Eggolsheim: Ein Glockenturm sorgt für Diskussionen

22.10.2020, 19:45 Uhr
Wenn in St. Martin zu Eggolsheim nachts die Turmuhr ihre Arbeit verrichtet – fühlen sich dann vielleicht die Bewohner des neuen Viertels an der Schirnaidler Straße gestört? Auf Verlangen, heißt es, wird die Glocke abgestellt. 

© Marquard Och (Archivbild) Wenn in St. Martin zu Eggolsheim nachts die Turmuhr ihre Arbeit verrichtet – fühlen sich dann vielleicht die Bewohner des neuen Viertels an der Schirnaidler Straße gestört? Auf Verlangen, heißt es, wird die Glocke abgestellt. 

60 Seiten Stellungnahmen zu Bebauungsplänen: „Weigelshofen Mühlwiesen“, Drosendorf, Erweiterung Landgasthof Zehner und vor allem „Eggolsheim, Schirnaidler Straße“. Zum Glockenläuten – insbesondere den 28 Stundenschlägen in der Zeit von 22 bis 6 Uhr – vom 30 Meter zur geplanten Bebauung entfernten Kirchturm St. Martin, hätte man besser nix gesagt: „Da haben wir schlafende Hunde geweckt“, befand CSU-Vizebürgermeister Georg Eismann, auch Kirchenpfleger.

Denn in der Bewertung der Landratsamts-Abteilung Immissionsschutz steht zum liturgischen Läuten (bei Gottesdiensten): „Es entspricht nicht den Tatsachen, dass dieses grundsätzlich nicht den immissionsschutzrechtlichen Bedingungen unterliegt – die Einhaltung des Richtwertes für den Spitzenpegel ist aber unbestritten. Ob durch Zeitschlagen von 22 bis 6 Uhr die Grenzwerte sicher eingehalten werden, kann per Gemeinderatsbeschluss nicht nachgewiesen werden.“ 

„Wenn das so einfach wäre, hätten wir keine Probleme mehr, auf dieser Welt.“ Für diesen süffisanten Anhang habe sich der Beamte inzwischen entschuldigt, bemerkte Bürgermeister Claus Schwarzmann (Bürgerbund). Gleichwohl heißt es aus dem Landratsamt weiter: Fragen des Immissionsschutzes werden im Planverfahren nicht vollständig beantwortet, teilweise einfach ignoriert. Dies stellt einen klassischen Abwägungsfehler dar, den die Gemeinde zu verantworten hat, aufgrund der vorgelegten Unterlagen kann dem B-Plan aus Sicht des Immissionsschutzes nicht zugestimmt werden.

Wand und Grünfläche

Zum Lärm vom Friedhofsparkplatz wird ferner kritisiert: Die nächtliche Nutzung wird nicht erwähnt oder untersucht. Dazu schob die Verwaltung nach: Es wird vor dem Parkplatz eine 1,80 Meter hohe Lärmschutzwand errichtet und eine öffentliche Grünfläche festgesetzt.

Der JB-Fraktionsvorsitzende und Initiator des durchgefallenen Bürgerbegehrens, Martin Albert, war schockiert über den Wortlaut aus dem Landratsamt. Einerseits auch erfreut, dass einige Punkte des Bürgerbegehrens berücksichtigt worden seien, angesichts des knappen Ausschlags für das Ratsbegehren aber doch enttäuscht, dass nicht mehr für den Natur- und Artenschutz herausgekommen ist.

Zum Sitzungsbeginn hatte Schwarzmann die mit der Kirche abgestimmte Vereinbarung zum Glockenschlag veröffentlicht: Der Katholischen Kirche wurde von der Verwaltung mündlich weitergeleitet, dass das Zeitschlagen von 22 bis 6 Uhr auf Verlangen abgestellt wird. Martin Albert stimmte einigen Punkten nicht zu, auch nicht dem Beschlussvorschlag, in dem es heißt: Die Gestattung der oberfränkischen Regierung zur möglichen Fällung von Bäumen ist in den Festsetzungen verankert. Die Pflanzung dornreicher Sträucher ist auf Privatgrundstücken vorgesehen. Die Nutzung des Retentionsbeckens als Feuchtlebensraum ist mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt.

Zum Insektenschutz wird die Abdunklung der Straßenbeleuchtung zwischen 23 und 5 Uhr durchgeführt. In der Abwägung zur Stellungnahme des Bund Naturschutz ist dargestellt, dass gefällte Bäume durch Pflanzungen außerhalb des Plangebiets ersetzt werden. Auf der nördlichen Parkfläche sind wasserdurchlässige Beläge vertretbar; auch hiergegen stimmte Albert. Zu seinem Vorwurf, die Konzepte des Rats- und des Bürgerbegehrens seien nicht gegenübergestellt worden, sagte Schwarzmann: „Ich fang’ nicht nochmal bei Adam und Eva an. Wir haben erfahrene Planer und mehr Bürgerbeteiligung als hier gab’s noch nie.“

Gänzlich ohne Widersprüche gingen die Abwägungen zum Bebauungsplan Weigelshofen „Mühlwiesen“ über die Bühne; es sind sechs Bauparzellen geplant, dazu kann ein 50 Kubikmeter großer Retentionsraum entstehen. Keine Gegenstimmen gab es zur Erweiterung des Drosendorfer Landgasthofs Zehner nach einer 3D-Präsentation. „Wir lassen da mitten im Dorf was wahnsinnig Modernes zu – da wird nicht von überall Zustimmung kommen“ – so die Einschätzung von Claus Schwarzmann.

Marquard Och

 

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