Forchheim: Die Nederbierpatscher sind Kult

25.2.2020, 06:00 Uhr
Forchheim: Die Nederbierpatscher sind Kult

© Foto: Udo Güldner

"Es ist eine Kult-Gaststätte. Wenn Du da bist, ist es immer lustig. Fast schon gespielte Comedy." Eine ungewöhnliche Mischung vom Doktor über den Stadtrat bis zum einfachen Arbeiter hat "den Neder" berühmt gemacht. Hier sitzen Bauer und Fietzeck des öfteren, trinken ein Seidla und sinnieren.

Die Idee, es einmal selbst im Comedy-Fach zu versuchen, kam Bauer vor vier Jahren, als er wieder einmal mit seinem Elferrats-Kollegen die nächste Prunksitzung der Närrischen Siedler Lichteneiche plante. Schon wieder Lizzy Aumeier oder Bernd Regenauer? Viel Geld ausgeben für Stars, die man schon kennt? Warum nicht selbst auf die Bühne gehen? Also fragt er seinen Freund Fietzeck. Als der Präsident Bernd Uttenreuther die beiden zum ersten Mal hört, hat er auch gleich einen Namen für das Duo: "Die Nederbierpatscher".

Der Elferrat "tagt" nämlich in der Waschküche der Brauerei-Gaststätte Neder in der Sattlertorstraße. Bauer ist Schatzmeister, Fietzeck Beisitzer des Faschingsvereins. Die beiden Komiker sind zudem Bier-Kenner. Und das mit dem Patscher ist eine Sache, die sich im Wörterbuch der Gebrüder Grimm findet. Da bezeichnet der Begriff einen "Schwätzer" oder "Nörgler".

Ein bisschen dumm daherreden und sich über das Stadtgeschehen lustig machen, gehört zu jedem Auftritt. Egal ob sie mit ihren Kurzfilmen auf Facebook oder Youtube unterwegs sind oder sich leibhaftig unters Volk mischen. Bei der Närrischen Weinprobe der Feuerwehr Forchheim, beim Straßenfest am "Blauen Eck" oder am Faschingsdienstag bei der Schlüsselrückgabe um 16 Uhr im Kolpingshaus.

Als Studio dient ein Kellerraum, in dem sie ein riesiges Poster mit der Neder-Fassade aufgehängt haben. Hier auf einer Bierbank saß auch schon Uwe Kirschstein, kurz nachdem er Oberbürgermeister geworden war. Fietzeck und Bauer tragen keine Rollennamen, wohl aber Verkleidung. Immerhin sind sie fränkische Faschingsexperten. Bauer kommt mit dem Arbeitskittel daher, wie man ihn auch im Neder-Eingang tragen könnte. "Dort steht man, blickt in die Stadt und lästert. Wir machen das nicht anders." Beide tragen Perücken, wobei Fietzecks eigentlich ein Zwergenbart ist, den er zweckentfremdet hat. "Hinter der Maske fühle ich mich wohler."

Sogar im Urlaub haben die beiden immer einige Flaschen Gerstensaft dabei. Falls sich einmal die Gelegenheit bietet, ein neues Video zu drehen. So wie an der kroatischen Adriaküste. Direkt dort im Novigrader Meer, wo Mats Hummels seine Villa hat. Dort treiben sie als dürstende Schiffbrüchige umher, bis aus dem Himmel zwei Flaschen "Schwarze Anna" herabregnen. Natürlich hat Bauer einen Flaschenöffner dabei. Eine ähnliche Rettung ereignet sich im Zillertal, als einem Roller der Sprit ausgeht. Dank hoher Oktanzahl des Festbiers geht die Reise weiter.

Ihr Hauptquartier haben "Die Nederbierpatscher" aber im Kellerwald aufgeschlagen. Hier treffen sie immer wieder auf den King Alladooch, alias Ulli Raab, der ihnen seinen Geheimplan verrät, der dadurch dann nicht mehr so ganz geheim ist. Sie drehen mit dem "Kleindarsteller" eine Runde auf dem Riesenrad. Danach ist das Wahrzeichen defekt und muss stillgelegt werden.

Dann suchen sie verzweifelt nach dem "Walk of Beer", finden aber nur einen sächselnden Eisbären und einen Wok voller Bier. Als größter Hit entpuppt sich ihr satirischer Seitenhieb auf die Sicherheitsbügel vor dem Winterbauer-Keller. Dort haben sie ein aufblasbares Pferd angebunden, in dem Thomas Schmitt steckt.

Denn ohne ein Team mit Ivo Bigalke, Armin Mundt und Florian Gräf in der Maske, hinter der Kamera und vor dem Fass geht es nicht. Inzwischen gibt es viele Leute, die mitspielen möchten. Wie Fritz Zirnsack, der diesmal nicht auf dem Brauwastl-Bierkeller ausschenkt, sondern vor dem Toilettenwagen sitzt, Gitarre spielt und den Stephan Remmler-Schlager "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei" singt.

Ihr Erfolgsgeheimnis sind lokale Themen, für die kein anderer etwas erübrigen kann. Das war zu Beginn nicht so. Da witzelten sich Fietzeck und Bauer durch die Szenen, nutzten jede Chance, Gags über gefütterte WC-Enten, eine Reh-Haar-Klinik und Bier-Yoga zu machen.

Ihre Inspiration sind nun die Sitzungen des Stadtrates, die sie aufmerksam verfolgen. Mit Markus Schmidt und Günther Hammer haben sogar schon zwei Kommunalpolitiker in den Sketchen mitgespielt. Der eine als Pferdeflüsterer, der andere als Peitschenaugust. "Das war der Hammer."

Nur im Neder selbst haben "Die Nederbierpatscher" noch nicht gedreht. Dort einmal live aufzutreten, davon träumen sie.

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