Dieser Egloffsteiner ist einer der letzten Wanderschäfer in der Region

4.4.2021, 06:01 Uhr
Dieser Egloffsteiner ist einer der letzten Wanderschäfer in der Region

© Foto: Annika Falk-Claußen

Die Osterzeit bedeutet Hochsaison für Schäfer. Im modernen Schlachtraum von Georg Distler ist derzeit durchgehend Betrieb. Außerdem werden neue Lämmer geboren, die versorgt werden müssen. Der Schäfer aus Egloffstein beliefert Metzgereien, auch Privatpersonen holten sich in den vergangenen Tagen ihre Osterlämmer ab.

Die kurzfristig von der Bundesregierung verkündeten Änderungen mit dem Gründonnerstag als Feiertag, die dann wieder zurückgenommen worden sind, sorgten für zusätzlichen Stress. Die Metzger riefen reihenweise bei Georg Distler an und wollten das Lammfleisch früher als zuvor bestellt. "Wir arbeiten mit Lebewesen und haben es mit Natur zu tun, da ist nicht immer alles planbar", sagt der Schäfer.

Viel Handarbeit

Schäferei bedeutet viel Handarbeit. Sowohl die mobilen Zäune ziehen, wenn die Wanderschafherde von Wiese zu Wiese zieht, als auch das Schlachten auf dem Hof. Die Lämmer, die rund um Weihnachten geboren worden sind, werden jetzt geschlachtet. Die Lämmer, die rund um Ostern geboren werden, dürfen ab Mai mit der Herde nach draußen. Die rund 400 Schafe beweiden dann große Bereiche um Egloffstein und am Walberla.

Dieser Egloffsteiner ist einer der letzten Wanderschäfer in der Region

© Foto: Annika Falk-Claußen

Einige Schafe waren bis vor wenigen Wochen noch draußen. "Das kommt immer aufs Wetter an", so Georg Distler. Doch jetzt mussten sie geschoren werden, damit sie mit neuem Fell wieder nach draußen können. Die geschorene Wolle lagert jedoch größtenteils im Lager auf dem Dachboden der Scheune. 50 Cent pro Kilogramm Wolle gibt es aktuell. Sechs Euro kostet das Scheren, ungefähr drei Kilogramm Wolle gibt ein Schaf. "Verschenken werde ich die Wolle nicht", sagt Distler, der früher mal 80 Prozent der Einnahmen durch die Wolle erzielt hat.

Einer von nur noch zehn Schäfern in ganz Oberfranken

Georg Distler ist einer von nur noch zehn Schäfern in ganz Oberfranken. "Das größte Problem ist die Betriebsnachfolge", weiß der Schäfer, der zwei Söhne hat. Alexander (17) und Hans (16) helfen fleißig im Betrieb mit, machen aber erst mal eine Ausbildung und können sich danach entscheiden, ob sie die Schäferei übernehmen wollen.

Distler hält Burenziegen und züchtet Merinolandschafe. "Diese Rasse ist die vielseitigste, sie halten die Witterung draußen aus und produzieren gutes Fleisch."

Eine weitere Herausforderung für die Schäfer sind seit Jahren die Flächen, die bereits vergeben sind oder für das Betreiben der vielen Biogasanlagen benötigt werden: "Wir sind das schwächste Glied in der Kette", sagt Distler. Die Landwirte brauchen die Flächen selbst, bei der Pacht könne der Schäfer nicht mithalten.

Und besonders kritisch dürfe man sich auch nicht zeigen, wenn man subventionsabhängig sei, so Distler. Auch zum Wolf äußert es sich nur vorsichtig: "Der Wolf ist ein geschütztes Tier, das vor 200 Jahren ausgerottet worden ist", sagt Distler, der nichts gegen den Wolf hat, wenn er in einer geeigneten Umgebung lebe.

Kein Herdenschutzhund

Hier sei die Besiedlung zu hoch, außerdem gebe es Regeln, die es schwer machten. Beispielsweise könnte man den Wolf theoretisch in sicherer Entfernung zur Herde mit Schlachtabfällen füttern, jedoch sei das in der EU verboten. Er bekomme jetzt wolfssichere Zäune vom Wolfskompetenzzentrum aus Hof finanziert.

Einen Herdenschutzhund lehnt Distler ab. Zu gefährlich seien diese Hunde, wenn – wie in der Fränkischen Schweiz – auch viele Wanderer und Mountainbiker an den Schafherden vorbeikommen. Er arbeitet klassisch mit Altdeutschen Schäferhunden, die nachts nicht bei der Herde bleiben. "Das Problem ist, dass uns bald keiner mehr versichert", so Distler. Denn die Gefahr, dass der Wolf in eine Herde eindringt, den Zaun zerstört, die Schafe ausbüchsen, auf die Straße laufen und es zu Unfällen kommt, ist ebenso groß wie dass der Wolf die Schafe reißt.

Georg Distler liebt seinen Beruf. Wer ihn beobachtet, wie er ein wenige Stunden altes Lamm dazu bringt, bei seiner Mutter zu trinken, erkennt die Leidenschaft für die Schäferei – auch wenn es knochenharte Handarbeit ist.

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