Erste Streuobstpädagogin Oberfrankens ist aus Bärnfels

20.4.2019, 10:00 Uhr
Es gibt hunderte verschiedene Apfelsorten, sagt Christine Berner. Ihre Kritik: Wir Konsumenten kennen nur die acht, die es in den Supermärkten gibt.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa Es gibt hunderte verschiedene Apfelsorten, sagt Christine Berner. Ihre Kritik: Wir Konsumenten kennen nur die acht, die es in den Supermärkten gibt.

Ihre Grundlage war die zuvor absolvierte Ausbildung als Landschaftsobstbaumpflegerin. "Ich beobachte, wie sich unsere Kulturlandschaft verändert, auch unsere Obstbäume. Das soll jedoch nicht als Kritik an Obsplantagen verstanden werden", betont sie. Sie hat viele Obstbäume geschnitten und entdeckte die ganze Vielfalt, die sortenbedingten Eigenheiten. "Bäume sind Persönlichkeiten", sagt sie und sprüht im Gespräch vor Begeisterung für die Natur im Streuobstgarten.

Dieses Wissen möchte sie weitergeben. Für ein Jahr ging sie mangels Gelegenheit in Bayern nach Backnang bei Stuttgart zur Ausbildung. Baden-Württemberg verfügt über das größte Streuobstgebiet Mitteleuropas mit 190 Streuobstpädagogen, die vom Land gefördert werden. In Bayern ist die Trägerschaft noch unklar.

Erste Streuobstpädagogin Oberfrankens ist aus Bärnfels

Adressaten von Berners Arbeit sind Kindergärten und Schulen, aber auch Erwachsenengruppen bis hin zu Senioren. Die Themen rund um die Streuobstwiese mit Tier- und Pflanzenwelt sind vielseitig. Obstbaumpflanzen, Obstbaumschnitt, Bestäubung, Befruchtung, Wiesenblumen, Insekten oder Kleintiere beobachten sowie Obstsorten kennenlernen und probieren oder verwerten. Das sind nur einige der Aktivitäten.

Sinneserfahrung vermitteln

"Ich möchte Sinneserfahrung vermitteln, die heute oft fehlt", erklärt Berner. Ein Ziel ist, auf die Vielfalt aufmerksam zu machen. "Es gibt hunderte Apfelsorten und wir Konsumenten gewöhnen uns an die wenigen acht in den Supermärkten", meint sie. Für Kinder sei das Probieren alter Sorten immer ein Aha-Erlebnis.

Nun will sie Kontakte knüpfen. Sie bestehen bereits mit der Ganztagsschule und der Tourismuszentrale in Gößweinstein oder auch mit der Familienbildungsstätte in Pegnitz. Zudem sucht sie nach interessierten Kindergärten, Schulen und Institutionen der Erwachsenenbildung.

Berner nimmt jährlich an Fortbildungsmaßnahmen teil. Erfahrungsaustausch und am Ball zu bleiben, das sei wichtig. Und neben Büroarbeit liebt Berner die Praxis, lässt sich immer wieder von ihren Streuobstbäumen faszinieren. Das zeigt sie auch beim Gang durch eine Streuobstwiese bei Bärnfels mit alten Obstbaumriesen.

Sie bleibt an einem Habitatbaum stehen, Totholz, das im Laufe des Lebens als Nist- und Brutplatz besiedelt wurde. "Der Specht öffnet die Türen, dann ziehen viele andere Tiere ein, und bleiben, auch wenn die Krone abgestorben ist", erklärt sie. Es sei weitsichtig, so einen Baum als Lebensraum stehen zu lassen. Das koste wenig und sei viel wirkungsvoller als ein Insektenhotel.

Ihr Blick streift über die lange Reihe alter Kirschbäume. Sie berührt vorsichtig eine Kirschknospe, die kurz vor dem Aufbrechen ist. Man spürt, sie mag diese Umgebung, kann unterhaltsam und lehrreich auf viele Vorgänge hinweisen, die die Natur faszinierend und wertvoll machen.

Es ist ein komplexer Lebensraum der Insekten mit vielen Möglichkeiten und viel mehr als nur eine Wiese alter Bäume. Interessenten können Christine Berner unter der E-Mail info@pomona-natur.de kontaktieren.

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