Forchheim: 24-Jähriger bestellt Falschgeld und kauft kräftig damit ein

9.9.2020, 10:00 Uhr
Der Deal mit Falschgeld ist aufgeflogen.

© dpa Der Deal mit Falschgeld ist aufgeflogen.

Drei Mal geht es gut. In zwei Bäckereien in Poxdorf und Kersbach sowie einem Döner-Laden in Erlangen merkt keiner, dass Sebastian L. (Name geändert) Falschgeld über den Tresen reicht. Der junge Mann wirkt auf den ersten Blick vertrauenswürdig, wenn auch nervös. Der Lohn der Gaunerei: Brot, Döner, Zigaretten und einiges an Kleingeld. Erst bei einem Asia-Imbiss in Baiersdorf fällt auf, dass der 50 Euro-Schein eine Blüte ist. Da hat L. längst ganz andere Summen im Auge. Ob er die 5000 Euro in der Mittelkonsole seines Autos gebunkert habe, wenn ihn mal der Heißhunger packe, fragt Staatsanwältin Müller von der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg.

Warum Sebastian L. das Falschgeld zu sich nach Hause liefern lässt und es in Umlauf bringt, das konnte er weder dem Vorsitzenden Richter Markus Reznik noch dessen Beisitzer Christian Lang erklären. Denn Geldsorgen hat L. nach eigener Aussage und laut der Zahlen auf seinem Lohnzettel nicht. Mit 2000 Euro netto müsste man doch über die Runden kommen. Auch Beschaffungskriminalität für Drogenkonsum oder Spielsucht waren nicht zu erkennen.

So kamen ihm die Ermittler auf die Spur

Die Ermittler des Landeskriminalamtes München waren auf ihn aufmerksam geworden, als das Hauptzollamt Köln im Februar 2019 im Briefzentrum Frechen einen Brief mit Glückwunschkarte kontrollierte. Darin: nicht nur ein fröhlicher Gruß, sondern auch 1500 Euro aus einer Kellerdruckerei in Rotterdam. Später werden ihm Fingerabdrücke auf dem Papier, eine Funkzellen-Analyse, Zeugenaussagen sowie eine Hausdurchsuchung zum Verhängnis. Die Beweislage scheint so klar, dass man bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg keinen Spielraum für eine Bewährungsstrafe sieht. Immerhin geht es um versuchte Geldfälschung, vier vollendete Geldfälschungen und einen Betrug.

Sein Vorgehen schilderte Sebastian L. so: Er habe sich den Tor-Browser heruntergeladen, um damit ins Darknet zu kommen. Dort habe ihn auf dem Online-Marktplatz namens "Dream Market" das Falschgeld fasziniert. Er habe bei mehreren anonymen Anbietern kleinere Bestellungen aufgegeben, um die Qualität zu prüfen. Gezahlt habe er mit der virtuellen Währung Bitcoin. "Ich habe für den ganzen Blödsinn 7000 Euro gezahlt, und nun sitze ich vor Gericht."

Nur zwei Fünf Euro-Scheine sind echt

Zudem muss er sich wohl von seinem Computer und Smartphone verabschieden, die beschlagnahmt wurden. Die Blüten kamen mit der Post frei Haus. Mit einem Teil der Scheine fährt L. im März 2019 nach Heideck. Dort im Landkreis Roth kauft er von einem Privatmann eine Goldmünze. Der Krügerrand kostet laut Kleinanzeigen-Portal 1160 Euro. Nur zwei Fünf Euro-Scheine auf dem Tisch sind echt. Die übrigen 23 Fünfziger, die L. vorgezählt hat, stammen aus dubiosen Quellen in den Niederlanden und Italien. "Das war ’ne ziemliche Dummheit", so Sebastian L.

Sein Betrugsopfer merkt den Schwindel erst, als er das Geldbündel aufmacht. "Das Wasserzeichen fehlte. Die Seriennummern waren alle gleich. Und das Papier fühlte sich ganz anders an." Inzwischen ist der Schaden wieder gutgemacht – per Überweisung. "Das finde ich gut. Schwamm drüber". Am 21. September wird ein Urteil erwartet.