Die Liebe war’s: Junges Theater sagt "Ja"

15.2.2020, 14:00 Uhr
Die Liebe war’s: Junges Theater sagt

© Foto: Udo Güldner

Fast drei Stunden ist man von Ulm nach Hirschaid unterwegs. Zu lange für Martin Borowski (40), der seine Freundin öfter sehen wollte. Im letzten Sommer zogen beide zusammen – nach Forchheim in den Schatten des Kellerwaldes. Eine einmalige Chance für das Junge Theater, das seit Jahren nach einem Theaterpädagogen sucht, der ganz normalen Menschen die Bühne schmackhaft machen kann.

Der erste Workshop soll bei maximal 20 Teilnehmern die Grundlagen legen, das Gefühl für die Macht der Sprache und ihre vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten vermitteln. Er richtet sich an Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: "In der kurzen Zeit können wir natürlich keine Profis aus den Leuten machen," so Borowski. Aber man könne Türen öffnen, die Angst vor dem Publikum nehmen, den Umgang mit den Worten üben. "Die Menschen sollen den Mut und viel Spaß dabei haben."

Schließlich bräuchte man auch im Alltag diese Fähigkeiten, bei Referaten in der Schule, bei Vorträgen im Beruf oder bei Reden im privaten Bereich. Worum es nicht geht ist das Auswendiglernen eines Textes oder auf der Bühne eine Rolle zu spielen.

Insbesondere für Familien gibt es, neben den Puppentheater-Tagen im Herbst, im Grunde kein attraktives Angebot, bedauert Hübschmann, der sich bei erfolgreicher Premiere aber vorstellen kann, dass solche Workshops regelmäßig über die Bühne gehen. "Die Hemmschwelle ist niedrig, weil man keinerlei Erfahrungen im Scheinwerferlicht braucht."

"Keine Experimente" - leider

Immerhin hat das Junge Theater auch einen Ruf zu verteidigen. Für Lorenz Deutsch scheiterte es neben der fehlenden Man-Power zum anderen auch an den finanziellen Möglichkeiten: "Wir konnten keine Experimente wagen." Da der Kulturkeller seit vielen Monaten sehr gut besucht wird und die Stadt ihren Zuschuss von jährlich 35 000 Euro leistet, entstehen nun Spielräume. Wie erfolgreich solche Projekte sein können, hat zuletzt das "shakespeare project" mit dem viermal ausverkauften "Sturm" gezeigt.

In Martin Borowski hat das Junge Theater nun jemanden gefunden, der sich mit der Nachwuchsförderung auskennt. In Danzig geboren und in Hamburg aufgewachsen, zog es ihn zum Studium der Theaterwissenschaften nach Bayreuth. In der Wagner-Stadt legte er folgerichtig den Schwerpunkt auf das Musiktheater. Er wurde dann Regieassistent an der Alster, unter anderem bei den Kammerspielen und dem Ohnsorg-Theater.

Nachdem er vor neun Jahren nach Ulm gewechselt war, interessierte er sich mehr und mehr dafür, Kinder und Jugendliche für die Bühne zu begeistern. Vier Jahre lang kümmerte er sich um das Jugend-Forum, brachte mit Theater-AGs die Bretter, die die Welt bedeuten, auch Schülern näher. Zugleich gab er im Bürgertheater Ulm all den Laien wertvolle Tipps, die keine Zeit oder Gelegenheit hatten, eine Schauspielschule von innen zu sehen. Diesen Graswurzel-Ansatz soll er nun auch in Forchheim verfolgen.

Im zweiten Workshop sind es maximal zehn Teilnehmer, die das Live-Hörspiel erarbeiten. Dabei sollen die beiden Kinderbücher Julia Boehmes rund um das Erdmännchen Tafiti und seinen besten Freund, das Pinselohrschwein eine Rolle spielen. Im Publikum sitzen dann nämlich Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter, die bestens unterhalten werden wollen.

Also gibt es Abenteuer, lustige und gefährliche, die von Freundschaft und Zusammenhalt erzählen. Es galt, eine Vorlage zu finden, die von Dialogen lebt, damit man mit verteilten Rollen vorlesen und in verschiedene Charaktere schlüpfen kann: "Da es sich um Tiere wie einen Löwen handelt, kann man sich hinter der Mähne verstecken und der Phantasie freien Lauf lassen", so Borowski. Das sei für den Laien einfacher, als eine menschliche Figur zu sprechen.

Damit es auch den Hörspiel-Charakter bekommt, ist ein Tonmaler vorgesehen, der mit Alltagsgegenständen die Geräusche macht, die man in der afrikanischen Savanne so erwartet. Knirschende Schritte mit einer Haarbürste, tröpfelnden Regen aus Reis oder platzende Bläschen einer Plastikfolie als knisterndes Feuer.

Sogar steppende Zebras bekommt man hin. Der Workshop für bis zu 20 Teilnehmer findet vom 7. bis 9. April, jeweils 16 bis19 Uhr im Jungen Theater statt. Der Nachfolge-Workshop vom 14. bis 17. April, ebenfalls 16 bis 19 Uhr. Die Gebühr beträgt einmalig 80 Euro (für JTF-Mitglieder 40 Euro). Anmeldung: workshop@jtf.de.

Das Live-Hörspiel "Tafiti" für Kinder ab 5 Jahren kann am 19. April um 15 Uhr im Jungen Theater besucht werden. Karten zu 4 Euro gibt es nur an der Theaterkasse.

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