Schließung

Die Stadt-Apotheke in Ebermannstadt macht dicht

29.5.2021, 06:04 Uhr
Die Stadt-Apotheke in Ebermannstadt macht dicht

© Foto: Philipp Rothenbacher

"Ich mache aus privaten Gründen meine geliebte Stadt-Apotheke zum 31. Juli zu, um zu meiner geliebten Frau in die Nähe von Aschaffenburg zu ziehen", sagt Redmann. Zum Hintergrund: Seine Frau ist ebenfalls Apothekerin und übernimmt in der unterfränkischen Ortschaft Schöllkrippen die Apotheke ihrer Eltern.

Leicht fällt Redmann dieser Schritt nicht. Er hat nach eigenen Angaben rund eineinhalb Jahre lang versucht, einen Nachfolger für Ebermannstadt zu finden: "Die oberste Prämisse für mich war, die Apotheke nicht zu schließen, auch um die Arbeitsplätze zu sichern." Das hat nicht geklappt: Es sei "mühsam, für eine Apotheke einen Nachfolger zu finden, auch wenn sie wirtschaftlich gesund ist." Den Hauptgrund sieht Redmann darin, dass sich "sehr viele angestellte Kollegen die Selbstständigkeit nicht zutrauen, Stichwort: überbordende Bürokratie." Auch die politischen Einflüsse sind aus Sicht von Redmann konktraprodtiv, etwa die Zulassung von Online-Apotheken.

Mit der Schließung der Stadt-Apotheke in der Hauptstraße endet in Ebermannstadt eine Ära: Sie hat eine Geschichte, die bis ins Jahr 1833 zurück reicht. Auch ihre Telefonnummer "333" belegt das hohe Alter der örtlichen Institution – sie ist nur dreistellig.

"Ich bedauere es immer, wenn ein Kollege und Dienstleister vor Ort wegfällt", sagt Frank Heidenreich von der Breitenbach-Apotheke in Ebermannstadt zum Aus der Stadt-Apotheke. Den Betrieb von Christian Redmann betrachtet Heidenreich nicht als Konkurrenz: "Meine Konkurrenten sind zwei niederländische Online-Versender." Aus Heidenreichs Sicht haben es niedergelassene Apotheken gegen die Internetriesen im Ausland schwer: Diese dürften den Kunden etwa Rabatte auf rezeptpflichtige Medikamente geben, was niedergelassenen Apotheken in Deutschland bei Strafe verboten sei.


Eine Tradition endet: Gasthaus Schütz in Unterweilersbach schließt.


Das "elektronische Rezept", das zum 1. Januar 2022 das herkömmliche Rezept auf Papier ersetzen soll, "wird die Perspektiven für die Vor-Ort-Apotheken weiter verschlechtern", befürchtet Frank Heidenreich. Er habe sich unter anderem aus diesem Grund dagegen entschieden, den Betrieb von Redmann in der Hauptstraße selbst als Filiale zu übernehmen. Für Ebermannstadt sei die Schließung ein Verlust: "Ich bedaure das sehr, dass so eine schöne alte Apotheke verschwinden wird", sagt Heidenreich.

Rückzug aus dem Globus

Emotional reagiert auch Bürgermeisterin Christiane Meyer: "Das ist die Apotheke meiner Kindheit, da hängen viele Erinnerungen dran." Wenn sich doch noch ein Nachfolger fände, "würde mich das sehr freuen, die Stadt-Apotheke ist für Ebermannstadt etwas Besonderes." Allerdings ist Meyer auch dafür, dass "nur" ein anderer Laden dort einzieht, "guter Hoffnung, denn das ist ein attraktiver Standort und die Innenstadt entwickelt sich gerade sehr gut." Die Bürgermeisterin geht davon aus, dass der Leerstand in der Hauptstraße nicht von langer Dauer sein wird und wünscht sich, dass sich "im Idealfall ein Frequenzbringer" dort ansiedelt. Die Lage sei dafür prädestiniert, meint Meyer.


Schließungen fallen nicht vom Himmel - Ein Kommentar


Auch die Hausener Apothekerin Heike Krammel wird in Kürze einen Standort aufgeben: Sie zieht sich aus der Apotheke im Forchheimer Globus Ende Juni zurück. Am 1. Juli eröffnet sie dafür eine neue Filiale in Heroldsbach. Wie es mit dem Standort im Globus weiter geht, ist unklar: "Ich weiß nicht, ob der Globus einen Nachfolger gefunden hat." Die Firma Globus wollte sich zu dieser Frage bis Redaktionsschluss nicht äußern.

Trend setzt sich fort

Den Ausschlag für den Rückzug von Krammel aus Forchheim gaben die Öffnungszeiten der Läden im Globus-Zentrum: "Es ist nicht so einfach, Fachpersonal zu finden, das auch am Samstag bis 20 Uhr arbeiten will." Dieses Problem habe sie in der neuen Filiale in Heroldsbach, die am 1. Juli eröffnen soll, jedenfalls nicht, so Krammel.

Aus Sicht des Bayerischen Apothekerverbands in München setzt sich mit diesen Neuigkeiten aus dem Landkreis Forchheim ein schon lang andauernder Trend fort: "Seit über zehn Jahren sinken bundesweit und auch in Bayern die Zahlen der Apotheken", sagt Thomas Metz. Seit 2009 sind laut Metz, der Pressesprecher des Verbands ist, über 400 Apotheken in Bayern verschwunden. Die Gründe dafür seien vielschichtig, aber "eine Rolle spielen die Versand-Apotheken im Internet".

6 Kommentare