Emotionen kochten hoch

23.7.2020, 18:29 Uhr
Emotionen kochten hoch

© Foto: Stefan Braun

Der teilweise emotionale Verlauf der Bürgerinformationsveranstaltung in Walkersbrunn und die Gespräche danach zeigen, dass es im Ort selbst sehr große unterschiedliche Ansichten gibt und in der Diskussion teilweise auch alte Rechnungen beglichen wurden. Vorwürfe musste sich auch die Stadtverwaltung gefallen lassen.

"Einen Trassenverlauf jenseits der Schwabach wird es definitiv nicht geben. Sie würde den Wald auf einer großen Fläche zerschneiden", machte Stefan Arneth, Abteilungsleiter Planung beim Staatlichen Bauamt in Bamberg, klar. Unter dem Applaus zahlreicher Zuhörer unter den 77 Besuchern ließ er keinen Zweifel daran, dass die vom Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative (wir berichteten), Klaus Peter Gubitz, zuvor vorgestellte alternative Trassenführung aus dem Rennen ist.

Gubitz selbst erfuhr bereits bei seinen Ausführungen mitunter heftigen Gegenwind. Arneth widersprach seinen Äußerungen speziell in Sachen Verkehrszunahme und Lärmbelästigung. Hier lägen andere Berechnungen als die von Gubitz vorgestellten vor, an denen er sich orientieren müsse. Lärmschutzmaßnahmen seien demnach nicht notwendig.

Die zulässige Geschwindigkeit auf der angedachten Trasse werde nicht vom Straßenbauamt festgelegt, sondern vom Landratsamt. In Bezug auf die vorliegende eigene Planung einer zweiten Variante diesseits der Schwabach und weiter entfernt von den bebauten Grundstücken betonte der Planer, dass diese nur dann eine Chance habe, "wenn alle Grundstückseigentümer dort ihre Flächen freiwillig verkaufen würden". Diese zweite Variante wäre mit Kosten von 3,9 Millionen Euro etwas teurer als die favorisierte Trassenführung.

Dann ging es zurück in die Vergangenheit. Ein Bürger wollte wissen, ob die Landwirte bei Realisierung der zweiten Variante das Land zurückbekommen würden, dass sie damals (in den 1970er Jahren, d. Red.) für die erste Variante abgeben mussten. Die Stadtverwaltung musste sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie jahrelang Bauland entlang der bereits geplanten ersten Variante ausgewiesen hat, obwohl sie wusste, dass dort einmal eine Umgehungsstraße hinkommen soll. Die noch nicht verkauften Grundstücke seien nun so gut wie wertlos. Bürgermeister Ralf Kunzmann musste hier einräumen, "dass die Variante die Dorfentwicklung in Walkersbrunn beeinträchtigt. Bauland wird es dort nicht mehr geben."

Von wegen Gemeinwohl

Den Vertretern der Bürgerinitiative wurden vorgeworfen, "dass sie dorthin gebaut haben, obwohl längst bekannt war, dass eine Ortsumgehungsstraße in unmittelbarer Nähe geplant ist". Hier würden die Eigeninteressen über das Gemeinwohl gestellt.

Die kurz in die Diskussion eingebrachte Idee, komplett auf eine Umgehung zu verzichten und stattdessen Schikanen an der bestehenden Straße zu errichten, um die Geschwindigkeit zu drosseln, fiel auf keinen fruchtbaren Boden. Ein Landwirt argumentierte hier, dass die Straße bereits jetzt zu eng sei, es habe auch bereits Unfälle gegeben.

Die Diskussion ging in den persönlichen Bereich über. Anrainern der bestehenden Ortsdurchfahrt wurde in emotionalem Ton vorgeworfen, dass sie bewusst so parken würden, dass da kein anderes Fahrzeug mehr durchkommt. Claudia Dragaschnik, Mitbegründerin der Bürgerinitiative, erntete auf ihren Hinweis, dass sie keine Spaltung der Bürger wolle, lautes Gelächter, gepaart mit dem Hinweis auf frühere Diskussionen um einen Festplatz im Dorf.

Bürgermeister Ralf Kunzmann betonte schließlich, dass die unterschiedlichen Interessenlagen offensichtlich seien. "Wir werden es nicht allen recht machen können. Es bestehen individuelle Interessen, die nicht denen der Gemeinschaft entsprechen. Der Stadtrat wird demnächst entscheiden", so Kunzmann.

"Wenn die Umgehung kommt wird die bisherige Staatsstraße im Ort zur Dorfstraße. Die wird dann ins Programm der Dorferneuerung aufgenommen. Derzeit umfasst unser Programm für Walkersbrunn 13 Maßnahmen ohne Bezug zur Umgehung", informierte Pius Schmelzer vom Amt für Ländliche Entwicklung zum Stand der Dorferneuerung.

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