Forcheim, dein Kellerwald: Die To-Do-Liste ist gewaltig

4.7.2020, 07:00 Uhr
Stadträte, Verwaltungsmitarbeiter aus Bau- und Ordnungsamt und externe Experten kamen zur großen Bestandsaufnahme in den Kellerwald.

© Ralf Rödel Stadträte, Verwaltungsmitarbeiter aus Bau- und Ordnungsamt und externe Experten kamen zur großen Bestandsaufnahme in den Kellerwald.

Mit dabei: Stadträte, Verwaltungsmitarbeiter aus Bau- und Ordnungsamt und externe Experten. Aufgabe: eine Stärken-/Schwächen-Analyse des heiligen Hains. Ziel: Der Kellerwald und die Kellerwirtschaften sollen an Attraktivität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit gewinnen. Fernziel: Fördermittel zur Sanierung abzugreifen.

Musik: Wann soll die Musik spielen, wie oft, wie lange und wie laut? Während Jürgen Friedrich und Bruno Alberti (Weiß-Tauben-Keller) sich durchaus „einmal die Woche Musik-Events im Kellerwald“ vorstellen können, präferiert man auf dem Glocken-Keller die ruhigere Variante: 25000 bis 30000 Euro, rechnet Pächter Matthias Erlwein vor, koste die Musik am Annafest. „Künftig keine Musik mehr am Annafest“, so Erlwein, könne er sich durchaus vorstellen. Und stattdessen mit „gemütlichem Essen und vernünftigem Bier“ punkten. Auch Braumeister Georg Rittmayer, der sein Hallerndorfer Bier auf die Glocke liefert meint: „Ich begrüße es, wenn keine Musik spielt.“

Müll: Während es bei den Wirten der Oberen Keller kein Müll-Problem zu geben scheint, klagen die Wirte der Unteren Keller: Besonders die gelben Säcke, sagt Birgit Hempel vom Schindler-Keller, seien störend. Ein zentraler Müllsammelplatz, der schon lange angedacht ist, könne die Lösung sein.

Die öffentlichen Toiletten sind zu

Toiletten: „Spätestens nach dem zweiten Seidla pressierts“, meint CSU-Stadtrat Holger Lehnard. Doch wohin, wenn’s mal drückt? Das ist schwierig im Kellerwald. Die Toilettenhäuser am großen Annafest-Platz und auch am Fuße des Bergs in der Lichteneiche sind zugesperrt. Ein Betrieb der Toiletten ist nur in den Sommermonaten möglich, in den Wintermonaten wird dort das Wasser abgestellt, damit die Leitungen nicht einfrieren. „Es wäre schön, wenn zumindest die Stadtführer, die zu den Bierkeller-Führungen mit Touristen unterwegs sind, einen Schlüssel hätten“, meint Stephanie Endres von der Tourismuszentrale. In den Gaststätten selbst: Nicht wirklich besser, 70er-Jahre WC-Charme, den man am Geruch erkennt. Oftmals fehlt es auf den Kellern auch an der vorgeschriebenen Mindestanzahl an Toiletten, die sich an den Sitzplätzen bemisst.

Tourismus: Wer auf die Keller geht und dort Geld ausgibt, egal ob künftige Flusskreuzfahrt-Touristen oder geführte Gruppen, die den Walk-of-Beer machen, der möchte das auch in einer aufgeräumten, angenehmen Atmosphäre tun. „An der Öffentlichkeitswirkung ist noch Luft nach oben, schaut mal nach Hallerndorf und Willersdorf, die zeigen uns wie es geht“, war die einhellige Meinung.

Parken: Hier zeigt sich eine klare Diskrepanz zwischen den Wirten der Oberen und der Unteren Keller. „Es ist nicht das Prinzip eines Kellers bis an die Bierbank zu fahren“, sagt Christian Schuster vom Greif-Keller auf den Unteren Kellern. Im Gegensatz zu Carola Bernklau (Neder), Michael Kern (Schützen) und Jürgen Friedrich (Weiß-Tauben), die vehement Parkmöglichkeiten sowohl für Besucher als auch für Personal auf den Oberen Kellern einfordern und sich den Unteren Kellern gegenüber ganz klar im Nachteil sehen. „Die Zeiten sind längst vorbei, als der Forchheimer nur die Wirtschaften am Kellerberg besucht hat“, sagt Jürgen Friedrich, „heute fahren die Forchheimer mit ihrem E-Bike bis auf den Kreuzberg oder auf den Senftenberg“.

Investitionen: Ein Riesenthema. Wer zahlt wann was wofür, an wen und warum und wieviel? Wer ein Haus hat, der muss auch Sorge dafür tragen, dass der Wasserhahn nicht leckt und das Dach dicht ist, der muss auch regelmäßig investieren, damit nicht irgendwann der große Sanierungs-Batzen kommt. Doch es braucht auch nicht jedes Jahr eine neue Küche, neue Möbel und neues Geschirr gleichzeitig - das ist im Kellerwald nicht anders. Wichtig: Für die Instandsetzung ist der Betreiber und nicht die Stadt zuständig.

Zuständigkeiten: Ein noch größeres Thema. Es ist ein wahres Konvolut an Pächtern, Eigentümern, Verpächtern und aus seit Generationen weitergereichten Erbpacht-Verträgen, die aus einer Zeit vor dem BGB existieren. Dazu kommen Vereinbarungen, die schon so alt sind, dass sie „schwer einzuschätzen sind“, weil oft sogar eine Notarurkunde fehle.

Kellerwaldsatzung: Die Kellerwaldsatzung datiert aus dem Jahr 1984, zuletzt geändert wurde sie 2001.

Kellerwald-Million: Die hatte der Landtagsabgeordnete Michael Hofmann (CSU) im Jahr 2018 ins Gespräch gebracht. Hofmann hatte damals Landeskonservator Mathias Pfeil für die Keller begeistern können. Der Generalkonservator, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, nahm dazu Stellung: „Die Initiative zur Instandsetzung der Bierkeller ist aus Sicht des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sehr zu begrüßen. Die Keller sind ein besonderes geschichtliches und kulturelles Zeugnis, sie erzählen einen zentralen Aspekt der Geschichte Forchheims – schließlich gehen sie mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurück. Wir stehen gerne für Gespräche zur Verfügung und werden eine Instandsetzung fachlich und – im Rahmen unserer Mittel – auch finanziell unterstützen. Der erste Schritt aber ist es, durch eine Voruntersuchung genau zu klären, welche Maßnahmen erforderlich sind und ein Konzept für die Instandsetzung zu entwickeln. Erst dann sind konkrete Aussagen zum Umfang der Arbeiten, zu den Kosten und zu Zuschüssen möglich.“ Im Klartext: Ohne Konzept wird auch kein Geld fließen.

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