Feuerwehrautos made in Forchheim: Mit Tatütata ins ganze Land

25.4.2021, 06:04 Uhr
Feuerwehrautos made in Forchheim: Mit Tatütata ins ganze Land

© Foto: Stefan Hippel

Ralf Meisner steht auf dem Hof vor der Betriebshalle, auf dem dicht an dicht rote und blaue Fahrzeuge geparkt sind. "Es wurde mir nicht in die Wiege gelegt, dass ich mal Feuerwehrautos baue", sagt Meisner heute. Zwar ist der Compoint-Geschäftsführer seit seinem 14. Lebensjahr bei der Feuerwehr dabei, aber beruflich beschäftigte er sich zunächst mit der Nachrüstung von Autos mit digitaler Technik, etwa mit Mobiltelefonen und Navigationsgeräten. Als er 2006 zusammen mit Andreas Merkel eine Firma gründete, orientierte er sich bei der Namensfindung am damaligen Hauptgeschäft der Kommunikationstechnik, wofür die ersten drei Buchstaben von Compoint stehen.

Einsatzfahrzeuge für die Polizei, die Feuerwehr und das THW kamen erst im Laufe der Zeit dazu – heute machen sie das Kerngeschäft des Unternehmens aus. Zwischen 160 und 180 Blaulichtfahrzeuge verlassen den Betriebshof jedes Jahr. Die Kunden sind Einsatzorganisationen und Behörden in ganz Deutschland, aber auch in der unmittelbaren Nachbarschaft. So steht auf dem Hof gerade etwa auch ein roter Transporter, der bald an die Feuerwehr in Hallerndorf ausgeliefert werden soll.

Feuerwehrautos made in Forchheim: Mit Tatütata ins ganze Land

© Foto: Stefan Hippel

Wenn die späteren Einsatzfahrzeuge von Herstellern wie MAN, Ford, VW, Iveco oder BMW auf dem Hof von Compoint angeliefert werden, sieht man ihnen ihre künftigen Einsatzgebiete nicht an: Es handelt sich um serienmäßige Kombis, SUVs oder Kleintransporter. Die als erstes gründlich zerlegt werden: Die Innenverkleidungen der Türen werden abgebaut, ebenso der Dachhimmel, die Teppiche am Boden, die Kunststoffbeplankung der Stoßfänger und Teile der Armaturentafel. Auch die Sitze werden häufig demontiert.

In den Hallen von Compoint wird dann die neue Ausstattung nach den Wünschen der Kunden hergestellt und eingebaut. Dazu gehören beispielsweise Konferenztische für Einsatzleitfahrzeuge, Digitalfunkgeräte, EDV, Satellitenantennen, Blaulichtanlagen, Signalhörner, Regale und Halterungen für Löschgerätschaften, Klimaanlagen oder Spezialsitze, auf denen Polizeibeamte von Sondereinsatzkommandos in ihrer dicken Schutzkleidung samt schusssicherer Weste bequem sitzen können.

Feuerwehrautos made in Forchheim: Mit Tatütata ins ganze Land

© Foto: Stefan Hippel

Im Haus betreibt Compoint dafür unter anderem eine Schreinerei und eine Schlosserei. In den Hallen am Breitweidig bauen die Mitarbeiter auch komplette Kofferaufbauten für Sonderfahrzeuge selbst. Bis ins Detail durchgeplant wird von Compoint nicht nur das Innenleben der Fahrzeuge, sondern auch das äußere Erscheinungsbild von der farbigen Warnbeklebung über die vom Besteller vorgegebene Beschriftung bis hin zum Behördenwappen auf den Türen.

Regional verwurzelt

Im Lieferprogramm von Compoint finden sich Mannschaftstransporter, Streifenwagen, Einsatzleitfahrzeuge und kleine Feuerwehrautos wie Tragkraftspritzenfahrzeuge. Zu den Auftraggebern gehören kleine Gemeinden aus der ganzen Republik, Bundesbehörden und alles, was dazwischen liegt: "Wir haben aktuell einen Auftrag vom Bayerischen Innenministerium reinbekommen für 76 Fahrzeuge für den Katastrophenschutz", sagt Meisner. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt – für die nächsten zwei Jahre sind die Kapazitäten des Forchheimer Unternehmens schon jetzt ausgebucht. Kunden müssen aber nicht nur deswegen Zeit mitbringen, denn vom Fertigungsbeginn bis zur Auslieferung vergeht in der Regel ein Vierteljahr.

Das Unternehmen ist, wie es Ralf Meisner formuliert, "in der Region verwurzelt." Das heißt: Compoint versucht, Komponenten möglichst in der näheren Umgebung zuzukaufen. Auch bei der Beschaffung der Fahrgestelle arbeitet das Unternehmen mit Autohäusern in der Umgebung zusammen. Dennoch entfaltet Compoint Wirkung im ganzen Land: Die Marke sei in Fachkreisen inzwischen gut etabliert, freut sich Meisner, und die Kunden fahren zum Teil aus über 500 oder 600 Kilometern Entfernung an den Forchheimer Breitweidig, um ihre neuen blauen oder roten Autos abzuholen.


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