Flirrende Töne schweben im Raum

8.2.2012, 10:00 Uhr
Flirrende Töne schweben im Raum

© Udo Güldner

In komplexen, mitreißenden Rhythmen kommen sie sich in Chick (Armando) Coreas „Armando’s Rhumba“ näher, nicht etwa mit Blicken, sondern mit Tönen. Doch das ist nicht weniger spannend. Mit eigenen Kompositionen oder selbst arrangierten Klassikern unterhält Vibraxophonie anspruchsvoll, doch nicht elitär. Da schleicht Julian Schunters Kater „Filou“ über die Bühne, die Schlaflosigkeit („Insomnia“) hat Felix Prihoda fest im Griff, und in „Balkan Balkan“ haben beide Land und Leuten Südosteuropas ein Gesicht gegeben.

Die melancholische Note scheint dem Jazz zuzugehören. Zumindest, wenn man Keith Jarretts paradoxen „Memories of tomorrow“ folgt, in denen wehmütige Harmonien den Ton angeben. Wunderbar schwermütig die Improvisationen, bei denen Felix Prihoda und Julian Schunter sich als Lead- und Begleitstimme abwechseln. Dadurch bleibt das Jazz-Konzert auch nach fast zwei Stunden noch frisch und lebendig.

Zuweilen gerät dem ungleichen Paar die Performance elektrisierend intensiv, geradezu eine kammermusikalische Intimität, die förmlich an die Sitze fesselt. Tempo- und nuancenreich, in einigen Passagen unüberhörbar swingend, stets den Vorbildern verpflichtet. Aus der Galerie der ganz Großen scheint Chick Corea dem 18-jährigen Felix Prihoda, dem Herren über zweieinhalb Oktaven auf Metallplättchen, und seinem 24-jährigen Kollegen Julian Schunter an den Ventilen sehr zu liegen. Weil den beiden Instrumenten der Bass fehlt, wirkt die Stimmung eher hell und schwebend, was den Reiz der ungewöhnlichen Kombination aus Schlag- und Blasinstrument ausmacht.

Poetisch verarbeitet

Lyrisch, beinahe zärtlich, mindestens aber poetisch, rückt Vibraxophonie dem Modern Jazz zuleibe. Dabei lebt der Abend von den Unterschieden. Denen zwischen den grundverschiedenen Instrumenten, zwischen den Charakteren der Musiker, zwischen den balladenhaft-epischen und den eher temporeich-dramatischen Stücken. Mit einer Hommage an die Gitarren-Legende Django Reinhardt aus der Feder John Lewis’ kommt dann sogar noch trauriges Blues-Feeling auf. Während der eine sich mit der Zunge an die tragische Atmosphäre herantastet, lässt der andere die Schlegel über die Metallplatten gleiten. Vom sanften Streicheln über das nachdrückliche Zuschlagen bis hin zum kraftvollen Tanz auf dem Vibraphon lässt Felix Prihoda die gesamte Klaviatur hören. Bis auch die Zuhörer vibrieren.

Daneben Julian Schunter, der dem Saxofon anrührende, wilde, furiose Töne zu entlocken weiß. Auch in Chick Coreas „Sea Journey“ oder in Astor Piazzollas „Libertango.“ Hier sind spürbar zwei Enthusiasten am Werke, die der Musik mit subtiler Leidenschaft oder offener Begeisterung anhängen. Noch während auf der Bühne Duke Ellingtons „In a sentimental mood“ ausklingt, erwischt man sich beim Träumen. Wer von den eisigen Temperaturen abgeschreckt wurde, dem hätte man Vibraxophonie nur wärmstens empfehlen können. Wenn die Musik schon nicht wärmt, so entführt sie doch zumindest an einen anderen Ort. Zu sich selbst.

Die Jazz-Reihe im Jungen Theater Forchheim wird am 18. März fortgesetzt. Dann gastiert das Quartett „Saxomania“ ab 19.30 Uhr. Karten und Infos telefonisch (09191/65168) oder im Internet www.jtf.de

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