Effeltrich: Wird aus dem Gasthaus ein "Haus der Vereine"?

11.2.2021, 09:00 Uhr
Seit Jahren steht das Gasthaus Merkel mitten im Dorfzentrum von Effeltrich leer. Möglicherweise will die Gemeinde das Gebäude erwerben und zum Haus der Vereine ausbauen. Allerdings sind im Vorfeld etliche Probleme zu klären

© Dagmar Niemann Seit Jahren steht das Gasthaus Merkel mitten im Dorfzentrum von Effeltrich leer. Möglicherweise will die Gemeinde das Gebäude erwerben und zum Haus der Vereine ausbauen. Allerdings sind im Vorfeld etliche Probleme zu klären

Zunächst ging es um die Möglichkeit einer Umnutzung des ehemaligen Gasthauses Merkel in der Bergstraße in Effeltrich. Norbert Siewertsen vom Architekturbüro Siewertsen & Sammet, Baiersdorf, stellte das Ergebnis seiner Untersuchungen zu dieser Frage vor.

Das fragliche Gebäude steht seit Jahren leer und verfällt allmählich. Seit 2018 wird überlegt, ob die Gemeinde es erwerben und den örtlichen Vereinen zur internen Nutzung zur Verfügung stellen soll. Auch der an das Gasthaus angebaute ehemalige Saal könnte dann wieder als Versammlungsstätte dienen. 

Wie Architekt Siewertsen erläuterte, sind der unzureichende Brandschutz und die nicht vorhandenen Abstandsflächen zu den Nachbargebäuden problematisch. Aus diesem Grund seien die Umbau- und Nutzungsmaßnahmen stark abhängig vom Wohlwollen der Nachbarn: Diese müssten unbedingt genau informiert und für die Weiterverwendung des alten Gebäudes in der Ortsmitte gewonnen werde. 

Auf dem von dem Architekten vorgelegten Plan war zu sehen, dass links vom Gasthaus die Garage des Nebenhauses unmittelbar angrenzt und dass auch der Abstand des Saales zum Nachbarhaus rechts zu gering ist. Mit baulichen Maßnahmen wie einer feuerfesten Decke im Saal oder der Beseitigung des Fensters in der Küche des Gasthauses, wo man zu nahe an die alte Scheune hinter den Gebäudeteilen herankommt, könne man eventuell die fehlenden Abstandsflächen kompensieren, so Siewertsen. Die Entscheidung darüber treffe jedoch das Landratsamt, weshalb die förmliche Bauvoranfrage dort eingereicht werde. 

Johannes Steinert (CSU/ÜWG) wies darauf hin, dass der Inhalt der Bauvoranfrage somit zur Grundlage für den eventuellen Erwerb des Gebäudes durch die Gemeinde werde. Seiner Meinung nach sollte die Gemeinde das Gebäude jedoch in jedem Fall kaufen, um zu verhindern, dass mitten im Ort eine Ruine stehenbleibe. Wenn die Idee mit dem ‚Haus der Vereine‘ scheitere, werde man schon eine andere Nutzung finden; man denke nur an die Förderinitiative der Bayerischen Staatsregierung „Innen statt Außen“ von 2018, die das besondere Engagement bei der Dorferneuerung durch vorrangige Innenentwicklung und Beseitigung von Gebäudeleerständen belohne. 

Dem hielt Geschäftsstellenleiter Mario Kühlwein entgegen, dass die Bauvoranfrage lediglich dazu diene herauszufinden, wo die Problempunkte der Umnutzung lägen. Die Entscheidung darüber, ob gekauft werde solle, sei auch im Falle eines negativen Ergebnisses weiterhin Sache des Gemeinderates. Daraufhin stimmte der Gemeinderat bei einer Gegenstimme den Planinhalten der Bauvoranfrage zur Umnutzung des ehemaligen Gasthauses zu. 

Barrierefreies Rathaus

Anschließend ging es um den behindertengerechten Umbau des zuletzt 1983 sanierten Rathauses. Die Umbauarbeiten waren in Gang gekommen, weil die Bayerische Staatsregierung im Rahmen des Programms „Bayern barrierefrei“ Fördergelder bereitgestellt hatte, um bis 2023 in allen öffentlichen Gebäuden Bayerns für Barrierefreiheit zu sorgen. Auch Effeltrich erhielt für den Einbau des Aufzuges Fördermittel. 

Doch wurde bei den Vorbereitungsarbeiten festgestellt, dass im Sitzungssaal im zweiten Obergeschoss (OG) ein zweiter Rettungsweg fehlt, weshalb man sich darauf einstellen musste, diesen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Weise nutzen zu können.

Das Büro Siewertsen erarbeitete verschiedene Umbaupläne, die gleichzeitig vorsahen, durch den Ausbau der zweiten Etage die Raumnot der heutzutage personalintensiveren Verwaltung zu beheben und die Toiletten im Erdgeschoss (EG) zu erneuern. Die Kosten für den Dachgeschoss-Ausbau waren den Räten im Juli 2020 jedoch viel zu hoch. Sie gaben die Überarbeitung der Pläne in Auftrag mit der Vorgabe, dass die Kubatur des Gebäudes gleich bleiben solle, dass zwecks Senkung der Kosten insgesamt möglichst wenig bauliche Veränderungen vorgenommen und alle Stockwerke in die Planungen einbezogen werden sollten. 

Architekt Siewertsen erläuterte nun die vier vorhandenen Umbaumodelle und deren voraussichtliche Kosten. Die Räte favorisierten Modell 2 zum Gesamtpreis von rund 1,6 Millionen Euro, wobei die Verlegung des Sitzungssaales ins Erdgeschoss, die Toilettensanierung, Brandschutzmaßnahmen, der Einbau von Dachgauben im zweiten OG, Dachdämmung und Klimatisierung der Räume im Preis inbegriffen sind. 

Aus Vergleichsgründen kam zur Sprache, dass sich die Kosten eines Rathaus-Neubaus mit demselben umbauten Raum und ohne Grunderwerb auf rund 2,8 Millionen Euro belaufen würden. Nach längerer Diskussion beschloss der Gemeinderat mit zehn zu drei Stimmen die Sanierung des Rathauses nach Modell 2. Das Gebäude wird künftig so genutzt werden: Der Sitzungssaal wird ins Erdgeschoss verlegt, im ersten Geschoss sind die verschiedenen Ämter und die Kämmerei mit Kasse und im zweiten OG werden die Büros der beiden Bürgermeister der VG sowie des Geschäftsstellenleiters sein, außerdem das Bauamt, eine Küche und ein Besprechungszimmer.

DAGMAR NIEMANN

 

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