Kinderbetreuung bewegt

Digitales Rathaus: Egloffstein lädt zur Online-Bürgerversammlung

5.12.2021, 17:00 Uhr
Die Kita erweitern oder in der Schule Räume schaffen? Darüber waren sich die Teilnehmer der Bürgerversammlung nicht einig. Fest steht nur: Es muss sich etwas tun in Sachen Kinderbetreuung. 

© Foto: Rolf Riedel Die Kita erweitern oder in der Schule Räume schaffen? Darüber waren sich die Teilnehmer der Bürgerversammlung nicht einig. Fest steht nur: Es muss sich etwas tun in Sachen Kinderbetreuung. 

Der Bürgermeister hatte seine Bildschirm-Präsentation unter das Motto „ZDF“ gestellt, was keine Anspielung auf das Zweite Deutsche Fernsehen sein sollte, sondern schlicht „Zahlen Daten Fakten“ hieß. Eingangs ging informierte er über die Einwohnerentwicklung, die Finanzen des Marktes in den zurückliegenden Jahren sowie über abgeschlossene und anstehende Projekte. Auch über die Personalstruktur informierte der Gemeindechef ausführlich. Am Ende gab es Raum für einen regen Gedankenaustausch, was von den Teilnehmern insbesondere zum Thema Kinderbetreuung auch ausgiebig genutzt wurde.

Durchaus interessant ist die Einwohnerentwicklung: von einem Schwund ist Egloffstein offensichtlich nicht betroffen. Im Gegenteil, in den letzten zehn Jahren hat sich die Einwohnerzahl von 1979 auf derzeit 2131 erhöht, was einem Zuwachs von acht Prozent entspricht. Die düstere Prognose des damaligen Erlanger Geologieprofessor Werner Bätzing aus dem Jahr 2008, der einen empfindlichen Schwund vorhergesagt hatte, ist zum Glück für den Markt Egloffstein nicht eingetreten.

Auch die finanzielle Situation ist sehr beruhigend, einer der größten Einnahmeposten, der Anteil der Gemeinde an der Einkommenssteuer betrug im Jahr 2021 insgesamt 1,31 Millionen Euro, die Schlüsselzuweisung lag mit 0,98 Millionen Euro nur knapp unter der Millionengrenze.

Zwei solide Einnahmeposten sind auch die Grundsteuer mit 234.000 Euro und die Gewerbesteuer mit 280.000 Euro. Auch die Schulden konnten seit dem Jahr 2007 signifikant zurück geführt werden: von einst 3,71 Millionen Euro auf 650.000 Euro. Das sind respektable 82 Prozent. Damit hat sich die Pro-Kopf-Verschuldung, die vor zehn Jahren noch 1839 Euro betrug, auf 311 Euro reduziert.

Bürgermeister Förtsch legte aber in seiner Darstellung auch Wert darauf, dass der Betrachter nicht außer Acht lassen sollte, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren auch runde zehn Millionen Euro in die Infrastruktur investiert und damit die Grundlagen für ein funktionierendes Gemeinwesen geschaffen hat. Für Schule, KiTa und Soziales wurden allein fünf Millionen Euro investiert, in die Wasserversorgung noch einmal zwei Millionen Euro. Die rundum soliden Finanzen haben natürlich auch höhere Abgaben zur Folge, allein die Kreisumlage hat sich um 300.000 Euro erhöht.

Die vielgestaltigen Projekte, die von der Gemeinde in dieser Zeit geschultert wurden, wollte das Gemeindeoberhaupt aber auch nicht aus dem Blick verloren wissen. So war der Breitband-Ausbau eines der Vorzeigeunternehmen, ebenso wie die nicht unerheblichen Straßensanierungen, die wenigstens 2,2 Millionen Euro beansprucht haben.

Die erfreulich ansteigenden Geburtenraten, der Zuzug junger Familien, haben die Kinderbetreuung im Markt zu einem zentralen Thema werden lassen. Obwohl ein nicht geringer Gebührenzuschuss durch den Freistaat zu verzeichnen war, hat der erhöhte Betreuungsbedarf zu Überlegungen geführt, die schon im Jahr 2018 begannen und inzwischen zu teils kontroversen Diskussionen in der Öffentlichkeit und auch im Ratsgremium geführt haben.

Insbesondere die Art der Betreuung für Kinder im Grundschulalter wurde sehr ausführlich diskutiert. Der Elternbeirat startete deswegen eine Umfrage, die schließlich zum Ziel hatte, die bis dahin im Markt bewährte Betreuungsform „Hort“ am Standort in der KiTa in der Talstraße fortzuführen. Im Laufe des Jahres 2019 entbrannte auch in Teilen der Bürgerschaft eine sehr emotional geführte Diskussion darüber ob der Hort in der KiTa die richtige Form der Nachmittagsbetreuung wäre, auch das teilweise zu bestimmten Zeiten ungenutzte Schulgebäude war für diesen Zweck vorstellbar.

Auch die Erweiterung der KiTa nahm großen Raum sowohl im Rat wie auch in der Bürgerschaft ein. Das führte sogar zu einem Wechsel der Architekten, weil dem Erbauer des seinerzeitigen Gebäudes inzwischen das Vertrauen entzogen worden war. Die Angelegenheit hat bis zum heutigen Tage noch keinen Abschluss gefunden.

Das vierte Großprojekt stellt die Sanierung des Freibades dar. Der Investitionsbedarf von 2,6 Mio Euro macht den Einsatz größtmöglicher Fördermittel notwendig, deren Beschaffung sich zunehmends immer schwieriger gestaltet.

Auch die drei gemeindeeigenen Wasserversorgungen lassen wie auch in anderen Gemeinden einen Ringschluss notwendig werden, der ebenfalls noch zur Bewältigung ansteht. Schließlich steht noch ein weiteres Großprojekt ins Haus: Der Städtebau, exemplarisch die Sanierung und Umgestaltung des alten Rathauses. Inzwischen hat der dafür ausgeschriebene Architektenwettbewerb vorzeigbare Ergebnisse zu Tage gebracht.

Im Anschluss an die Präsentation war Zeit für Diskussion. Die Teilnehmer zeigten sich im Großen und Ganzen zufrieden darüber, dass in der Pandemiezeit ein solcher Gedankenaustausch überhaupt möglich war. Die deutlich meisten Diskussionsbeiträge hatte wie zu erwarten war, das Thema „Kinderbetreuung“. Dabei teilen sich zwei Meinungsstränge, wovon der eine Teil die Sanierung und Erweiterung der etwa 2,4 Millionen Euro teueren KiTa bevorzugen würde, während der andere Teil die Meinung vertritt, dass auch im Schulhaus genügend Ressourcen zu wecken wären. Ein salomonisches Urteil darüber, das auch die miteinander im Clinch liegenden Parteien wieder einen könnte, wird noch gesucht.

Auch der Bürgermeister hatte nach Beendigung den Eindruck gewonnen, dass es sich um eine wiederholbare und gute Veranstaltungsform gehandelt habe, die einen insgesamt harmonischen Verlauf genommen hatte.

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