Fasching im Kreis Forchheim: Bonbons sind out

17.1.2020, 06:00 Uhr
Fasching im Kreis Forchheim: Bonbons sind out

© Foto: Ralf Rödel

Während allein in der Faschingshochburg Köln mehr als 400 Tonnen Abfall zusammenkommen, sei der Müllberg in Forchheim "nicht so wild", sagt Klaus Bartosch, Leiter des Bauhofs. Gleich im Anschluss an den Faschingszug (siehe Infokasten unten) machen sich zwei Fahrer in einer großen und einer kleinen Kehrmaschine auf den Weg und fahren in ausreichend Abstand hinter dem Zug her. "Ein bis zwei Kubikmeter Schmutz" werde pro Auto aufgesammelt und eingekehrt. Der verbleibende Rest, etwa große Flaschen und Dosen, die die Maschine nicht aufnehmen kann, werden tags darauf, am Rosenmontag, von Hand aufgesammelt. Drei Autos sind dann unterwegs.

Nur die Konfettis, das räumt Bartosch ein, "die liegen länger", schon allein deswegen, weil die Mini-Papierschnipselchen sich gerade auf dem Kopfsteinpflaster in der Innenstadt schwierig einsammeln lassen. Mehr als 40 Wagen schlängelten sich in den vergangenen Jahren im Forchheimer Faschingszug durch die Innenstadt. Der Müll, der auf den einzelnen Wagen anfällt, wird durch die Vereine selbst entsorgt. Dafür hat der Bauhof in den vergangenen Jahren im Stadtsüden große Container aufgestellt, worin der Müll entsorgt werden kann.

Ganz klar habe man ein Bewusstsein für die Umwelt, "und zwar nicht erst seit Greta", sagt Bernd Uttenreuther, Vorsitzender der Närrischen Siedler Lichteneiche Forchheim. Blicke man rund 30 Jahre zurück, so habe es früher eine Art "Süßwaren-Sammelbestellung" für alle Zugteilnehmer gegeben: "40 bis 50 Zentner Bonbons" wurden damals bei Piasten geordert und anschließend unter dem Faschingsvolk verteilt. Mittlerweile, erzählt Uttenreuther, sei die Sortimentsaufteilung bei den Siedlern hingegen "fifty fifty". Will heißen: Neben der einen Hälfte (Bonbons) gehen auch sogenannte "Streuartikel" unters Volk. Sprich: Kleine Plüschtiere, Lineale und Bleistifte, die unter den Jecken verteilt werden. Gab es früher gerne den Schluck Sekt aus dem weißen Plastikbecher, dürfen aus Sicherheitsgründen Getränke übrigens nicht mehr von den großen Wagen heruntergereicht werden.

Nein, Popcorn kommt beim Narrenkübel schwarz-weiß Gößweinstein nicht in die Tüte und schon gar nicht vom Faschingswagen, das kann Bernhard Bauernschmitt bestätigen. Und auch Bonbons werden nicht vom Wagen geworfen, "die bleiben liegen und werden zertreten". Dann vielleicht mit Konfetti feiern? Nein, auch die bunten Papierschnipsel, "bleiben bloß liegen". Ausschließlich Gummibärchen in Tüten werden vom Wagen geworfen. Wie viel, das kann Bauernschmitt gar nicht so genau beziffern, "wenn ich sie gekauft habe, ist das Auto voll damit — rund 35 Kartons voll werden’s schon sein", schätzt er.

Chipstüten, Popcorntüten, Bonbons und Gummibärchen in Tüten, also "ein ganz normaler Auswurf", wie Andrea Hertling sagt, wird bei den "Heiligen Stadtschnecken" unters Feiervolk gebracht. "Glücklich sind wir damit nicht", sagt die Vizepräsidentin des Heiligenstädter Vereins, die für Organisation und Planung verantwortlich zeichnet. Zwar habe man vor Jahren den Versuch gestartet, frische Faschingskrapfen vom Wagen runter zu verteilen. Doch der zweifelsohne verpackungsfreundliche Versuch wurde im Keim erstickt: Weil jeder Krapfen auch einzeln verpackt werden muss, musste man sich dagegen entscheiden: "Dann hätten wir ja die Krapfen dreimal anpacken müssen", sagt Hertling. Für die Mitglieder im Zug selbst verzichte man auf Einweg-Becher: Die vier bis fünf Gruppen im Zug haben einen Bollerwagen mit heißem Tee und Kinderpunsch an Bord dabei, die Getränke kommen in Becher, die anschließend wieder gespült werden. Außerdem achte man auf Mülltrennung. Glas in Form von leeren Sektflaschen werde extra entsorgt, ebenso Kartonagen, in denen die Bonbons lagern, Plastikverpackungen kommen in den gelben Sack.

Oft komme es auch vor, dass die Vereine "eine Pauschale" für den jeweiligen Umzug zahlen, in der dann auch die "Endreinigung" enthalten ist. "Doch das ist von Umzug zu Umzug verschieden", sagt Hertling.

Wichtig ist der Vizepräsidentin auch, dass bei den drei Prunksitzungen kein Einweg-Geschirr auf den Tisch kommt. Pommes auf dem Pappteller sind ein No-Go. Besteck, Teller, Tassen, Gläser und Krüge habe man deswegen angeschafft.

"Bei uns gibt es Sektempfang mit richtigen Sektgläsern", sagt Hertling. Und die Bar sei mit Wein- und Longdrinkgläsern ausgestattet. "Das klappt nur, weil wir eine gut organisierte Helferliste haben", sagt Hertling, also Freiwillige, die sich danach auch zum Abräumen und Abspülen melden.

Alle wichtigen Faschingsveranstaltungen 2020 im Landkreis finden Sie hier.

Die Närrischen Siedler Lichteneiche Forchheim organisieren wieder zahlreiche Faschings-Veranstaltungen. Start ist am Samstag, 8. Februar mit der 14. Prunksitzung. Die Veranstaltung ist restlos ausverkauft. Am Sonntag, 9. Februar findet der Kinderfasching statt. Beginn ist 14 Uhr, Ende um 17 Uhr.

Zum "Lumpenball – reloaded" wird am Rosenmontag, 24. Februar, ab 19 Uhr geladen mit Live-Musik von Die Gerchli. Alle Veranstaltungen finden im Kolpingsaal Forchheim statt. Höhepunkt wird der Große Forchheimer Faschingszug am Faschingssonntag, 23. Februar. Start ist um 13.30 Uhr in der Lichteneiche mit folgender Wegstrecke: Piastenbrücke – Untere Kellerstraße – Adenauerallee - Bamberger Straße – Egloffsteinstraße – Birkenfelderstraße – Klosterstraße – Paradeplatz – Nürnberger Straße. Partymeile mit DJ und Speis und Trank am Paradeplatz. Ausklang am Faschingsdienstag, 25. Februar mit der Schlüsselrückgabe an den Oberbürgermeister ab 16 Uhr im Kolpingsaal.

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