Feuerwehrbedarfsplan offenbart Defizite in Gößweinstein

7.11.2019, 08:01 Uhr
Feuerwehrbedarfsplan offenbart Defizite in Gößweinstein

© Foto: Thomas Weichert

Neun Monate haben die neun Kommandanten der neun Orts-Feuerwehren mit Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) am ersten Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde gearbeitet. Herausgekommen ist ein 117-seitiges Gesamtwerk, das Zimmermann nun selbst aufgrund der Verhinderung des federführenden Kommandanten Marco Brendel während der Gemeinderatssitzung vorstellte. Zimmermann schlug Alarm, weil keine der neun Wehren tagsüber "alarmsicher" ist.


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Nachts sind zwar alle FFWs mit ihren 303 aktiven Feuerwehrleuten alarmsicher, dass heißt in der nach dem Feuerwehrgesetz geforderten Einsatzstärke: bei Alarm auch ausrückbar, während des Tages aufgrund der Arbeit aber nicht. Einzig die Stützpunktfeuerwehr Gößweinstein, die 58 Prozent aller Einsätze im Marktgebiet bewältigt, ist tagsüber begrenzt alarmsicher: "Wir brauchen ganz viele neue Kameradinnen und Kameraden", folgerte Zimmermann aus dieser Erkenntnis, die so neu nicht ist.

Stärke erhöhen

In den nächsten fünf Jahren, so lange gilt der Feuerwehrbedarfsplan, sei es ganz wichtig die "Ist-Stärke" der Feuerwehren zu erhöhen. Der Maßnahmenkatalog sieht vor, durch aktive Präsenz in den Ortschaften und persönliche Ansprache die Mitgliedergewinnung zu forcieren. Schon im Kindergarten und in der Schule soll durch Infoveranstaltungen Nachwuchs gewonnen werden. Um die Einsatzbereitschaft der Wehren zu erhöhen, sollen diese enger zusammenarbeiten und gemeinsam üben.

Vor allem die "Atemschutzwehren" Gößweinstein, Kleingesee und Morschreuth. Das Beschaffungskonzept für die nächsten fünf Jahre sieht Gesamtinvestitionen in Ausrüstung, Gerät und Feuerwehrhäuser von rund 1,1 Millionen Euro vor. Ohne die eingeplanten Staatszuschüsse von insgesamt rund 290 000 Euro.

Kleine Brände selbst löschen

Die Feuerwehr Behringersmühle, deren neues Feuerwehrhaus für rund 340 000 Euro fast fertig ist, soll das zehn Jahre alte wasserführende Fahrzeug der FFW Kleingesee übernehmen, die für rund 170 000 Euro ein neues TSF-W bekommt. Georg Lang (CSU) sprach sich dafür aus, für beide Wehren ein neues Fahrzeug anzuschaffen und dafür das gebrauchte Auto zu verkaufen. Dies lehnte Zimmermann ab, weil die Behringersmühler dann nur ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) ohne Wassertank bekämen und für das gut gebrauchte Kleingeseer Fahrzeug kein hoher Preis mehr zu erzielen sei.

Außerdem seien die Feuerwehrleute in Behringersmühle hochzufrieden, wenn sie das wasserführende Fahrzeug aus Kleingesee bekommen. Denn damit lassen sich Straßenreinigungsarbeiten selbstständig durchführen und kleine Flächenbrände ohne Hilfe anderer Wehren löschen.

Die Stützpunktfeuerwehr Gößweinstein bekommt für das alte LF 8 (Baujahr 1997) ein neues, größeres LF 20 mit Ausrüstung für den Katastrophenschutz. 350 000 Euro sind dafür vorgesehen. Das bisherige LF 20 wird für technische Hilfeleistungen mit Wechselladerboxen und weiterem akkubetriebenen Gerät umgerüstet. Kosten: rund 90 000 Euro. In die persönliche Schutzausrüstung der Wehrleute werden rund 28 000 Euro investiert.

Neue Fenster und Türen

Ein Schlauchpflegekonzept, eventuell mit der Anschaffung einer "Schlauchwaschmaschine" kostet weitere 50 000 Euro. Der Schlauchtrockenturm in Gößweinstein müsste sonst saniert werden. Die Feuerwehr Etzdorf-Türkelstein bekommt neue Fenster und Türen für 3000 Euro, Leutzdorf ein neues Feuerwehrhaus für 200 000 Euro und der Austausch der Fenster mit einer Tür für das Feuerwehrhaus in Wichsenstein ist mit 3000 Euro eingeplant.

Für die Feuerwehr Unterailsfeld sind keine großen Investitionen vorgesehen, obwohl Georg Rodler die Fertiggarage für "nicht mehr zeitgemäß" hält. Dies demotiviere die Helfer aus Unterailsfeld, Kohlstein und Hungenberg, so Rodler. Er sieht als großes Problem auch die Alarmierung in diesen Ortschaften. Die Sirene, wenn sie denn funktioniert, geht nur in Unterailsfeld. In Hungenberg und Kohlstein hört man sie nicht. Einmal brannte es sogar neben dem Gerätehaus in Unterailsfeld und die Unterailsfelder Wehr wurde dazu gar nicht alarmiert. Rodler: "Warum nicht?"

Sirene war defekt

Dies wusste auch Kreisbrandrat Oliver Flake nicht. Seiner Meinung nach muss die Ortsfeuerwehr immer alarmiert werden, weil der örtliche Kommandant immer der Einsatzleiter vor Ort ist. Bürgermeister Zimmermann wusste die Antwort: Die Sirene war defekt. Außerdem, so Zimmermann, sei mit den Kommandanten abgesprochen, dass die Einsatzkräfte künftig auch über WhatsApp alarmiert werden: "Der eine macht es, der andere nicht", so Zimmermann.

Die Unterbringung in Unterailsfeld bezeichnete Flake als "nicht gerade adäquat". Die Frage sei, inwieweit dies akzeptabel sei, um sicherzustellen, dass es nicht zu einer Gefahrenlage für die Wehrleute kommt. Laut Rodler ist dieses Thema schon seit 30 Jahren "auf dem Tisch."

Ex-Bürgermeister Georg Lang betonte, dass man gute Voraussetzungen für den Feuerwehrdienst schaffen müsse und dass von den zu erwartenden 1,3 Millionen Euro an Bedarfszuweisungen bei 1,1 Millionen an Investitionen für die Feuerwehren sogar noch was übrig bleibt. Angesichts von 2,5 Millionen Euro an Rücklagen könne man dies sogar "aus der Portokasse bezahlen". FW-Sprecher Rainer Polster betonte, dass der Bedarfsplan toll gemacht sei. Dem Feuerwehrbedarfsplan wurde einstimmig zugestimmt.

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