Einfach nur reden: Corona trifft Obdachlose in Forchheim

7.4.2020, 15:58 Uhr
Einfach nur reden: Corona trifft Obdachlose in Forchheim

© Archivfoto: Horst Linke

In der Kasernstraße in Forchheim gibt es eine städtische Notschlafstelle. Unter dem Dach des ehemaligen Waisenhauses gibt es Schlafmöglichkeiten, Duschen und Toiletten. "Sie ist nach wie vor geöffnet, aber wird kaum genutzt. Auch vor Corona wurde sie schon wenig in Anspruch genommen", sagt Thomas Jungbauer, Leiter des Liegenschaftsamts der Stadt Forchheim. Etwa zwölf Plätze gibt es dort, in getrennten Bereichen für Frauen und Männer. 

Zahlen sind nicht zurückgegangen

Aufsuchen können Wohnungslose sie montags bis freitags von 18 bis 21 Uhr. Bis neun Uhr des nächsten Tages müssen die Obdachlosen dann das Haus wieder verlassen haben. "Die Zahlen an Obdachlosen sind eigentlich nicht zurückgegangen. Wo sie gerade abbleiben, kann ich nicht sagen", so Jungbauer. Falls es Wohnungslose gibt, die sich an die Stadt wenden wollen, rät er: "Statt sich persönlich zu melden, ist wegen Corona empfohlen, zunächst anzurufen."

Im Haus der Wohnungsnotfälle der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Eggolsheimer Weg gibt es 50 Plätze für Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt keine Bleibe finden – und deshalb hier leben, größtenteils sind es Männer. "Mein Kollege und ich sind gerade gefordert", sagt Sozialpädagogin Antje Kahnt. Sie und Michael Roth sind Ansprechpartner für die Bewohner, nun aber nur noch einmal in der Woche vor Ort. Die Post wird durch das Fenster gereicht.

Rücksicht und Gesprächsbedarf

"Es ist sehr ruhig geworden. Die Menschen bleiben nun jeweils in ihren Zimmern", seit gelte, so wenig Kontakte wie möglich zu haben, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Doch sie haben mehr denn je Gesprächsbedarf: "Viele wollen einfach mit jemandem reden. Fünf Mal in der Woche sind wir nun etwa sechs bis acht Stunden täglich telefonisch im Gespräch, viel mehr als sonst."

Die Sozialpädagogen haben Diensthandys bekommen, um erreichbar zu sein. "Es ist total schön zu sehen, wie groß die Rücksicht untereinander ist. Einige haben die Älteren gefragt, ob sie ihnen etwas beim Einkaufen mitbringen können, das finde ich total schön", berichtet Kahnt von ihrem Alltag.

Etwa 120 Wohnungsnotfälle gibt es in Forchheim. Doch eine genaue Erfassung ist schwierig. Eine Dunkelziffer: "Es gibt viele Obdachlose, die von Stadt zu Stadt ziehen. Was nun mit ihnen in der Corona-Krise ist und wo sie unterkommen, weiß ich nicht", sagt Kahnt. Sie hat zumindest für die Zeit nach der Corona-Pandemie einen Wunsch: "Was immer getan werden kann, um zu helfen, ist Wohnungen an Obdachlose zu vermieten. Das ist die größte Hilfe."

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