Neues Leben

Forchheim: Die Sanierung am Marktplatz 1 beginnt

5.9.2020, 08:00 Uhr
Bis spätestens April 2021 sollen die Umbaumaßnahmen in dem Gebäudekomplex am Marktplatz 1 abgeschlossen sein. Anschließend startet die Sanierung des Löhr-Anwesens.

© Foto: Ralf Rödel Bis spätestens April 2021 sollen die Umbaumaßnahmen in dem Gebäudekomplex am Marktplatz 1 abgeschlossen sein. Anschließend startet die Sanierung des Löhr-Anwesens.

Es kann nur schöner werden: Die Sanierungsarbeiten für den Gebäudekomplex Marktplatz 1 haben unübersehbar mit dem Aufbau des Gerüsts begonnen. Am markanten Bau am Einfahrtstor zur Innenstadt, dessen Kern übrigens aus dem 18./19. Jahrhundert stammt und der zunächst als "Obere Brantmühl" und später als "Kreul’sche Farbmühle" bekannt war nagt unübersehbar seit vielen Jahren der Zahn der Zeit. Gleich dahinter grenzte einst die Kammerermühle an, ehe die Löhrmühle folgte.

Als die Umbaumaßnahmen in der Bauausschuss-Sitzung des Stadtrats Ende Mai auf der Tagesordnung standen, zeigte sich auch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein erfreut, "dass dieser städtebauliche Missstand behoben wird" (wir berichteten).

Der Zeitplan, den Viola Korneli skizziert, ist durchaus sportlich: Übernächste Woche, so die Bauherrin, soll mit den Arbeiten am Dach begonnen werden. Mit der Planung greift Korneli durchaus auch Forchheimer Stadtgeschichte auf: Dort, wo einst Kinderärztin Dr. Gertrud Gückel sich über viele Jahrzehnte hinweg um ihre kleinen Patientinnen und Patienten kümmerte, wird auf der gesamten ersten Etage die Kinderarzt-Praxis von Dr. Bernward Hinkes einziehen.

Im Erdgeschoss wird es ein Café geben, das quasi wie ein zweites Wartezimmer in die Kinderarzt-Praxis integriert wird. Das Praxis-Café ist ein Herzenswunsch Kornelis. Hier sollen Eltern mit gesunden Kindern, die ausschließlich zur Kontroll-Untersuchung oder etwa zum Impfen kommen, gemütlich bei Kaffee und Kuchen in einem Selbstbedienungscafé die Zeit bis zum Arzttermin verbringen können.

Mit Funkmelder

Denn Korneli, selbst Mutter und Großmutter, kennt das Dilemma: "Sie gehen mit einem gesunden Kind zur U-Untersuchung, sitzen zwischen Schnupfennasen und Fiebernden und kommen mit einem kranken Kind wieder nach Hause." Mit einem kleinen brummenden Funkmelder, wie man ihn etwa aus Restaurants kennt, sollen die Wartenden dann zum Arzt in die erste Etage gerufen werden.

Der Interieur-Laden, den Kornelis Tochter zusammen mit einer Freundin im Erdgeschoss betreibt, bleibt bestehen.

Im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss wird Platz sein für insgesamt sieben Wohneinheiten, die zusätzlich Dachgauben erhalten werden. An der Ostseite, zur Wiesent hin, werden an allen Wohnungen sowie in den Sprechzimmern der Arztpraxis Balkone angebracht (wir berichteten). Ein Aufzug sorgt für Barrierefreiheit. "Die historische Fassade bleibt komplett erhalten", sagt Viola Korneli. Damit das trotz energetischer Sanierung funktioniert, bekommt das Haus eine Innendämmung. Viola Korneli vermietet die Wohnungen selbst.

Bis spätestens April 2021 soll der Umbau abgeschlossen sein. Dann wird es gleich nebenan weitergehen: "Anschließend wird Kerzen-Löhr umgestaltet", informiert Korneli, "das Anwesen befindet sich seit geraumer Zeit in unserem Besitz". Im Moment "werden dafür die Baugenehmigungen vorbereitet".

Die Anfänge von Kerzen Löhr reichen bis 1978 zurück, als in den Räumen der früheren Mühle der Kerzen-Vertrieb startete. In einem Verkaufsraum in nächster Nähe zur Eingangstür gibt es für den Privatmann Tauf- und Hochzeitskerzen oder auch das passende Blattwachs zum individuellen Verzieren. Das Kerzen-Alphabet buchstabiert sich bei Löhr von A wie Altarkerzen über B wie Blasiuskerzen bis hin zu Marienkerzen, Ostertischkerzen, Stumpenkerzen und Weihnachtskerzen.

Für den Klerus

Doch Löhr verkauft nicht nur an Privatkunden, man stattet auch den Klerus aus. Denn hinter einer schweren Tür, in den hohen Räumen der früheren Löhrmühle, öffnet sich verwinkelt auf unzähligen Etagen bis unters Dach ein riesiges Lager, das von der Hostie in verschiedenen Größen, über Messwein, Lichter und Kerzen in allen erdenklichen Größen so ziemlich alles parat hat.

Die Bestellungen, das bestätigte Helmut Löhr bei einem Besuch unserer Redaktion in der Vorweihnachtszeit, kommen bis aus der Heiligen Stadt Rom. Pfarrer und Mesner aus ganz Deutschland kaufen bei Löhr am Marktplatz ein, bestellt wird telefonisch, per E-Mail oder im Webshop, der rund 10 000 Artikel anbietet; vom Kirchenteppich über das Messgewand bis hin zum sogenannten Glühbirnen–Pflücker für das Gotteshaus.

"Im Moment geht es weiter, wir sind in Miete", heißt es auf Nachfrage bei Kerzen Löhr. Einen Blick in die ferne Zukunft könne man nicht geben.

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