Lichtmasterplan der Stadt

Fledermäuse in Forchheim: Nachts ist hier die Hölle los

23.9.2021, 15:30 Uhr
Nützliche Winzlinge: Zwergfledermäuse vertilgen, sehr zur Freunde der Menschen, am liebsten Stechmücken.

© Ferdinand Ostrop/dpa Nützliche Winzlinge: Zwergfledermäuse vertilgen, sehr zur Freunde der Menschen, am liebsten Stechmücken.

Viel wird saniert in Forchheim, zentrale Areale wie der Paradeplatz oder das Rathaus sollen künftig in neuem Licht erstrahlen - sprichwörtlich: Denn nicht nur baulich wird modernisiert, auch die Beleuchtung steht im Fokus. Hierfür hat die Stadt einen "Lichtmasterplan" in Auftrag gegeben.

Da künstliche Beleuchtung negative Auswirkungen auf Flora und Fauna haben kann, wird das Ganze im Vorfeld auch unter Artenschutz-Aspekten geprüft. Darunter: die Erfassung der "Fledermaus-Aktivitäten" in der Forchheimer Innenstadt. Das geschieht mittels sogenannter Batcorder, Ultraschall-Aufzeichnungsgeräten, mit denen die (Vorbei-)Flüge von Fledermäusen erfasst werden können. An 20 Messpunkten in der Innenstadt wurden die Batcorder installiert - und nun präsentierte Kirsten Geck von der Stadtplanung des Bauamts den Mitgliedern des Planungs- und Umweltausschusses erste Zahlen.

Wahrliche Fledermaus-Tummelplätze sind laut Geck unter anderem an der Wiesent, genauer: rund um Hundsbrücke bei der Hornschuchallee. 2383 Zwergfledermaus-Flüge wurden hier binnen dreier Tage registriert, hinzu kamen 35 Rauhautfledermäuse und sechs der Gattung Abendsegler. "Hauptaktivitäten waren zwischen 4.30 und 5 Uhr und es waren so viele Flüge, dass die Speicherkarte des Batcorders schon nach zwei Stunden voll war", berichtete Geck.

Noch mehr Aktivität verzeichnete man über dem Wassergraben der Spitalkirche (knapp 3000 Zwergfledermaus-Flüge an drei Tagen, vor allem zwischen Mitternacht und 4.30 Uhr). Absoluter "Hotspot", so Geck, war aber die Wiesentbrücke neben dem Marktplatz (4066 Zwergfledermaus-Flüge an drei Tagen, vor allem zwischen 4 und 5 Uhr morgens).

Insgesamt wurden von allen Messpunkten etwas über 18.000 Flüge von Zwergfledermäusen, 114 Rauhautfledermäuse und 101 Abendsegler erfasst. Zusammengenommen waren die gemessenen Fledermaus-Aktivitäten in der Zeit von Mitternacht bis 5 Uhr morgens am höchsten.

FGL-Rat und Fledermausexperte Johannes Mohr war voll des Lobes für Gecks Präsentation und die Arbeit der Stadtplanung im Allgemeinen. Mit diesen ersten Daten habe man eine gute Basis, um an den genannten neuralgischen Punkten eine "fledermausfreundliche" Beleuchtung zu konzipieren - auch, wenn gar kein künstliches Licht freilich die fledermausfreundlichste Lösung wäre.

Warum die Licht-Frage so wichtig ist, erklärte Mohr anschaulich: Beispielsweise frisst die winzige Zwergfledermaus - die größten Exemplare haben eine Körperlänge von gerade einmal fünf Zentimetern (Flügelspannweite: bis zu 25 Zentimeter) und wiegen wenige Gramm - in kürzester Zeit Hunderte von Stechmücken, so Mohr. Anders gesagt: eine gesunde Fledermaus-Population sorgt für weniger Mückenstiche. Zu viel oder zu grelles künstliches Licht wiederum wirkt sich negativ auf die Population aus, weil die Tiere darauf empfindlich reagieren.

Auch Manfred Hümmer (FW) bedankte sich bei Geck und ihrem Team: "Wir haben jetzt eine wertvolle Grundlage für unser Lichtkonzept" - und es zeige sich, dass man gerade im Bereich von Gewässern "sehr zurückhaltend" in Sachen Beleuchtung agieren müsse.

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