Eishockey-Profi Moritz Wirth fühlt sich fitter denn je

11.6.2020, 16:31 Uhr
Eishockey-Profi Moritz Wirth fühlt sich fitter denn je

© Foto: Thomas Hahn/Zink

Danke für den Rückruf, Herr Wirth. Hat Ihre Reaktionsschnelligkeit durch die lange Pause etwa schon gelitten?

Moritz Wirth: (lacht) Nein, nein. Ich komme gerade vom Training.

Dann sind wir ja schon mitten im Gespräch. Wo trainieren Sie denn derzeit? In einem Fitness-Studio?

Wirth: In Mannheim in der Halle. Wir haben ein riesiges Areal – und gerade eigentlich alles außer Eis. Natürlich müssen wir die Hygieneregeln beachten, aber sonst können wir alles machen. Ich bin in einer sehr guten Trainingsgruppe und konnte die Zeit zuletzt sehr gut nutzen. Ich fühle mich gut, bin gesund und fitter denn je. So einen Sommer wie diesen hatte ich noch nie.

Wann hat dieser besondere Sommer denn für Sie begonnen? Zu Beginn der Pandemie durften Sie ja gar nicht trainieren – zumindest nicht in Gruppen.

Wirth: Anfangs herrschte natürlich eine große Ungewissheit, aber es war klar, dass wir nicht lange stillstehen und zumindest wir junge Spieler dranbleiben werden. Wir sind schon in der neunten Trainingswoche und haben einen sehr guten Staff.

In der Trainingsgruppe werden auch hauptsächlich junge deutsche Spieler wie Sie sein, oder? Die meisten ausländischen Spieler dürften den Sommer bei Ihren Familien daheim verbringen.

Wirth: Es sind schon auch einige Ausländer in Mannheim geblieben, manche leben ja mit ihren Kindern hier, einer hat eine deutsche Frau, die gerade ein Baby bekommen hat. Es gibt auch einige, die lieber hier in einer Gruppe trainieren als in Nordamerika.

Wie sieht der Alltag momentan aus? Trainieren Sie eher Kraft oder Mobilität, Stabilität und Ausdauer?

Wirth: Wir U 23-Spieler haben ein deutlich härteres Programm als die ältere Gruppe, die auch zu anderen Zeiten in der Halle ist.

Klingt ziemlich anstrengend.

Wirth: Wir machen sehr viel Ausdauer und Kraft, zum Beispiel dreimal pro Woche alleine Kraft für die Beine. Dazu kommt viel Sprint- und Sprungtraining und jeden Tag Intervalle, ob auf dem Rad oder Laufen. Das sind insgesamt locker fünf Stunden am Tag.

Das heißt: Nach unserem Gespräch jetzt am Vormittag geht es am Nachmittag schon wieder zum Training?

Wirth: Ja, es stehen dann Lauf-Intervalle an. Das ist schon sehr hart, aber der Kopf entscheidet. Es hängt sehr viel von der Willenskraft ab. Je mehr man fokussiert ist und im Moment lebt, desto weniger denkt man an die Vergangenheit. Das vorrangige Ziel ist ja, gesund aus dem Sommer herauszukommen.

"Ich will bestmöglich fit sein"

Lassen Sie uns trotzdem kurz zurückschauen. Wie waren die ersten Tage und Wochen der Pandemie für Sie als Sportler?

Wirth: An den letzten beiden Saisonspielen war ich ja bei den Adlern in der DEL. Nach dem letzten Spiel (am 8. März 4:2 gegen Schwenningen, d. Red.) war eigentlich eine Woche Pause, weil da die Pre-Playoffs anstanden.

Und dann hat die Liga die Saison wenig später abgebrochen...

Wirth: Genau. Da haben wir dann erst einmal zwei Wochen nichts gemacht, aber ich habe die Zeit genutzt, um mein Online-Sportmanagement-Studium fertig zu machen. Vor eineinhalb Wochen bin ich fertig geworden, jetzt geht es an den Master.

Sie scheinen sehr motiviert zu sein, nicht nur sportlich. Wie aber hält man die Motivation aufrecht, wenn noch nicht einmal absehbar ist, wann genau Sie wieder Eishockey spielen können?

Wirth: Ich habe keine Möglichkeit, etwas an der Situation zu ändern. Fakt ist: Wenn die Saison irgendwann los geht, dann will ich bestmöglich fit und vorbereitet sein. Denn mein nächstes Ziel ist es, Stammspieler bei den Adlern zu werden. Dafür muss ich von Tag zu Tag und von Woche zu Woche besser werden. Genau deshalb schätze ich diese Zeit gerade auch sehr.

"Der Schritt war absolut richtig"

In der vergangenen Saison haben Sie nach Ihrem Wechsel aus Nürnberg elfmal in der DEL und 26-mal in der DEL 2 für den Mannheimer Kooperationspartner Heilbronn gespielt. Gibt es schon Signale, dass sie öfter in Mannheim aufs Eis dürfen?

Wirth: Es hängt vieles von der U 23-Regel ab. Zuletzt hatten wir einige verletzte Stürmer und dann wurden eben junge Stürmer hochgezogen. Für die nächste Saison kann natürlich niemand etwas versprechen, aber die Chancen stehen sehr gut.

Also war der Schritt aus Nordamerika nach Nürnberg und wenig später weiter nach Mannheim richtig?

Wirth: Absolut richtig. Ich musste mich ja entscheiden, ob ich aufs College gehe oder direkt Profi werde. Mein großes Ziel ist weiter die NHL, es war nur die Frage, welchen Weg ich gehe. In der DEL messe ich mich dauernd mit Spielern, die schon in der NHL waren. Deshalb glaube ich, dass ich so früher an mein Ziel komme als über das College.

Apropos Ziele: Geht es irgendwann auch in den Urlaub oder trainieren Sie den ganzen Sommer über?

Wirth: Eigentlich hätten wir jetzt noch zwei Wochen Training und dann zwei Wochen frei, ehe es aufs Eis gegangen wäre. Ich denke aber, dass nach der Pause nochmal vier Wochen Off-Ice-Training ansteht.

Und die zwei Wochen Pause verbringen Sie daheim in Franken?

Wirth: Ich war zuletzt schon mal eine Woche daheim bei der Familie, bei meinen Freunden, das habe ich wirklich genossen. Meine Eltern wohnen inzwischen wieder in Egloffstein, in der Fränkischen Schweiz kann ich auch sehr gut Wandern oder Radfahren, das sind super Workouts.

Wenn Sie so schwärmen, könnten Sie ja noch Tourismusmanager werden.

Wirth: Ich weiß nicht, ob das so gut in meinem Zeitplan passt. (lacht)

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