,Die Fränkische Schweiz hat mich gefangen‘

17.2.2007, 00:00 Uhr
,Die Fränkische Schweiz hat mich gefangen‘

© Udo Güldner

Mit ihrem Mann, den sie vor 14 Jahren geheiratet hat, lebte Christina Jüttner erst in Nürnberg und Tuttlingen, seit fünf Jahren in Hiltpoltstein. «Die Leute sind ausgehungert nach Schönheit, deshalb male ich gegenständlich», sagt die freie Malerin.

Eigentlich ist die gebürtige Ungarin aus Budapest Diplom-Chemikerin, sie hat ihren Abschluss in Bayreuth gemacht. «Eigentlich wollte ich immer schon Künstlerin werden. In Ungarn ging das aber nicht. So habe ich einen Brotberuf erlernt.» Und später in Deutschland ihren Vornamen Krisztina in Christina geändert. «Das war einfacher so.»

An der Nürnberger Kunstakademie hat sich Christina Jüttner das notwendige Handwerkszeug für ihre zeitaufwändige Arbeit erworben. Ihre Motive findet die 38-Jährige in der Fränkischen Schweiz. «Mit der Kamera halte ich das Ganze fest. Daheim verändere ich dann den Blick, das Licht und die Ebenen», erklärt sie ihre Arbeitsweise. Sonst könne sie ja gleich fotografieren, fügt Christina Jüttner an.

So verfremde sie vielmehr die Realität nach ihrem eigenem Empfinden zu einer neuen Wirklichkeit. «Ich male viele Details, die Spaziergänger nicht bemerken oder für unwichtig halten, etwa das Moos am Wegesrand.» Neben dem Sehen gehöre auch das Spüren dazu. Ihre Bilder sollen «deshalb aussehen wie ein Foto und doch den Betrachter täuschen.»

Monatelang an einem Werk

Am liebsten malt Christina Jüttner mit Öl auf Holz und nimmt sich immer nur ein Bild vor. «Meistens bin ich vom Thema so begeistert, dass ich monatelang nichts anderes anfangen kann.» Jedes Motiv verlangt ein anderes Format, «es definiert selbst, wie es gemalt werden möchte». Die klassische Tafelmalerei erfordert glatte Oberflächen, womit Leinwand meistens ausscheidet. Mit Tischlerplatten aus Buche oder bei Großformaten auch Sperrholzplatten hantiert die zierliche Malerin und verteilt die Titel erst zuletzt.

«Mich interessiert, was mit dem Licht passiert, wie es auf Gegenstände fällt. Was wird sichtbar, was unsichtbar, was scheinbar sichtbar.» Mehrere Ebenen korrespondieren dann miteinander, weshalb Wasseroberflächen in ihren Bildern sehr oft eine Rolle spielen. Das Leben unter Wasser, die Wasseroberfläche und die Reflexion der Umgebung nutzt Christina Jüttner zu atemberaubenden Bildern. Ihre Vorbilder Ludwig Richter und Caspar David Friedrich lassen grüßen.

Ihr erster Kritiker ist Ehemann Christoph. Sobald er sage, «das lässt sich nicht verkaufen», wisse sie, dass sie wieder ein «eigenes Bild» - eines für ihre Sammlung - gemalt habe. «Schließlich kann man den Publikumsgeschmack nicht erzwingen», bemerkt sie. Aber sie ist sicher: «Wenn ich mehr Zeit hätte zu malen, Ausstellungen zu besuchen und an Wettbewerben teilzunehmen, sicherlich könnte ich von meiner Kunst leben.»

Doch ihre Kinder nähmen sie so in Anspruch, dass nur am Vormittag und in der Nacht Zeit für die Arbeit an der Staffelei bleibe. Das Positive: «Da gibt es dann weder Routine noch Blockaden, weil man sich jedes Mal freut, wieder zum Pinsel greifen zu dürfen.» Natürlich hat sie auch Lieblingsbilder, von denen sie sich ungern trennen möchte. «Wenn aber der richtige Kunstfreund kommt, den das Bild berührt, dann gebe ich auch das her.» UDO GÜLDNER