Ebermannstadt: Parken verdirbt so manchem den Appetit

24.3.2019, 08:00 Uhr
Mit einem neuen Parksystem hatte die Stadt Ebermannstadt zwei Ziele: Für einen erhöhten Umschlag und mehr Ordnung zu sorgen.

© EDUARD WEIGERT Mit einem neuen Parksystem hatte die Stadt Ebermannstadt zwei Ziele: Für einen erhöhten Umschlag und mehr Ordnung zu sorgen.

Der 2. Mai 2018 hat eine Wende in Ebermannstadt signalisiert. Zumindest eine für parkplatzsuchende Autofahrer. Seit diesem Zeitpunkt gilt: Wer in der Hauptstraße oder am Marktplatz in der Innenstadt parkt, kann das mit einer Parkscheibe 60 Minuten lang kostenlos tun, danach droht ein Strafzettel. Vorher mussten Parkende ein Ticket am Automaten ziehen und bezahlen.

Als der Mai 2018 in punkto Parkplatz in Ebermannstadt alles neu gemacht hatte, informierte die Stadt die Öffentlichkeit und Autofahrer mit Flyern über die neue Regelung. Das Zentrenmanagement hat 1000 Parkscheiben mit Informationen zum neuen System verteilt. Heute, fast ein Jahr später, sorgt das noch immer für Unmut. Weniger bei den Autofahrern, von ihnen sind zumindest keine Klagen zu hören, vielmehr von Gastronomen in der Innenstadt. Sie waren es, die schon vor einem Jahr von einem „tödlichen Konzept“ gesprochen haben

Ärger Luft gemacht

In einem Brief von Januar haben sie ihrem Ärger zuletzt Luft gemacht und Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) ihr Leid geklagt. Ihr größter Kritikpunkt bleibt die auf 60 Minuten beschränkte Parkzeit in der Hauptstraße und am Marktplatz. „Unserer Auffassung nach ist dies gerade für uns Wirte ein zu knapp bemessener Zeitraum, da unsere Gäste bislang meist eine längere Verweildauer in unseren Lokalen haben, auch am Sonntag und Feiertag“, schreiben sie. Die Regelung gilt täglich von acht bis 18 Uhr. „Somit erleiden wir einen Umsatzverlust und auch die Aufenthaltsdauer der Gäste leidet darunter“, heißt es im Brief, unterschrieben von fünf Betrieben: Schwanenbräu, Resengörg, Sonne 29, Gasthof Post und dem Bierbrunnen.

Das neue System soll unter anderem die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz rund um die Eiscafés steigern.

Das neue System soll unter anderem die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz rund um die Eiscafés steigern. © EDUARD WEIGERT

Nach Gesprächen mit einigen dieser Gastronomen wird klar, dass der erwähnte Umsatzverlust nicht von allen Wirten, die den Brief unterschrieben haben, derart dramatisch gesehen wird, wie es zunächst scheint. So sagt Schwanenbräu-Chef Wilhelm Dotterweich, dass bei einer Parkdauer von 60 Minuten zwar schon mal der Cappuccino bei den Gästen nach dem Essen hinten herunter falle, dies aber „nicht spielentscheidend“ für den Gesamtumsatz ist. Kritischer sieht das der Betreiber des Hotels und Gasthofes Resengörg.

Bürgermeisterin Meyer auf NN-Nachfrage: „Mich hat der Brief in diesem Ton verwundert.“ Nicht nachvollziehen kann sie die Kritik, die Wirte seien nicht ausreichend über die neue Parkplatzregelung informiert worden. Neben den Infokampagnen von Zentrenmanagement und Händlern sei das Thema auch mit Gastronomen ausführlich in der Lenkungsgruppe des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (Isek) diskutiert worden.

