Prozess

Fasziniert von der Dampfbahn Fränkische Schweiz und deshalb vor Gericht gelandet

10.6.2021, 19:33 Uhr
Schaut zu jeder Jahreszeit schön aus: Die Dampfbahn Fränkische Schweiz. 

© Foto: Dampfbahn Fränkische Schweiz Schaut zu jeder Jahreszeit schön aus: Die Dampfbahn Fränkische Schweiz. 

Denn der 60-jährige Fahrer hatte das Rotlicht am unbeschrankten Bahnübergang Richtung Ramstertal bei Ebermannstadt übersehen und so eine Notbremsung des Nostalgiezugs der Dampfbahn Fränkische Schweiz ausgelöst. Gegen einen Strafbefehl hatte er Einspruch eingelegt; Amtsrichterin Silke Schneider stellte das Verfahren gegen eine Geldauflage von 1000 Euro zugunsten des Kinderschutzbunds ein. Einen Bahnübergang übersehen ist ein grob verkehrswidriges Verhalten, das als Straßenverkehrsgefährdung geahndet wird.

Voll Vorfreude auf einen schönen Urlaub fuhr das Paar am 27. September über Ebermannstadt zum Quartier in Gößweinstein. Parallel zur Straße verlaufen die Bahnschienen. Und es kam auch noch aus Richtung Behringersmühle eine Dampflok, die den Landmaschinenmechaniker in ihren Bann schlug. Als Ortsunkundiger wusste er nicht, dass die Straße alsbald eine Kurve macht und die Schienen quert, ehe sie auf die Höhe führt.

Vor lauter Faszination das rote Warnlicht übersehen

Vor lauter Faszination übersah er das rote Warnlicht am Andreaskreuz und fuhr mit mittlerer Geschwindigkeit weiter. Während auf der anderen Seite mehrere Autos anhielten, war er auf seiner Seite allein. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Straße die Schiene kreuzt; ich wollte da nicht mal schnell noch drüber", beschrieb der Angeklagte sein Verhalten.

Er erschrak, als er merkte, dass er die Gleise querte und den nahen Zug sah, und fuhr – glücklicherweise – weiter. Sonst wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Zug kollidiert. Seine Begleiterin war auch vom Zug angetan. Sie bemerkte weder den Bahnübergang noch wie knapp sie ihn gerade noch überquerten. Aus der Perspektive des Lokführers, der seit 20 Jahren den Lokführerschein hat, spielte sich das so ab: Der Dampfbahner reduzierte die Geschwindigkeit auf 20 km/h, als sich die Tour dem unbeschrankten Bahnübergang näherte. Als die Lok einen bestimmten Punkt passierte, schaltete sich die Signalanlage ein. Das Licht wurde gelb und dann rot. Der Lokführer erhielt die technische Rückmeldung, dass die Anlage einwandfrei arbeitet. Das ist doppelt abgesichert.

Der Lokführer ließ die Lok pfeifen

Er sah dann den sich nähernden Pkw, der sein Tempo nicht reduzierte. Da war der Zug nur mehr rund 30 Meter vom Übergang entfernt. Der Lokführer leitete sofort eine Notbremsung ein und ließ die Lok pfeifen. Nur wenige Meter vor ihm ist das Auto noch "durchgeflitzt". Der Zug selber kam erst später zum Stillstand, ungefähr die Hälfte war über den Übergang hinweg, der Rest noch dahinter.

Vor den Zug war noch eine zweite Lok gespannt; sie führte ein junger Lokführer. Der sah, dass das Licht für die Autos auf der Seite des Kölners aufgeleuchtet hat, als seine Lok vorüberrollte. Und er merkte sich das Kennzeichen.

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