Die Schulen platzen aus allen Nähten

5.8.2020, 06:00 Uhr
Die Schulen platzen aus allen Nähten

© Foto: Harald Hofmann

"Unsere Schule ist zu klein." Mit so einer Aussage müssen sich seit einiger Zeit etliche Gemeinden im Landkreis befassen.

Erweitern, neu bauen oder auslagern? Die Antworten darauf sind verschieden, die Ursachen dagegen relativ ähnlich. Besonders in den 1960er Jahren zählte der Neubau von Schulen zu einem der wichtigsten Vorhaben in den Kommunen. Dass heute vielerorts Engpässe bestehen, liegt daran, dass diese Gemeinden gewachsen sind – und dass sich die pädagogischen Anforderungen geändert haben.

Neunkirchens Bürgermeister Martin Walz beispielsweise war selbst Ende der 80er Jahre Schüler in der Grundschule am Deerljiker Platz. Das Gebäude war damals schon 30 Jahre alt. Walz besitzt ein Faksimile der Urkunde, die bei der Grundsteinlegung eingemauert worden ist – und die war am 1. November 1959.

Mit dem Bau wurden damals die Klosterschule (seit dem 15. Jahrhundert in demselben Gebäude) und die Brauhausschule zusammengelegt. Die Raumaufteilung sah so aus: Zehn Klassenzimmer, ein Werkraum, eine Lehrküche sowie eine Turnhalle. Damit war die Kommune, in der damals 2100 Einwohner lebten, auf dem neuesten Stand.

Durch die Gebietsreform kamen später allerdings etliche Ortsteile hinzu, die eigene Schulen hatten oder in Nachbargemeinden unterrichtet wurden. Die heutige Mittelschule wurde gebaut, und am Deerljiker Platz gingen schließlich nur noch die "Kleinen" zur Schule.

Doch die Zahl der Einwohner stieg kontinuierlich (heute wohnen 8500 Mensch in Neunkirchen). Und damit stieg auch die Zahl der Grundschüler. Inzwischen gibt es 13 Grundschulklassen, die Einrichtung ist durchgängig dreizügig, die Offene Ganztagsschule am Nachmittag muss dieselben Klassenräume nutzen. "Unsere Schule platzt aus allen Nähten", sagt Walz.

Seitdem im vergangenen Schuljahr sogar noch eine vierte Eingangsklasse gebildet werden musste, sind alle Räume dicht belegt. Dass bald wieder ein Jahrgang auf vier Klassen verteilt werden muss, wird immer wahrscheinlicher, nachdem auf dem Hemmerlein-Gelände Platz für gut 100 Wohnungen geschaffen werden soll. Außerdem steigen die Geburtenzahlen.

Noch höher ist der Druck in Spardorf. Das Schulhaus aus den 1960ern hat vier Klassenräume – bei aktuell sechs Grundschulklassen. Vor drei Jahren stellte die Gemeinde Container auf den Pausenhof, seit Herbst gibt es einen weiteren für die Offene Ganztagsschule.

Der Zuwachs kam vor allem durch das Neubaugebiet Spardorf-West, in dem sich viele junge Familien ansiedelten. Das wird vermutlich auch beim Gelände der früheren Ziegelei passieren. Zwar werden dort Riegelbauten mit kleinen Wohnungen errichtet. Der nördliche Teil ist aber für Einzelhäuser geplant.

Seit dem Umbau und der Generalsanierung 2006 hat Baiersdorfs Grundschule, die ebenfalls in den 1960ern gebaut worden ist, zwölf Klassenräume. Und die reichen geradeso aus für die dreizügige Grundschule. Raumprobleme gibt es hier zum Beispiel bei der Mittagsbetreuung: Sie wurde für drei Gruppen eingerichtet. Die Lernwerkstätten, also Räume, in denen Material bereitsteht, mit dem die Kinder selbstständig Themen erarbeiten können, gab es zur Zeit des Umbaus noch gar nicht.

Neunkirchen hat sich für einen Neubau entschieden. Ausschlaggebend für den schnell gefallenen Entschluss waren nach Bürgermeister Walz die Mietkosten für Interims- Container, die bei rund einer Million Euro lagen. Spardorf kombiniert einen Neubau mit einem Umbau. Baiersdorf hat noch nicht entschieden, ob am alten Standort erweitert oder eine neue Schule im Stadtosten gebaut werden soll.

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