"Land liefert Stadt Energie"

Die Furcht vor den Windrädern: Bürger trauen Bürgermeister Schwarzmann nicht

19.11.2021, 08:52 Uhr
Die Furcht vor den Windrädern: Bürger trauen Bürgermeister Schwarzmann nicht

© Marquard Och, NN

Ökologie und Wirtschaftskraft stärken. Das will Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann. Eine hitzige Diskussion entwickelte sich schnell, als Schwarzmann sagte, dass Berechnungen von Fachleuten für kleine Windräder in Litzendorf vorlägen. Der Expertise keinen Glauben schenken wollten die Bürger Christopher und Tobias Dachwald. In den Fachleuten erkannten sie „einseitige“ Interessen der Energiekonzerne. „Ist das gut oder nicht gut wenn ich mein Wort breche und das Thema Windmühlen immer wieder aufwärme?", ärgerte sich Dachwald. "Wir haben Riesenangst um die Gesundheit unserer Kinder."

Schwarzmann: „Kein einziges Mal mein Wort gebrochen“

„Kein einziges Mal habe ich mein Wort gebrochen", beteuerte Schwarzmann. Dass er das Thema Windpark erneut auf die Tagesordnung setzt, begründete er mit den veränderten Sichtweisen in der Politik. Inzwischen hätten die Kommunen die „Vorgabe“, zwei Prozent der Fläche für Windräder vorzuhalten, im Bundestag sei der Kohleausstieg bis 2040 beschlossen, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wolle das bis 2030 schaffen, hielt Schwarzmann den Kritikern entgegen.

„Ich lasse mir doch schon deshalb keinen Maulkorb verpassen. Ich muss der Bürgerschaft den Wandel erklären. Wir haben Flächen zur Energieentwicklung auszuweisen – Windräder werden kommen – zwischen Bahn und RMD-Kanal werde Gelände für Photovoltaik- Freiflächenanlagen gefragt sein", machte der Bürgermeister den 35 Besuchern deutlich.

Mit der Feststellung Schwarzmanns, er halte die Windkraft für eine Notwendigkeit - „das Feinste, was den Energiemix ausmacht“ - drehte sich die Debatte im Kreis: „Du fällst dem Gemeinderat wieder in den Rücken“, machte der „Urvater“ aller Anstrengungen um den Erhalt des Landschaftsschutzgebiets Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst, Günther Dachwald, zum Vorwurf. Eine Unterstützerin aus Tiefenstürmig bekräftigte: "Wir werden auch nach den Darstellungen aus Oberngrub, dass die Windkraft dort keine negativen Beeinträchtigungen selbst in den neuen Baugebieten hat, trotzdem weiter an der pessimistischen Ausgangslage festhalten." Daraufhin erkundigte sich Grünen-Rat Martin Distler, welchen Beitrag dann Eggolsheim zur Klima- und Energiewende habe. „Unser Beitrag ist der Wald als Kohlenstoffspeicher“, war die Antwort.

„Ob wir für Windenergie entscheiden, oder entschieden werden, ist Zukunftsfrage“

Eine Anwohnerin ärgerte sich, weil sie sich vom Hauptort abgehängt fühlt: „Wir kriegen hier oben alles Negative ab und ihr Eggolsheimer bekommt das Glasfasernetz ins Haus“. Schwarzmann wies das zurück. Die Gleichbehandlung sei seit jeher sein Grundsatz. "Ob wir bei weiter steigenden Strompreisen und wenigen windreichen Standorten für Windenergie entscheiden - „oder entschieden werden“ - bleibt eine Frage für die Zukunft", so Schwarzmann.

Aus Gesprächen mit dem Heiligenstädter Bürgermeister Stefan Reichold führte Schwarzmann an, dass in Oberngrub keine Wertverluste bekannt seien. Es seien sogar neue Baugebiete in nächster Nähe der Windräder entstanden.

Zu dem Argument „geschredderter“ Vögel sagte ein Landwirt, er habe noch keinen toten Vogel entdeckt. Dem setzte Günther Dachwald entgegen, man solle „nicht alles glauben“. Von Bekannten aus Oberngrub kenne er ganz andere Argumente. Er werde weder einen Bürgerentscheid noch ein Ratsbegehren anstreben, versicherte Claus Schwarzmann.

Zum „Nebengeräusch“ wurde in der Versammlung das Thema um Photovoltaikanlagen auf Freiflächen, wie kürzlich von einem Drügendorfer Grundbesitzer mit einem Investor geplant. Drei Hektar Modulfläche solle im abgelegenen Seitental entstehen. Das Vorhaben sei nicht abgelehnt, im Marktrat sei noch zu entscheiden, informierte der Bürgermeister, der sich bis 20 Hektar Vorhalteflächen in der Marktgemeinde vorstellen kann.

Bei 2.000 Euro Entschädigung pro Hektar für den Eigentümer eines Grundstückes sei es denkbar, dass schnell eine Menge von Grundstücken auf den Markt komme. „Ich halte auch jede Dachfläche zur Nutzung für Photovoltaik sinnvoll“, unterstrich Schwarzmann das Thema mit den Beispielen von Lidl und Amazon. „ Wie das Land die Stadt mit Lebensmitteln versorgt, wird das Land der Stadt künftig die Energie zu liefern haben."

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