Die «Leckerbissen» der Stadt

11.9.2009, 00:00 Uhr
Die «Leckerbissen» der Stadt

Die ersten Pommes frites wurden in der Fränkischen Bierstube, Hauptstraße 52, serviert. Schüler und Studenten gönnten sich hier in den 1960er Jahren eine Portion Fritten mit Ketchup, erzählt Dieter George, Kulturreferent der Stadt. Später hieß die Spezialität «Eisbein». Fritten gibt es auch im «Stadtlockal» wie das Gasthaus heute heißt, daneben fränkische Küche von der Bratwurst bis zum Schweinebraten. Das Anwesen in der Hauptstraße hatte schon lange mit fränkischen Sinnenfreuden zu tun - in früheren Jahrhunderten wurde Bier gebraut - und passt daher gut zum Motto des diesjährigen Tags des offenen Denkmals. Bundesweit sollen «Historische Orte des Genusses» ins rechte Licht gerückt werden.

Neben dem Stadtlockal wird auch das Restaurant Zum Alten Zollhaus in der Hauptstraße 4 den Denkmalfans am Sonntag Einblick in die Geschichte des Hauses geben. Der Name des Restaurants weist tief in die Vergangenheit. Die mittelalterliche Stadtmauer verlief bis zum 15 Jahrhundert hier vorbei. Da liegt die Existenz einer Zollstation an dieser Stelle nahe. Christopher Kraus, Gastronom und Koch, wollte mit dem Namen an die Ursprünge erinnern.

Auf eine lange Brautradition kann die Bamberger Straße 9, heute Brauereigaststätte Eichhorn, zurückblicken. Ob schon seit 1595 (im Giebel vermerkt) Hopfen und Malz verarbeitet wurde, ist nicht gewiss. 1783 jedenfalls wird das Brauhaus des Paul Karl erwähnt. 1935 übernahm Konrad Greif, ein Bruder des damaligen Inhabers der Brauerei Greif, Brauerei und Gaststätte. Vorher hatte er das «Eichhorn» in der Vogelstraße betrieben.

Auch das älteste Haus Forchheims (1341) zeigt genießerische Spuren. «Cafe Kohlmann» stand bis vor kurzem noch in verwitterten Buchstaben an der Fassade der Hornschuchallee 30. Mit Kaffee und Kuchen war Ende der 50er Jahre Schluss. Mitte der 90er Jahre hatte das Landesamt für Denkmalpflege das Haus zum Abriss freigegeben. Doch Architektin Irmgard Ochs, die das Ensemble aus mehreren Häusern kaufte, saniert gerade und will dort wieder ein Cafe einrichten.

Den Geschmack fremder Welten konnte man als erstes in Forchheim in der Apothekenstraße 1 testen. Ein ehemaliger Schiffskoch servierte Pariser Hammelkotelett und das feinste Schaschlik der Stadt, erinnert sich Dieter George. Gerne lud man illustre Gäste dorthin ein, Sepp Herberger zum Beispiel. Heute haben Ingrid und Ralf Bahl das Haus wieder hergerichtet und betreiben die Tapasbar «Apo 1». Im Kern stammt das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert und war ein Stall.

Die «Kammerers Mühle» in der Wiesentstraße 10 trägt ihre ursprüngliche Nutzung auch als Restaurant noch im Namen. 1698 wurde das Haus von Martinus Burkhart errichtet, und war noch bis 1910 - da dann zur Puffmühle gehörend - in Betrieb. Heute hat sich das Gebäude auch als «Schiefes Haus» bei den Touristen einen Namen gemacht.

Anspruchsvoll gekocht wurde in der Hauptstraße 13 schon vor 400 Jahren. Damals geruhte Freiherr Friedrich Carl Karg von Bebenburg den zweiten Stock des Hauses zu bewohnen, wie ein Inschriftenstein im Erdgeschoss beweist. Im 18. Jahrhundert fuhren Kutschen durch die Arkaden, heute sitzen hier und im Gewölbe Gäste der Art-o-thek und lassen sich mit kleinen Happen und Wein verwöhnen. «Geboren» wurde das Gebäude wohl im 17. Jahrhundert noch als schlichtes Fachwerkhaus. Mitte des 18. Jahrhunderts bekam es eine prunkvolle Sandsteinverblendung. Gastronomin Sylvia Kiesewetter und ihr Mann Pedro sind als Liebhaber alter Gebäude in Forchheim bereits bekannt. Unter anderem haben sie eines der ältesten Häuser in der Stadt (Martinstraße) renoviert.

Ebenfalls am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen, ist ihr neuestes Projekt: Eine alte Scheune in der Wallstraße 6. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1832 und wird künftig zwei Wohnungen beherbergen. Der Clou an dem Haus ist das große Tor. Die Hausherren haben zwei Fenster einbauen lassen, die exakt mit den vorhandenen Fenstern im Erdgeschoss übereinstimmen. So lässt sich das Tor problemlos zur Seite schieben. Der frei werdende Raum kann als kleine Veranda genutzt werden.

Wallstraße 6 und Kapellenstraße 2 (Fuchsen-Krippe) gehören zu den Schmankerln, die Bauordnungsamtsleiter Gerhard Zedler den Bürgern zusätzlich zu den kulinarischen Stätten präsentiert. Die Kapellenstraße 2 ist durch die Krippenausstellung bekannt. Das Obergeschoss allerdings fristete seit Jahren ein Schatten-Dasein, die meisten Balken waren morsch. Brigitte und Wilfried Damrau aus Igensdorf sind derzeit mittendrin, das aus dem Jahr 1532 stammende Gebäude wieder auf Vordermann zu bringen. Ab 2010 soll es als Fotoatelier dienen.

Auf den Spuren geistigen Genusses kann man sich in der St.-Johannis-Kirche in der Zweibrückenstraße 40 begeben. Um 15 Uhr gibt es eine Führung durch das zwischen 1894 und 96 im neogotischen Stil erbaute Gotteshaus. Außerdem wird Dekanatskantorin Stephanie Spörl auf der Walkerorgel spielen. BEKE MAISCH

Gebäude, die aktuell keine Gaststätten sind, sind von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Die Besitzer sind vor Ort. In den Gaststätten hängen Plakate aus. Mehr über die Geschichte der Häuser erfahren sie in der Rubrik «Forchheimer Ansichten» auf nn-forchheim.de