Dormitz: "Tellerrandfestival" auf dem Fußballplatz

27.5.2019, 17:49 Uhr
Dormitz:

© Foto: Nina Eichenmüller

Drei Tage lang wurde bei strahlendem Sonnenschein zu elektronischen Klängen und Live-Musik getanzt. Um die 700 Besucher reisten nach Dormitz und feierten mit ihren Freunden. Veranstalter des Festivals war "Tiefgang Events" von Heiko Ehrenberger und Hannes Bischoff aus dem Kreis Neumarkt in der Oberpfalz.

Sie veranstalten schon länger beliebte Open-Air-Partys in Nürnberg und Umgebung und wagten sich mit dem dreitägigen Festival an ein etwas größeres Projekt. Die Nürnberger Johannes Weichelt und Leonard Rubin sind ebenfalls Freunde von guter Musik und ausgelassenen Partys und unterstützten "Tiefgang Events" beim Tellerrand-Festival.

Bis alles stand und ein passender Austragungsort gefunden wurde, habe es allerdings eine Weile gedauert, so Julia Gruber, die das Festival mitorganisiert hat: "Wir mussten erst einmal ein passendes Gelände finden, haben dann aber viel Zuspruch und Unterstützung von Bürgermeister Holger Bezold hier aus Dormitz erhalten.

Nachdem klar war, dass wir es hier machen, haben wir angefangen, mit viel Liebe alles aufzubauen. Wir haben zum Beispiel Sitzgelegenheiten aus Paletten gebaut. Dafür haben wir das Holz zusammengenagelt, geschliffen und geflämmt. Wir haben die Bars und Bühnen aus Holz gebaut und bunt angestrichen, um es uns hier richtig schön zu machen."

Besonders wichtig sei dem Festival-Team dabei gewesen, alles aus Holz zu produzieren, beispielsweise gebrauchte Lampenschirme für die Dekoration zu verwenden und ein nachhaltiges Event zu veranstalten. Zum Duschen durfte ausschließlich Naturseife verwendet werden, es gab hauptsächlich regionales, vegetarisches Essen und mehrmals täglich wurde der Müll weggeräumt, um den Platz am Ende sauber zu hinterlassen, so Julia Gruber.

Dormitz:

© Foto: Nina Eichenmüller

Am Freitagmittag war es dann so weit und die Tore des Tellerrand-Festivals öffneten sich für Besucher. Trotz bestem Wetter hielt sich der Ansturm in Grenzen, erst am späten Abend füllten sich die Plätze vor den Bühnen. Die Band "We brought a penguin" aus Nürnberg spielte an der Hauptbühne entspannten Indie Surf Pop, während am DJ-Pult Bato die Leute zu elektronischer Musik tanzen ließ.

Der Samstag brachte dem Festival-Team neben noch mehr Sonnenschein auch zahlreiche Besucher. Am Nachmittag war der Campingplatz voll mit Zelten und Camping-Bussen. Rings herum wurde an den Bühnen getanzt oder im Workshop-Zelt miteinander Musik gemacht. Verschiedene Kollektive konnten sich in das Festival-Programm einbringen. Die Leute von "Sitara" aus Nürnberg gaben Nähkurse, spielten Improvisations-Theater miteinander, bedruckten T-Shirts und stellten mit den Leuten nachhaltiges Deo aus Maisstärke, Kokosöl und Backnatron her.

Gegenüber hatte sich das Kollektiv "Laissez-Faire" mit Hängematten und aufwendiger Dekoration präsentiert. Ein alter Traktor wurde zur Eisenbahn umgestaltet und in den Bäumen hing eine riesige bemalte Eule, die ihre Flügel über die Besucher spannte. Hier konnte jederzeit zu elektronischer Musik getanzt und entspannt werden.

Die Mühe und Arbeit der Organisatoren spürte jeder der Besucher: "Es ist so eine lockere und friedliche Atmosphäre, in dem ganzen Gelände steckt so viel Liebe drin, es gibt so viel zu entdecken und besonders cool finde ich, dass die Musik sehr abwechslungsreich ist und auch Bands spielen", so Elena aus Nürnberg.

Den Abend läutete die Band "Leiden" mit Punk-Rock-Musik auf der Live-Bühne ein. Zu den Songs hüpften und tanzten die Festival-Besucher ausgelassen. Etwas ruhiger wurde es danach bei "Brickwater", die mit Gitarren und Mundharmonika ihre Songs präsentierten. Viele der Bands und DJs kamen aus Nürnberg oder aus der Gegend von Neumarkt. "Uns war es wichtig regionalen Künstlern die Chance zu geben, vor unserem Publikum zu spielen", so Julia Gruber.

Bis 2 Uhr nachts spielte die Musik, danach musste den Anwohnern Ruhe gegönnt werden. Im Vorfeld gab es bereits Gegenwind von Bürgern, so Julia Gruber, die ihr Dorf für keinen passenden Austragungsort eines Festivals hielten.

Um zu zeigen, was sie in Dormitz veranstalten, lud das Festival-Team alle Anwohner am Donnerstagabend zum gemeinsamen Grillen ein. "Ich hoffe, dass diejenigen, die ein Problem mit unserem Festival haben, mal vorbeigekommen sind und gesehen haben, dass es hier harmonisch zugeht und wir auf Sauberkeit bedacht sind", so Julia Gruber.

Keinerlei Berührungsängste hatte am Sonntagvormittag der Musikverein Effeltrich. Sie marschierten mit ihrer Blaskapelle um 11 Uhr über den Campingplatz und weckten alle für das gemeinsame Weißwurstfrühstück. In ihren traditionellen Trachten standen die Musiker vor den jungen Leuten, die Pluderhosen und Dreadlocks trugen. Im Takt klatschten und tanzten die Festival-Besucher um die Musiker herum und scheuten sich nicht, auch zu solcher Musik zu feiern. Selbst der Musikverein Effeltrich war begeistert von dem Auftritt. So viel Applaus und so ein junges, emotionales Publikum hätten sie noch nie gehabt.

"Die Größe des Festivals ist perfekt, man merkt, dass alles mit so viel Liebe gemacht wurde und ich war erstaunt, wie schnell hier Probleme gelöst werden. Es hat mir super gut gefallen und ich würde nächstes Jahr auf jeden Fall wiederkommen", so Robin aus Nürnberg.

Auch die Veranstalter wollen das Festival fortsetzen und hoffen auf eine gute Bilanz, um im nächsten Jahr wieder über den Tellerrand blicken zu können.

 

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