Stadt ist Pro Verkehrskontrolle

Als Reaktion auf das Schreiben hat Meyer die Wirte zu einem Gespräch eingeladen. Das fand im Februar statt. Meyers Fazit ist ernüchternd. Es sei schwierig gewesen, einen Kompromissvorschlag zu finden. Während sich mancher Wirt über die neue Regelung ärgert, ist das Fazit bei den Händlern ein positives. So fasst jedenfalls Andreas Kirchner, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in der Stadt, die Rückmeldungen der Geschäftstreibenden zusammen. Der Umschlag sei erhöht worden, es gebe keine Dauerparker mehr. „Wer in der Stadt einkaufen und sein Auto abstellen möchte, weiß jetzt, dass er sehr wahrscheinlich auch einen Parkplatz bekommt“, sagt Kirchner.

Nicht nur eine neue Parkplatzregelung ging im Mai 2018 an den Start. Seitdem lässt Ebermannstadt den ruhenden (Parkende) und fließenden Verkehr von einem kommunalen Park- und Verkehrsüberwachungsdienst kontrollieren. „Das Ergebnis zeigt uns, dass es richtig war, die Parkraumüberwachung einzuführen“, sagt Kirchner. „Die Wildparkerei konnte eingedämmt werden, die Aufenthaltsqualität am Marktplatz hat sich erhöht.“

Das bestätigt Gastronom Dotterweich, der mit dem Brauereigasthof Schwanenbräu direkt am Marktplatz zu Hause ist. „Wir wollen die Dauerparker auch nicht.“ Dieses Ansinnen der Stadt sei richtig, so Dotterweich.

Kompromiss ist in Sicht

Die Stadt, das betonen Meyer und Kirchner, werde weiterhin mit den Wirten in Kontakt stehen. Kirchner verweist auf weitere Parkplätze, die nur wenige Fußminuten vom Stadtzentrum entfernt sind, und wo es sich länger, teils sogar ganztägig kostenlos parken lässt.

Die Wirte argumentierten bereits in der Vergangenheit, dass gerade für ältere und gehbehinderte Gäste ein Parkplatz in nur wenigen hundert Metern Entfernung schon zu weit sein kann. „Gehbehinderte dürfen nicht nur auf markierten Flächen parken, sondern auch überall dort, wo sie niemanden behindern“, sagt Meyer. Das gelte für verkehrsberuhigte Bereiche, dazu zählt beispielsweise die Spielstraße. Darüber hinaus gibt es noch weitere Ausnahmebereiche.

Für den Gastronom Dotterweich ist die Parkplatzfrage auch eine Frage des Wetters und der Jahreszeit. „Die Urlauber verstehen das und fahren mit dem Auto raus.“ Bei Schneematsch, Regen oder kalten Temperaturen seien selbst fünf Minuten Fußweg vom Parkplatz bis zur Gastwirtschaft unangenehm, gerade für ältere Menschen oder Familien mit Kindern, so Dotterweich.

Bürgermeisterin Meyer äußerte im Gespräch mit den NN den Gedanken, auf die 60-Minuten-Regelung in der Hauptstraße möglicherweise zu bestimmten Zeiten am Wochenende zu verzichten, um so den Wünschen der Gastronomen und ihren Besuchern entgegenzukommen. Das begrüßt auch Wilhelm Dotterweich. „Eineinhalb Stunden würden dann reichen, um gemütlich zum Essen gehen zu können.“ Nachteile hätte der Einzelhandel nicht zu befürchten, wenn die erweiterte Parkzeit ab Samstagnachmittag und am Sonntag gelte, so Dotterweich. Dann sind die Geschäfte ohnehin geschlossen.

„Nicht aus den Augen verlieren dürfen wir aber die unterschiedlichen Interessen von Händlern, Gastronomen oder den Eisdielen“, so Meyer. Ziel müsse es bleiben, die vorhandene Anzahl der Parkplätze möglichst vielen Besuchern bereitzustellen. Hiervon profitiere die lokale Wirtschaft. Neben Dotterweich bezweifelt auch Bürgermeisterin Meyer, dass die Parkregelung für einen Umsatzverlust verantwortlich ist. „Das kann auch an anderen Gründen liegen.“

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