Weihnachtsinseln in der Innenstadt

Fazit der wenigen Budenbetreiber in Forchheim: "Besser als nix"

22.12.2021, 13:51 Uhr
Kein Weihnachtsmarkt, aber ein paar Weihnachtsinseln: "Besser als nix", findet Myruete Veselaj, bei der allerlei vom Grillrost gibt.

© Peter Roggenthin Kein Weihnachtsmarkt, aber ein paar Weihnachtsinseln: "Besser als nix", findet Myruete Veselaj, bei der allerlei vom Grillrost gibt.

"Normal - das kann man nicht sagen. Aber es hat bisher gepasst", meint Myruete Veselaj und wendet die Bratwürste auf dem Rost. Es ist recht einsam in der Sattlertorstraße - verglichen mit den Jahren, in denen hier noch der Weihnachtsmarkt-Trubel herrschen konnte. Neben ihrem Bratwurst- und Schaschlik-Stand gibt es nur noch die Langos-Bude, das war`s für heuer. Mehr durfte aufgrund der Corona-Regeln in der Sattlertorstraße nicht stattfinden.

Die meisten Kunden kommen abends, erzählt Veselaj, "sobald der Adventskalender an der Kaiserpfalz zu leuchten beginnt". Freilich, blickt sie in ihre Kasse, sei der Inhalt aus den letzten Wochen nicht annähernd vergleichbar dem aus der Zeit vor Corona. "Wir schaffen wohl nicht einmal ein Viertel des Umsatzes in diesem Jahr". Trotzdem: "Besser als nix", sagt sie.

Ähnlich äußern sich Carmen Denk und Karl-Heinz Störzer, die ihren Süßwarenstand auf dem Platz zwischen Kaiserpfalz und Amtsgericht stehen haben. "Wir können immerhin zufrieden sein, überhaupt etwas verkaufen zu dürfen - denn wir haben ja fast nur verderbliche Ware", sagt Denk und zeigt auf die gebrannten Mandeln, Lebkuchen, Schokofrüchte und Co. Alles in allem, schätzt sie, werde man sich mit einem Fünftel des Umsatzes zufrieden geben müssen, den man auf dem Weihnachtsmarkt gemacht hätte.

"Wir sind froh, dass wir hier sein dürfen - und die Hoffnung stirbt ja zuletzt": Karl-Heinz Störzer und Carmen Denk verkaufen vor dem Amtsgericht Süßwaren.

"Wir sind froh, dass wir hier sein dürfen - und die Hoffnung stirbt ja zuletzt": Karl-Heinz Störzer und Carmen Denk verkaufen vor dem Amtsgericht Süßwaren. © Peter Roggenthin

Als es vor etlichen Wochen noch so aussah, dass die Märkte sicher stattfinden können, haben Denk und Störzer viel Ware eingekauft. "Bestellt gescheit, hieß es damals, denn sonst ist bald nix mehr da. Und jetzt sitzen wir auf der ganzen Ware", so Denk.

Am meisten los am Süßwarenstand sei sonntags, am Abend, wenn der Adventskalender brennt. "Aber in einer Stunde kann man leider nicht das reinholen, was man den ganzen Tag über versäumt. Auf den Kosten bleiben wir sitzen." Doch auch sie will nicht klagen: "Wir sind froh, dass wir hier sein dürfen - und die Hoffnung stirbt ja zuletzt", sagt Carmen Denk.

"Das Geschäft läuft eigentlich gut", sagt Maurizio Bressan, der italienische Feinkost in der Hauptstraße anbietet.

"Das Geschäft läuft eigentlich gut", sagt Maurizio Bressan, der italienische Feinkost in der Hauptstraße anbietet. © Peter Roggenthin

Froh ist auch Maurizio Bressan in der Hauptstraße, in dessen kleiner Bude die Herzen aller Freunde mediterraner Feinkost höher schlagen: Knoblauchsalami, Fenchelsalami, Salsiccia Calabrese, Parmigiano Reggiano, Schafskäse mit Trüffeln bietet er unter anderem an. "Das Geschäft läuft eigentlich gut", sagt Bressan - obwohl er seine "Insel" erst mit einer Woche Verzögerung aufgemacht hat (nachdem er sie in der Sattlertorstraße auf- und dann wieder abbauen musste). Weihnachtsmarkt hin oder her, auch unter Pandemie-Bedingungen wirkt der Italiener absolut gelassen.

"Soweit passt es schon", meint ein genauso gelassener Georg Stey, der einer Kundin gerade ein paar Socken aus Alpaka-Wolle reicht. "Die sind unser Klassiker - superweich und superwarm." Sein Stand, einige Hundert Meter vom italienischen Kollegen entfernt, ist zur Adventszeit seit vielen Jahren eine feste Größe in Forchheim. Und dementsprechend viele Stammkunden hat Stey, die seine große und spezielle Auswahl an Socken, Mützen, Handschuhen, Schals und Co. schätzen.

Freut sich über seine Stammkunden, die ihm seit vielen Jahren die Treue halten: Georg Stey in seinem Wollwaren-Stand.

Freut sich über seine Stammkunden, die ihm seit vielen Jahren die Treue halten: Georg Stey in seinem Wollwaren-Stand. © Peter Roggenthin

"Ja, klar, Weihnachtsmarkt wäre toll gewesen. Aber immerhin haben wir jetzt mehr Zeit für die individuelle Beratung", lacht er. Stey wird seinen Stand übrigens auch noch in der Woche nach Weihnachten bis Neujahr offen haben.

Unterstützung von Bund und Freistaat

Händler und Schausteller wie er leiden besonders unter den vielen Veranstaltungs-Absagen in diesem Jahr. Die Politik verspricht ihnen gleichwohl mehr Unterstützung. Zum Beispiel vom Bund, genauer: bei den Überbrückungshilfen. "Die Sonderregelung für die Veranstaltungs- und Kulturbranche wird nun für Absagen von Veranstaltungen bis zum 31. Dezember 2021 verlängert“, erklärte jüngst Bayerns Umweltminister, der Pinzberger Thorsten Glauber (FW), in einer Mitteilung.

"Damit decken die Hilfen nun Ausfall- und Vorbereitungskosten für alle Weihnachtsmärkte ab und dienen als zusätzliche Unterstützung für betroffene Schausteller und Marktkaufleute." Die Sonderregelung umfasst dabei alle Antragssteller, die von Absagen im November und Dezember 2021 betroffen sind.

Ebenfalls wurde die bayerische Corona-Härtefallhilfe bis zum 31. März 2022 verlängert. "Damit werden alle Antragssteller aufgefangen, die in der Überbrückungshilfe nicht antragsberechtigt sind", betont Glauber. Innerhalb der Corona-Härtefallhilfe werde zusätzlich die "Bayerische Sonderhilfe Weihnachtsmärkte" abgewickelt. Die neuen Beschlüsse seien "ein wichtiges Signal", insbesondere für Schausteller und Marktleute, die durch die erneuten Absagen von Weihnachtsmärkten schwer getroffen wurden, so Glauber.

Keine Kommentare