Die Tage des Bratwursthäuslas sind gezählt

20.9.2014, 07:00 Uhr
Die Tage des Bratwursthäuslas sind gezählt

© Foto: Roland Huber

Pächter der Alten Wache ist Haldun Yildirim, ein Buckenhofener mit türkischen Wurzeln. Letzten März kandidierte er auf der Liste der CSU für den Stadtrat, hat den Sprung ins Rathaus aber nicht geschafft. Trotzdem feierte Parteifreund und Oberbürgermeister Franz Stumpf seinen Stichwahl-Sieg „drohm Haldun“, also in der Alten Wache.

Bratwürste vom Buchenholzgrill konnte Yildirim seinen feierlustigen Gästen da schon nicht mehr bieten. Dabei bildete dieses Schmankerl geradezu das Kerngeschäft der als Bratwursthäusla nach Nürnberger Muster umgestalteten Alten Wache. Yildirim als alteingesessener fränkischer Betreiber des „Schnitzelhauses“ und als früherer Wirt der Sportgaststätte des VfB schien die ideale Wahl zu sein für den Pächter, die Tucher-Bräu aus Nürnberg.

Überraschung im Dach

Rund eine halbe Million Euro investierte der Braukonzern in den Umbau des 200 Jahre alten Gebäudes. Kurz vor der Eröffnung im Dezember 2012 dann die Überraschung: Im Dach zeigten sich mehr Schäden als gedacht. Auch die Stadt als Eigentümerin musste nachfinanzieren. Insgesamt 180 000 Euro hat sie in den gewünschten Bratwursttempel gesteckt (nebenbei bemerkt: Die lokalen Brauereien hätten den ersten Zugriff auf die Alte Wache gehabt, verzichteten aber). Also brutzelten erst im Februar 2013 die ersten Nürnberger auf dem Rost.

Anfangs rauchte der Schlot tatsächlich. Vor allem aber dampfte es drinnen: „Wie in einer Räucherstube war das“, sagt Yildirim heute. Von Anfang an habe die Lüftung nicht richtig funktioniert. Die Gäste hielten den Rauch nicht mehr aus und blieben weg. Bis auf Yildirims engste Freunde, die bis zuletzt ihre Mittagspause hier verbrachten.

Neun Monate lang, erzählt Yildirim, habe allein das Beweissicherungsverfahren gedauert in Sachen Lüftung. Der Bezirkskaminkehrermeister persönlich habe ihm den Buchenholzgrill gesperrt. Die Technik sei „von Anfang an falsch geplant worden“. Und deswegen hat die Brauerei nun auch einen Handwerker mit der Reparatur beauftragt. In der Zwischenzeit hängte der Wirt Zettel unterschiedlichen Inhalts auf. Mal sollte es nach dem Annafest weitergehen, mal im September. In den einschlägigen Online-Quatschbuden wurde unter Bezugnahme auf gescheiterte Geschäfte der Vergangenheit und auf seine türkischen Wurzeln regelrechter Rufmord am Wirt betrieben. Er lächelt das weg: „Die Leute reden sowieso.“

Doch jetzt nennt er auf seinem handgeschriebenen Zettel am Eingang keinen Zeitraum mehr und das ist auch gut so. Denn: Es kann noch dauern. Yildirim will kein Bratwursthäusla mehr in der Alten Wache. An die Stelle eines Buchenholz- rückt ein Gasgrill. Damit ist der Clou weg: „Bratwürste aus der Pfanne kann ich mir zu Hause auch machen“, sagt Yildirim ganz unromantisch.

Wenn die Lüftung bei Abnahme Ende des Monats einwandfrei funktioniert, will er sich im Oktober mit Tucher zusammensetzen und über ein neues Konzept sprechen. Noch will Yildirim nichts verraten, aber die Zielgruppe soll jünger werden: „18 bis 35 Jahre.“ Dem Vernehmen nach sollen Burger und Steaks auf die Teller kommen. Das Alleinstellungsmerkmal in Sachen Speisenangebot kommt der Alten Wache damit abhanden. Denn das In-Gericht Burger bieten andere Innenstadthäuser schon länger an, genauso wie Steaks.

„Nicht glücklich darüber“

„Wir sind auch nicht glücklich über die Situation, mischen uns aber nicht ein“, sagt Gerhard Zedler, Chef des städtischen Bauamtes.

Stammkunde Stefan Schick, Textilhändler um die Ecke am Marktplatz, CSU-Stadtrat und Sprecher der Werbegemeinschaft, hatte der Wiederbelebung der Alten Wache Anfang 2013 einen großen Stellenwert eingeräumt: Zusammen mit den neuen Läden am südlichen Paradeplatz erwarte die Kunden an diesem Eck ein „pulsierendes Konsumleben“, die „Lücke im Shoppingrundgang“ durch die Stadt werde geschlossen. Diese Hoffnung, sagt er heute ernüchtert, habe sich leider nicht erfüllt.

Den Besuchern der Stadt, so Schick, biete sich anstelle eines pulsierenden Konsumlebens leider „ein trostloses Bild“, das sich natürlich „nachteilig“ auswirke: „Die Stimmung ist nicht besonders schön.“ Er setze jetzt auf Yildirims neues Jugend-Konzept, zu dem neben Burger und Steaks auch „abends gute Musik“ gehöre.

Die Tucher-Bräu war aus Urlaubsgründen gestern nicht in der Lage, zur Alten Wache Stellung zu beziehen.

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