Ein matter Wahlkampf vor leeren Stuhlreihen

19.9.2017, 17:45 Uhr
Ein matter Wahlkampf vor leeren Stuhlreihen

© Foto: Roland Huber

Die Kandidaten des Wahlkreises Bamberg hatten es nicht leicht. Da müssen sie zu wirtschaftspolitischen Themen wie der Nachfolge im Unternehmen oder der Zukunft der Rente in wenigen Minuten Auskunft geben. Das Ganze dann jeweils von sechs Kandidaten, moderiert vom an diesem Abend grundlos gut gelaunten Radio-Mann Mischa Salzmann. Zur Komplexität bundespolitischer Themen, die man nicht in einigen Minuten herunterbeten kann, kommt noch die Ausgangslage im Jahr 2017 hinzu: Die meisten Zuhörer an diesem Abend glaubten nicht an eine große Überraschung am bevorstehenden Wahlsonntag. Konsequent, dass die Kandidaten der "kleineren" Parteien wie die Grüne Lisa Badum (33 Jahre) – neben Sebastian Körber (FDP, 37) die einzige aus dem Landkreis Forchheim in der Runde – vor dem "Stillstand" einer großen Koalition warnten, wenn es denn wieder so komme. "In der Steinzeit" sah sie die Bundesrepublik zum Beispiel beim Thema Digitalisierung. "Das heißt nicht nur Rohre verlegen." Damit konterte sie das Selbstlob von CSU-Kandidat Thomas Silberhorn (48), dessen Strategie ganz auf Unionslinie lag und verkürzt so lautet: Uns geht es super, warum etwas anderes als CSU wählen?

Auch beim Thema Bildung erntete Silberhorn Widerspruch, so vom Linken-Kandidaten Oswald Greim (63). Der ehemalige Betriebsseelsorger im Bistum Bamberg mahnte an, dass nicht nur in Gebäude investiert werden müsse, sondern in Lehrkräfte, "gerade in Mittel- und Grundschulen".

FDP-Mann Sebastian Körber schlug in eine ähnliche Kerbe und nannte die Schulpause "den digitalsten Moment im Schulalltag", weil "dann alle Schüler online gehen". Über "die Lehrer mit der Kreide an der Tafel" machte sich der Liberale lustig, in der Bildung sei auch in Bayern noch viel zu tun.

Der Linken-Kandidat Greim, Wahlkreis Kulmbach, war ein Indiz dafür, dass nicht alle Kandidaten diesen Wahlkampf sehr ernst nehmen. Denn er vertrat als weitgehend fremder Abgeordneter (nur für die NN-Leser in Heiligenstadt ist er wählbar) den eigentlichen Kandidaten David Klanke, der sich schon weit im Vorfeld der Debatte entschuldigt hatte. Nicht dabei war zudem Freie-Wähler-Kandidatin Daniela Saiko.

Moderator Salzmann arbeitete sich an den Themen ab, die die IHK vorgeschlagen hatte und an einigen wenigen aus dem spärlichen Publikum. Jan Schiffers, 40 Jahre alter Rechtsanwalt aus Bamberg und AfD-Kandidat, sah wenig überraschend in den vielen Flüchtlingen keine Chance für die Wirtschaft. Zu gering sei die Qualifikation vieler. Statt dessen verlangte er ein Einwanderungsgesetz für Deutschland, übrigens ebenso wie Silberhorn und SPD-Kandidat Andreas Schwarz. Der Sozialdemokrat (52) kritisierte wie Lisa Badum die bürokratischen Hürden, Flüchtlinge in Brot und Arbeit zu bringen: "Ich habe täglich zwei, drei Fälle auf dem Tisch, in denen Menschen, die schon in Ausbildung sind, abgeschoben werden sollen." Das sah sein "GroKo"-Partner Silberhorn zumindest teilweise ähnlich: Die Arbeitschancen für Flüchtlinge zu erhöhen, das erkannte auch er vor dem IHK-Publikum als nötig.

Lokal wurde es beim Thema Innenstädte. Schiffers sah einen Grund in deren Verödung darin, dass ein zu schlechtes Bild von Selbstständigen in der Öffentlichkeit gezeichnet werde. Zu wenige würden sich noch trauen, ein Geschäft zu führen. Lisa Badum zeigte dagegen auf die Entwicklung an den Ortsrändern: "Die Supermärkte auf der Grünen Wiese" machten die Innenstädte kaputt.

Den Schlusspunkt setzte Moderator Salzmann mit dem Appell, auf jeden Fall wählen zu gehen. Und Thomas Silberhorn meinte, "dass eine große Koalition nicht gut für die Demokratie ist". Da waren sich wohl alle auf dem IHK-Podium einig.

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