Egloffstein: Zu Besuch bei Künstlerin Claudia Wirth

28.5.2020, 08:00 Uhr
"Take a rest", übersetzt: Mach mal Pause, heißt dieses Werk von Claudia Wirth.

"Take a rest", übersetzt: Mach mal Pause, heißt dieses Werk von Claudia Wirth.

Wer in die Fränkische Schweiz zieht, der sucht die Ruhe. Wer ins malerische Trubachtal kommt, umso mehr. Für das künstlerische Arbeiten braucht es bisweilen die Möglichkeit, sich ungestört in die Farben zu versenken. Malerinnen wie Claudia Wirth haben sich schon seit Jahren im Home-Office eingerichtet, nur dass es Atelier heißt und statt des Schreibtisches eine Staffelei und Farbtöpfe herumstehen. Mit der Corona-Krise ist der Alltag noch einmal deutlich entschleunigter geworden. "Auf den Straßen ist es ruhiger. Man fokussiert sich dadurch neu." Dabei prägten eher Unruhe und Rastlosigkeit einige ihrer bisherigen Serien, in denen sogar der Berliner Stadtstrand in enge Betriebsamkeit versinkt.

"Für eine Künstlerin ist es nicht so toll, wenn sie ihre Arbeiten nicht zeigen kann." Da hülfen auch keinen digitalen Ausstellungen wie am Museum of Modern Art (MoMA) in New York. Ist es doch ein ganz anderes Erlebnis, leibhaftig vor der Leinwand zu stehen, das Ganze in Originalgröße sehen zu können, Auge in Auge mit dem Kunstwerk. Ein Blick auf den Laptop-Bildschirm könne dieses Erlebnis nicht ersetzen.

Egloffstein: Zu Besuch bei Künstlerin Claudia Wirth

© Foto: Udo Güldner

Finanziell freilich bereitet die Zwangspause bei den Ausstellungen der in Forchheim aufgewachsenen Malerin keine schlaflosen Nächte. "Ich kann nicht von der Kunst leben, muss es aber auch nicht."

Es scheint, Claudia Wirth sei ihrer Zeit einmal mehr voraus gewesen. Vor ein paar Monaten begann sie für ein Kunstprojekt im Gut Wolfgangshof bei Zirndorf eine neue Serie "Home Sweet Home". Da sprach noch niemand vom Zuhause-Bleiben. Zu sehen sind alte Frauen aus unterschiedlichen Ländern vor ihren Eingangstüren, glücklich noch in ihren vier Wänden wohnen zu können. Daheim ist daheim!

 

Studium an der Kunstakademie

 

"In diesen Gesichtern ist so viel zu sehen," so die Künstlerin, die 2011 ihr Studium der Malerei und Bildenden Kunst an der Kunstakademie Nürnberg als Meisterschülerin abschloss. "Ich verliebe mich geradezu in die Menschen, die ich male." Es sind Reiseeindrücke der Malerin, die sie mit einer Kamera festgehalten hat. "Die Aufnahmen sind ganz nebenbei entstanden. An eine Serie habe ich damals nicht gedacht.

Die Absage des "Offenen Ateliers" macht Wirth traurig, da sie in den letzten Jahren mehr und mehr Besucher empfangen konnte. "Es ist eine super Initiative des Landkreises, die man anderswo vergeblich sucht." Natürlich vermisse sie den künstlerischen Austausch, nutze aber Skype, um mit Kolleginnen und Kollegen im Gespräch zu bleiben. Auch an anderer Stelle als im Atelier kann man ihre Bilder derzeit nicht betrachten.

Nur bei den Wettbewerben um den NN-Kunstpreis oder den Weißenburger Kunstpreis hat die Jury sich die Werke Wirths genau ansehen dürfen. Wenn die Corona-Beschränkungen es zulassen, kann man sich ab 3. Juli ein eigenes Bild machen. Dann eröffnet das Pfalzmuseum Forchheim eine große Sonderschau, in der neben Claudia Wirth auch Michaela Schwarzmann ihre neuesten Ideen an die Wände gehängt haben werden.

Was unter den Pinselstrichen auf der Leinwand, dem Plexiglas oder dem Karton entsteht, sind keine abstrakten Figuren, sondern farbenfrohe Menschen. "Wenn diese anfangen zu atmen, wenn die Person lebendig geworden ist, dann höre ich auf." An ihren Bildern arbeitet Claudia Wirth vor allem unter der Woche. Das Wochenende ist frei. "Es gibt ja noch ein Leben neben den Ölfarben." Mehr zur Künstlerin findet man im Internet unter www.claudia-wirth.de

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