"Mitten unter uns"

Ebermannstadts Altstadtkern wird immer mehr zum Erlebnisraum

23.6.2021, 16:00 Uhr
„Der Wandel ist spürbar“, sagt Annika Stintzing. Sie ist als Zentrenmanagerin für die Entwicklung der Innenstadt verantwortlich und sie fragt: „Wo soll es hingehen?“

© Foto: Eduard Weigert „Der Wandel ist spürbar“, sagt Annika Stintzing. Sie ist als Zentrenmanagerin für die Entwicklung der Innenstadt verantwortlich und sie fragt: „Wo soll es hingehen?“

Die 30-Jährige, die in Waischenfeld aufgewachsen ist, kennt Ebermannstadt gut, weil sie hier jahrelang das Gymnasium besucht hat. Jetzt ist die Geografin als Cima-Mitarbeiterin zurückgekehrt – mit neuer Perspektive und vielen neuen Ideen. Ein großer Pluspunkt von Ebermannstadt sei die städtebauliche Struktur.

Mit dem Marktplatz inmitten der Altstadt gebe es einen Treffpunkt, der schon fast italienisches Flair ausstrahle. Ist das Wetter passabel, sitzen viele Menschen, Einheimische und Touristen, auf dem Platz, rund um den Brunnen und vor den beiden Eisdielen, genießen ein Eis oder einen Cappuccino und halten ein Pläuschchen.

Annika Stintzing

Annika Stintzing © Archivfoto: Loos

Viele Ebermannstädter, weiß Stintzing aus Gesprächen, freuen sich über die entspannte Atmosphäre mitten in der Stadt, andere möchten hier allerdings noch immer mehr Parkplätze, obwohl in der Nähe etliche Parkflächen vorhanden seien, in denen das Zentrum in wenigen Minuten erreichbar sei.

Besonders schätzt Stintzing die weichen Standortfaktoren: "Die Stadt ist attraktiv für Familien, weil alle Schulen vor Ort sind, es gibt Kitas, eine gute Nahversorgung und auch eine gute medizinische Versorgung. Man hat kurze Wege und man hat alles, was man braucht."

Die Innenstadt entwickle sich immer mehr zum Erlebnisraum, die Verweildauer der Menschen nehme zu, weil sie die örtliche Gastronomie nutzen. Rund um den verkehrsberuhigten Marktplatz und an der Hauptstraße liegen mit dem Gasthaus "Schwanenbräu", dem "Resengörg", dem Gasthof "Zur Post" drei Wirtschaften mit fränkischer Küche und im "Wok-it" im Hotel "Sonne29" werden asiatische Spezialitäten serviert.

Daneben gibt es zwei Eisdielen, das Stadtcafé, eine Bäckerei, eine Metzgerei und einen Pizza-Service. Zudem gebe es mitten in der Stadt jede Menge Läden – von Bekleidung, über Blumen, Haushaltswaren, Parfümerie, Kinderklamotten, Buchladen, Sportgeschäft und neu auch einen Radladen. Eine enorme Vielfalt, die ihresgleichen suche.

Als Zentrenmanagerin versucht Stintzing auf der Grundlage des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (Isek) "einen bunten Strauß von Projekten anzubieten", um so noch mehr Leben in die Stadt zu bringen. Das jüngste Projekt "Waldsofas" an 14 Lieblingsorten in der Stadt fand viel Anklang.

"Ein großer Vorteil hier ist, dass die Stadt die Entwicklung so aktiv und zielstrebig unter der Beteiligung der Bürger vorantreibt", sagt Stintzing. "Der Wandel ist spürbar." Überaus wichtig – nicht nur in Corona-Zeiten – sei es, die Digitalisierung der Betriebe und Geschäfte voranzutreiben. Über das Förderprogramm "Digitale Einkaufsstadt in Bayern" habe man bereits einiges erreichen können. Über die Aktion "Digitaler Führerschein" können sich Unternehmer in Workshops schulen lassen zu Themen wie Fotografie, soziale Medien, Marketing-Mix und Story-Telling für Instagram.

Ebermannstadt liegt mitten in der Natur - und einer beliebten Urlaubsregion. Deshalb arbeite die Stadt gerade an einem Konzept für den Tourismus.

Ebermannstadt liegt mitten in der Natur - und einer beliebten Urlaubsregion. Deshalb arbeite die Stadt gerade an einem Konzept für den Tourismus. © Foto: Eduard Weigert

Die erste Runde mit Referenten aus der Region sei gelaufen und sei sehr gut angekommen. "Aber da ist noch viel Luft nach oben." Corona bisher überlebt Ein wichtiges Thema werde auch sein, welche Folgen die Corona-Pandemie für die Stadt hat. Das werde noch lange spürbar sein, hier müsse man sich Gedanken machen, wie man Folgen abfedern könne.

Doch bisher habe noch kein Laden wegen Corona schließen müssen, freut sich Stintzing. Im Gegenteil, erst kürzlich habe der Radladen neu aufgemacht. Die Stadt in einer aufstrebenden Urlaubsregion müsse sich die Frage stellen: "Wo soll es hingehen? Welche Grundausrichtung ist gewünscht?", gibt Stintzing zu bedenken. Um hier die Entwicklung in die richtige Richtung zu lenken, soll ein externes Büro ein Tourismuskonzept unter Beteiligung der Akteure vor Ort erstellen. "Die Ausschreibung läuft."

Vom Konzept würden nicht nur Urlauber, sondern auch die Stadtbewohner profitieren. Handlungsbedarf gebe es in Ebermannstadt bei der Sanierung von alten Häusern, auch rund um den Marktplatz. Hier versuche man die Eigentümer, die ihre Gebäude aufwerten möchten, zu unterstützen – mit kostenlosen Beratungen über Fördermöglichkeiten zum Beispiel. Und Stintzing denkt noch viel weiter. "Ich bin ja nicht ewig hier", sagt sie.

Wenn die Förderung ihrer Stelle (zwölf Stunden pro Woche) ausläuft, sei sie weg. Daher müssten im Vorfeld nachhaltige Strukturen geschaffen werden. Hier schwebt ihr die Weiterentwicklung der örtlichen Werbegemeinschaft hin zu einer Standortgemeinschaft vor. "Denn Stadtentwicklung geht nur gemeinsam", weiß die Zentrenmanagerin.

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