Erstaunt über Jobstar

27.3.2007, 00:00 Uhr

Stephan Frauenknecht verstand die Welt nicht mehr, als er am 17. März die NN aufschlug und den Artikel «Arbeitsplätze durch Bioimplantate» las. Tutogen hat den Jobstar erhalten. Mit der Auszeichnung werde die Schaffung von Arbeitsplätzen gewürdigt, stand da zu lesen. Da konnte Frauenknecht nur bitter lachen. Im Januar hatte er zusammen mit einigen anderen Angestellten des Unternehmens das Kündigungsschreiben erhalten.

Nach drei Jahren Betriebszugehörigkeit in der Qualitätssicherung «trotz gestiegenen Umsatzes, trotz des Baus neuer Produktionsgebäude für sechs Millionen Euro und trotz des Anstiegs des Aktienkurses von rund drei auf derzeit rund sechs Euro binnen sieben Monaten», so Frauenknecht, sei die Entlassung gekommen. Dabei hätten die Arbeitnehmer schon 2006 immer wieder mal Kurzarbeit auf sich und Einbußen am Gehalt hingenommen, um ihre Arbeitsplätze zu sichern. Vergeblich.

«Schlag ins Gesicht»

Dass der Betrieb angesichts der Kündigungen auch noch den Jobstar erhält; ist für Frauenknecht «wie ein Schlag ins Gesicht». Und er fragt sich, ob die Verantwortlichen beim Marketingverein und im Landkreis sich überhaupt über die Zustände der ansässigen Firmen informieren.

Elke Weich, Mitarbeiterin des Marketingvereins der Metropolregion, weist Vorwürfe dieser Art von sich. Der Jobstar werde vom Marketingverein rotierend in den einzelnen Kommunen und Landkreisen verliehen. Ausgesucht würden die Firmen aber von den jeweiligen Wirtschaftsreferenten, in diesem Fall also Andreas Rösch.

Der Wirtschaftsreferent des Landkreises betont, dass die Firma Tutogen die Auszeichnung durchaus verdient habe. «Wir sind froh, dass Tutogen mit dem Neubau dem Standort Neunkirchen treu geblieben ist», so Rösch. Über die Jahre hinweg habe das Unternehmen Arbeitsplätze aufgebaut. «Außerdem werden dort sechs Auszubildende beschäftigt.» Das sei zukunftsträchtig wie die Branche der Medizintechnik überhaupt, in der Tutogen nach einer Umstrukturierung wieder erfolgreich arbeite. Wie berichtet stellt Tutogen biologische Implantate her, die verwendet werden, wenn ein Patient Knochensubstanz verloren hat.

Den langfristigen Erfolg betont auch Tutogen-Geschäftsführer Karl Koschatzky. «Es ist wahr, wir haben einige Mitarbeiter im produktiven Bereich ausstellen müssen; um die Firma wirtschaftlich zu halten.» Das sei nicht leicht, jedoch erforderlich gewesen, weil ein Teil der Produktion von der amerikanischen Mutterfirma übernommen worden sei. Hintergrund seien gesetzliche Regelungen im Zusammenhang mit der Gewebe-Beschaffung für die Implantate. Dafür habe man im Vertrieb aber neue Mitarbeiter eingestellt.

Jetzt bewege man sich wieder in ruhigerem Fahrwasser, so Koschatzky. Er ist überzeugt, dass Tutogen den Preis für seine langjährige Entwicklung erhalten hat. Immerhin sei man von 50 Beschäftigten im Jahr 1998 auf heute rund 150 Mitarbeiter gewachsen.