Ein Theater nach dem Theater: Der Stuhlgang zwischen Poxdorf und Effeltrich macht Ärger

5.2.2020, 17:38 Uhr
Ein Theater nach dem Theater: Der Stuhlgang zwischen Poxdorf und Effeltrich macht Ärger

Keine 200 Meter trennen die Gemeinden Poxdorf und Effeltrich voneinander. Erst vor einigen Wochen ist der gemeinsame Einkaufsmarkt, der sich in der Mitte zwischen beiden Dörfern befindet, eröffnet worden. Ziemlich beste Freunde könnte man meinen. Doch jetzt hängt der Haussegen zwischen beiden Orten schief. Faschingszeit hin oder her: Spaß verstehen in der Sache beide Parteien nicht.

Was ist passiert? Zuerst mal Theater. Im November und Dezember hatte Poxdorf dazu eingeladen. Der Schwank "Frauenpower" in drei Akten hat die Besucher angezogen. Im Stück ging es um Auseinandersetzungen in einem kleinen fränkischen Dorf, das ganz ähnlich wie Poxdorf tickt. Bei den Aufführungen in der Schulturnhalle waren 280 Stühle aufgestellt worden. 150 haben die Poxdorfer selbst aufgestellt, den Rest haben sie aus Effeltrich ausgeliehen. Doch selbst die reichten nicht, um dem Ansturm gerecht zu werden. Und sie sind es, die Stühle, die für stürmische Zeiten zwischen beiden Gemeinden sorgen. Als sie zurück in Effeltrich waren, waren die Effeltricher entsetzt. Das Holz an den Rückenlehnen: an einigen Stühlen zerkratzt, kaputt. Wer hat Schuld? Poxdorf und Effeltrich schieben sich den Schwarzen Peter zu.

Ein Theater nach dem Theater: Der Stuhlgang zwischen Poxdorf und Effeltrich macht Ärger

© Foto: Paul Steins

Paul Steins, Bürgermeister von Poxdorf, beruft sich auf einen Fotobeweis. Er habe im Internet gesurft und dort den Beweis in der Causa "Stuhlgang" gefunden: "Schon bei der Prunksitzung der Effeltricher 2018 waren die Schäden an den Stühlen vorhanden", sagt Steins im Gespräch mit den Nordbayersichen Nachrichten.

Das soll beweisen: Die Stühle, die die Poxdorfer schon mehrmals für das Theater vom Effeltricher Fosanochtsverein ausgeliehen haben, waren schon kaputt, bevor sie die Bauhofmitarbeiter beider Gemeinden wieder nach Effeltrich zurückgebracht haben. Und: Dass die Poxdorfer keine Schuld tragen. "Die Schäden können nicht beim Transport passieren", sagt Steins.

Bürgermeister fordert Entschuldigung

Der Fosanochtsverein sieht das anders und zunächst so gar nicht mit Humor. Paul Steins übrigens auch nicht. Er spricht von "massiven Beschuldigungen, die nicht beweisbar sind". Hingegen habe er auf einem weiteren über zehn Jahre alten Foto nachweisen können, dass die jetzt kritisierten Mängel und Schäden an den Stühlen schon damals vorhanden waren. Für Steins gibt es nur einen Ausweg: "Ich erwarte eine Entschuldigung vom Verein, dann ist das Thema wieder erledigt." Und der Verein?

"Das hat uns brutal verärgert", heißt es von dort. Der Poxdorfer Bürgermeister soll in einem Streitgespräch schwere Geschütze aufgefahren und gepoltert haben. Den Versuch, den Schaden über die Versicherung zu regulieren, habe er abgelehnt. Für den Verein ist klar, hier hört die Freundschaft auf. "Wir sind massiv enttäuscht", sagt ein Vereinsmitglied. "An andere Stelle wachsen wir stark zusammen. Uns trennen nur noch 200 Meter voneinander", sagt er. Und dann so was.

"Etz bricht sie zamm die heile Welt"

"Doch etz bricht sie zamm die heile Welt, wenn ich euch des vo Poxdorf und Effeltrich erzähl", hat daher der Fosanochtsverein daraufhin gedichtet - eine Büttenrede mit dem Titel "Stuhlgang nach Poxdorf" - und der Redaktion zugeschickt. Es ist der Versuch, mit einem zwinkernden Auge auf das Geschehene zu blicken und den Restärger runter zu schlucken. Von "Poxdorf first" ist die Rede. "Er lässt sich etz feiern, hot mitm G‘schäftsführer Bilder recherchiert, ihr seid alla zwaa scho fürn nächsten Tatort nominiert."

Verärgert hat die Effeltricher, dass die Poxdorfer das Thema der kaputten Stühle samt Fotobeweis in ihrer Gemeinderatssitzung publik gemacht haben. Der Verein hat sich an den Pranger gestellt gefühlt. In selbiger Sitzung hat Poxdorf nicht nur seine Stuhl- sondern auch Biberprobleme thematisiert.

Für die Faschingsaktiven eine Vorlage: "Eigentlich wolltet ihr euren Problembiber verwirrn, doch der hot euch wos g‘schissn, vielleicht hot der aus lauter Wut die Stühl zammbissn", heißt es im Reim. Dass es der Biber nicht war, ist klar. Im Dunkeln bleibt, woher die Schäden an den Rückenlehnen kommen. Beim Transport, so Steins, sei ein Stuhlwagen benutzt worden. An dem soll es liegen. Der Wagen habe ein Eisenprofil. Auf eine Stange seien die aufgetürmten Stühle mit ihrem Rücken gekippt worden. Das habe das Holz abgeschabt, seit Jahren. So lange benutzten die Effeltricher schon den Wagen, so Steins.

Wo genau der Tatort und der Täter liegt, das liegt nach wie vor im Auge des Betrachters. Eine Lösung soll dennoch in Sicht sein. Effeltrichs Bürgermeisterin Kathrin Heimann will das gemeinsame Gespräch suchen und das Thema aus der Welt schaffen. "Wenn man ein-, zweimal darüber schläft, beruhigt sich das Ganze", sagt sie. Aber: "Das alles hat die Leute vom Verein ziemlich vor den Kopf gestoßen."

Auf gute Nachbarschaft

Die Konsequenz bisher ist, dass Poxdorf aus Effeltrich keine Stühle mehr bekommt. Doch weil die Poxdorfer selbst nur 150 und somit nicht genügend für die nächste Theateraufführung haben, kauft die Gemeinde jetzt neue Stühle ein.

Auch dazu dichtet der Fosanochtsverein: "Etz kaafens selber 150 Stühl, des wird halt teier, vielleicht dürfn mir Effeltra die uns dann mal leier! Doch ein was gutes hot des ganzes Theater gebracht, es wurde seit langem mal wieder im Poxdorfer Gmaarot g‘lacht." Doch von ein bisschen Gewitter lässt sich eine langjährige Freundschaft nicht gleich ins Wanken bringen, machen die Effeltricher klar: "Drum gebt euch die Hände, bevor nu mehr ausm Ruder laft. Nix für ungut und weiterhin auf gute Nachbarschaft."

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