Die OB-Kandidaten betreiben "Kaffeesatzleserei"

4.3.2020, 17:23 Uhr
Die OB-Kandidaten betreiben

© Foto: Florian Ritter

Ortsvorsitzender Manfred Hümmer ging auf das FW-Wahlkampfmotto ein: "Forchheims starke Mitte – Wir bewegen Forchheim". Dafür hatte man, durchaus provokant, Plakate mit den Farben der politischen Gegner geschaffen, um zu zeigen, dass man deren Kernpunkte auch im eigenen Wahlprogramm finden könne.

So wurde aus der starken Mitte auch mal die grüne Mitte, die soziale Mitte und die kulturelle Mitte Forchheims. Die Freien Wähler könnten Wähler aus allen demokratischen Lagern bedienen, nur für die Extremisten sei kein Platz, sagte Hümmer: "Zumindest in Bayern sind wir eine Volkspartei", verkündete er stolz.

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Er lobte auch den aktuellen Kinospot der Partei sowie den stark ausgebauten Auftritt in den elektronischen Medien. Kritisch sah er die "Plakatierungsorgie", die er in diesem Wahlkampf beobachtet habe. Die FW haben laut Hümmer nach Unwetterschäden auf neue Plakate verzichtet, um zur Plakatflut nicht weiter beizutragen. Besonders stolz war der Vorsitzende auf die Bilanz aus den letzten sechs Jahren: 20 Anträge habe man im Stadtrat gestellt, alle seien einstimmig angenommen worden.

Umweltminister Thorsten Glauber erklärte: "Die Kommunalwahl ist für uns Freie Wähler nach wie vor die wichtigste Wahl." Er lobte das Engagement des Ortsvereins und betonte die gute Zusammenarbeit zwischen München und der Region.

Zum Corona-Virus mahnte er, nicht die Ruhe und Gelassenheit zu verlieren. Deutschland allgemein und Bayern speziell seien medizinisch sehr gut aufgestellt, bisher habe man es geschafft, bei den ersten Fällen die Infektionskette durch Quarantäne zu durchbrechen: "Besonders beruhigt hat mich der gute Krankheitsverlauf bei den betroffenen Kindern, die kaum bis gar keine Symptome gezeigt haben."

Er betonte, dass das Thema Umweltschutz das aktuell wichtigste politische Feld für Wähler darstelle, egal in welcher Altersgruppe. Man müsse es schaffen, Themen wie Wirtschaftskraft dem nicht voranzustellen, sondern die Themen zu verknüpfen.

Auf der Kandidatenliste der Freien Wähler hat sich einiges getan. Nicht nur, dass die Partei dieses Mal keinen OB-Kandidaten aufstellt, zum ersten Mal sei die Liste auch für Kandidaten geöffnet worden, die nicht der Partei angehören. Man habe nicht immer nur "im eigenen Saft schmoren wollen", erklärte Hümmer. 50 Prozent der Liste sind Kandidatinnen. Insgesamt also 20, wobei Bianca Hofmann (Listenplatz 8) es am weitesten nach oben geschafft hat (die FW haben aktuell sechs Sitze im Stadtrat). Ebenso habe der Ortsverein junge Kandidaten aufzubieten wie Samuel Holzmann (Platz 12) oder Leonie Raithel und Verena Sitzmann (Plätze 37/38). Wieder zur Wahl stehen alle sechs Stadträte.

Beim Wahlprogramm steht die Sozialpolitik als das zentrale Thema auf der Agenda, speziell die kostenfreie Kinderbetreuung sowie ausreichender und bezahlbarer Wohnraum in allen Stadtteilen. Außerdem müsse man die Jugend mehr beachten und mehr Respekt zeigen, durch die Schaffung neuer Versammlungsplätze und Gemeinschaftsräume sowie ein Wahlrecht für Jugendliche ab 16 bei Kommunalwahlen.

Des Weiteren wurde auch über die Förderung des Ehrenamtes und von Vereinen gesprochen sowie die Digitalisierung der Stadtverwaltung ("smart city") und der Überarbeitung des ÖPNV um attraktivere Verkehrsoptionen zu bieten. Wichtig sei, bei neuen Bauprojekten einen Konsens mit dem Umweltschutz zu finden, Ausgleichsflächen innerhalb des Stadtgebietes zu schaffen und Grünflächen zu renaturieren.

Kritik übte Manfred Hümmer an der Diskussion um das Thema Verkehr in der Innenstadt: "Da wird zurzeit von allen OB-Kandidaten wild rumdiskutiert, aber es fehlt eine Faktenbasis, solange wir die nicht haben, ist das alles nur Kaffeesatzleserei." Man habe ein Gutachten zur Verkehrslage in der Innenstadt in Auftrag gegeben, danach könne man entsprechende Maßnahmen einleiten. Die FW wollen nicht die ganze Stadt auf den Kopf stellen, sondern ruhig und sachlich im Hintergrund arbeiten. Das sei die vernünftige Politik der Mitte, erklärte Manfred Hümmer.

Er sei hoffnungsvoll und wünsche sich, dass mindestens die sechs Mandate gehalten werden können. Da allerdings zwei der sechs Plätze in den letzten Jahren durch "Überläufer" entstanden sind, müsse man sich diese Plätze neu erkämpfen. Er glaube, "dass die Wähler die gute Arbeit unserer Partei sowie die sehr divers aufgestellte Kandidatenliste dieses Jahr honorieren werden".

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