Fachwerk eine Zierde

21.7.2007, 00:00 Uhr
Fachwerk eine Zierde

© Roland Huber

Sonst kann dem OB ja kaum einer ein X für ein U vormachen. Nicht nur, dass er «Dendrochronologie» unfallfrei sprechen kann, er wusste auch gleich, was es bedeutet. Und gab den Gästen bei der Eröffnung des Fachwerkpfades noch eine Kostprobe seiner humanistischen Bildung, indem er ein griechisches Verb konjugierte: «ballein» (=werfen).

Dass die Kammerersmühle (Baujahr 1698) so jung ist, wird aber ausgeglichen durch die Erkenntnis, dass das zweite Haus des Oberbürgermeisters 90 Jahre älter ist als angenommen: der Hauptbau des Rathauses. Es wurde nicht erst 1490 erbaut, sondern entstand bereits 1402/1403. Es ist damit das älteste Fachwerk-Rathaus in Franken.

Das und mehr kann man dem Prospekt entnehmen, der zum Fachwerkpfad erschienen ist. Beispielhaft hat Georg Brütting 20 Fachwerkhäuser in der Altstadt ausgesucht, anhand derer sich die Geschichte des Fachwerks in der Stadt ebenso zeigen lässt wie die verschiedenen Formen - vom reinen Funktionsfachwerk bis hin zum reich geschmückten Zierfachwerk.

Als ältestes Haus hat Brütting das Gebäude Marktplatz 16 ermittelt, das um 1392 erstellt wurde. Zu jedem der 20 Häuser im Fachwerk-Führer hat der Wissenschaftler wichtige Daten und kurze Beschreibungen des Fachwerks. Das heißt er gibt bautechnische Hinweise und geschichtliche Einordnungen als Beigabe, «allgemein verständlich», wie Franz Stumpf lobt.

Übersichtlich strukturiert führt der Prospekt den Besucher und den Einheimischen auf einem Rundkurs durch die Straßen der Altstadt. Die Gestaltung lag in den Händen von Claudius Bähr, die Fotos steuerte Fritz Zirnsack bei. Gesponsert wurde der Führer «Fachwerkpfad» vom Lions Club Forchheim.

Vom Konzept überzeugt

Dessen Sprecher Herbert Amtmann betonte, dass Lions zwar bevorzugt soziale Projekte unterstütze, wie jetzt das Frühförderprojekt «Opstapje» (wir berichteten), aber das Konzept für den Fachwerkpfad habe ihn und die Forchheimer Löwen so überzeugt, dass sie hier helfend einspringen wollten. Der Flyer könne sich schließlich auch sehen lassen, rühmte Amtmann die Macher.

Georg Brütting erläuterte in kurzen Zügen die Arbeit der Dendrochronologie, aber auch die Hochphasen des Fachwerks: Zierfachwerk hatte in der Renaissance und im Barock Blütezeiten.

Danach ließ es Franz Stumpf Forchheimerisch werden. Zur Kultur in Forchheim gehörten auch Essen und Trinken. Die Brauer kredenzten Annafestbier, die Bäckerei Nagel Bio-Brot und die Metzger die Wurstkreationen der letzten Jahre: Kaiserbeißer und Kellerbratwurst. DIETER KÖCHEL