflicht: Forchheims Händler ziehen erste Bilanz

10.4.2020, 12:00 Uhr
Da viele Kunden den Kassenzettel nicht mitnehmen, sammeln sich in der Bäckerei Nagel in Forchheim die überflüssig ausgedruckten Bons an.

© Edgar Pfrogner Da viele Kunden den Kassenzettel nicht mitnehmen, sammeln sich in der Bäckerei Nagel in Forchheim die überflüssig ausgedruckten Bons an.

Kartons voller abgelehnter Kassenzettel - ein Bild, das man in den letzten Wochen immer häufiger sieht. Denn obwohl die Verkäufer die Kassenzettel drucken müssen, besteht für Kunden keine Mitnahmepflicht. Die Folge: Höhere Kosten bei der Anschaffung von Bonrollen und Körbe voller Sondermüll. Verkäufer in Bäckereien, Eisdielen oder Zeitungsgeschäften berichten übereinstimmend, dass der überwiegende Teil der Kundschaft keinen Beleg möchte.

Für Bernhard Löw, Bäckermeister aus Hagenbach, liegt das Problem darin, dass sich seine Tageseinnahmen aus vielen kleinen Beträgen zusammensetzen. Diese liegen durchschnittlich zwischen einem und vier Euro, ein Preisspektrum, bei dem die wenigsten Kunden eine Quittung möchten. Ausgedruckt wird sie dennoch. Sein Bedarf an Thermopapier hätte sich seit Anfang des Jahres vervierfacht, so Löw.

Luca de Rocco hat das Eiscafé Danieli in Ebermannstadt für 800 Euro mit neuen Bondruckern ausgestattet.

Luca de Rocco hat das Eiscafé Danieli in Ebermannstadt für 800 Euro mit neuen Bondruckern ausgestattet. © Edgar Pfrogner

Ähnliches berichtet Anja Bucher, die im Zeitschriftenladen Schmitt und Hahn am Bahnhof Forchheim verkauft. Manche Kunden reagieren inzwischen regelrecht genervt auf die Frage: „Möchten Sie den Kassenbeleg haben?“.

Luca de Rocco, Inhaber des Eiscafé Danieli in Ebermannstadt hat sein Geschäft neu ausgestattet. Neue Bondrucker sowohl für den Verkauf an der Theke, als auch in kabelloser Ausführung für die Bedienungen, damit das Geschäft seinen gewohnten Gang gehen kann und die Bedienung nicht wegen jedem Zettel zurück zur Kasse rennen muss.

Keine Umstellung ist die neue Regelung für die Metzgereien Lamm in Pretzfeld und Schweizer+Reif in Forchheim. Sobald Fleisch und Wurst abgewogen werden, muss der Preis in der Kasse eingegeben werden. Anders gebe es keine Endsumme, so Barbara Reif. Der Bonn wird automatisch gedruckt. „Wer ihn mitnehmen will, nimmt ihn mit und die anderen schmeißen ihn eben weg.“

Offene Ladenkasse als Alternative

Manche Forchheimer Imbissläden wie der Vietnam-Imbiss „Street Kitchen“ oder der „Citykebap“ fallen nicht unter die Bonausgabepflicht, da sie das Prinzip der offenen Ladenkasse betreiben. Dabei werden Kaufvorgänge nicht elektronisch erfasst, sondern durch eine analoge Buchhaltung dokumentiert. Wichtig bei diesem Kassensystem ist, dass sämtliche Vorgänge für das Finanzamt lückenlos und nachvollziehbar festgehalten sein müssen.

Bei einer elektronischen Kasse speichert das Kassensystem alle eingegebenen Daten. Seit der Erneuerung des Kassengesetzes 2016 muss jede Kasse über ein zertifiziertes Sicherheitssystem verfügen, welches das Aufzeichnungssystem schützt. Durch einen Abgleich der Kassenaufzeichnungen mit den Daten auf dem Kassenzettel, können manipulierte Kassensysteme leichter entlarvt werden. So will das Finanzministerium Steuerbetrügern auf die Spur kommen.

4 Kommentare