Forchheim: Diskussion um die Knöllchen-Frage

14.8.2020, 16:00 Uhr
Forchheim: Diskussion um die Knöllchen-Frage

Katja Metschnabl ist sauer: "Gerade komme ich von einem Besuch in der Forchheimer Innenstadt zurück. Geparkt hatte ich auf dem Rathausplatz. Mit meiner Mutter (bald 80 Jahre und nicht mehr allzu gut zu Fuß) besuchte ich das Café und die Töpferei Himmel und Erde. Als ich zu meinem Auto zurückkam, hatte ich einen Strafzettel an der Windschutzscheibe", schreibt die Ebermannstädterin in einem Brief an die Nordbayerischen Nachrichten. Neun Minuten hatte Metschnabl die Parkzeit überschritten und prompt ein Knöllchen kassiert.

"Für Forchheim ist es kein Aushängeschild, wenn Parkplatzsuchende auf diese Weise zur Kasse gebeten werden. Wäre es nicht sinnvoller, die Geschäfte der Innenstadt zu unterstützen? Bestünde nicht die Möglichkeit, etwas mehr Kulanz gelten zu lassen?", fragt sie. "Ich möchte jetzt nicht sagen, dass Geschäfte nur deswegen schließen müssen, weil in Forchheim die Parküberwachung zu streng gehandhabt wird, aber das gemütliche Sitzen in einem Café wird einem schon sehr madig gemacht, wenn man ständig mit einem Auge auf die Uhr schielen muss." In Zukunft werde sie es sich "genau überlegen, ob ich für meine Einkäufe unbedingt in die Innenstadt muss". Gerade jetzt versuche sie, Metschnabl, die "lokalen und kleinen Anbieter" zu unterstützen. "Ein bisschen Entgegenkommen von Seiten der Stadt Forchheim kann man, finde ich, erwarten."

Die Verkehrsüberwachung der Stadt Forchheim indes verweist auf die Brötchentaste, die es seit vielen Jahren in Forchheim gibt, bei der mit einem Druck auf den grünen Punkt am Parkautomaten, die ersten 30 Minuten kostenlos sind – um schnell mal Brötchen beim Bäcker zu holen – deswegen auch der Name. Eine halbe Stunde umsonst parken ist ein Entgegenkommen der Stadt, heißt es aus dem Ordnungsamt. Neun Parküberwacher sind übrigens im Stadtgebiet Forchheim als Kontrolleure unterwegs.

Einheitlicher Bußgeldkatalog

Doch wie teuer ist das Knöllchen? Das regelt der bundesweit gültige Bußgeldkatalog. Will heißen: "Eine Verwaltung kann hier nicht nach Gutsherrenart entscheiden", so Roland Brütting, Sachgebietsleiter Verkehrswesen bei der Stadt. Die Verwarngelder sind also bundesweit einheitlich und nicht, wie oftmals vermutet, in Forchheim ganz besonders hoch.

Beim Überschreiten der Parkzeit bis 30 Minuten sind demnach 10 Euro zu zahlen, mehr als 30 und bis 60 Minuten 15 Euro. Bis zu zwei Stunden kosten 20 Euro, bis zu drei Stunden 25 Euro.

Wichtig ist allerdings nicht nur, dass man einen gültigen Parkschein hat, sondern dass der Zettel auch "deutlich sichtbar aufliegt", informiert Fritz Zirnsack von der Verkehrsüberwachung; also dass auch die Uhrzeit lesbar ist, und nicht etwa nur die Rückseite des Zettels durch die Windschutzscheibe scheint.

Lesbar heißt dabei aber auch erkennbar für den Kontrolleur: Das gelte insbesondere, wenn beim Zuschlagen der Autotür der Parkschein in den Fußraum des Wagens segelt und dort quasi "unsichtbar" für den Kontrolleur liegt. "Eine Rücknahme der Verwarnung", so Zirnsack, gebe es nur, " wenn die Autohalter unmittelbar dazukommen" und an Ort und Stelle dem Parküberwacher nachweisen können, dass der Zettel im Fußraum liegt.

Auch Yvonne Brandner, selbstständige Optikermeisterin mit gleichnamigem Geschäft in der Apothekenstraße, musste, wie sie selbst sagt, "auch schon diese Erfahrung wegen drei Minuten machen". "Vielleicht wäre bei dem einen oder anderen ein wenig mehr Fingerspitzengefühl nicht verkehrt", wünscht sich Brandner. Brandner ist auch Vorsitzende der 2019 gegründeten Innenstadt-Initiative HeimFOrteil, deren erklärtes Ziel die "Stärkung Forchheims als moderne und lebendige Einkaufsstadt" ist. Dazu gehören auch Gespräche zum Thema Parkplatz-Situation in der Innenstadt und die "Knöllchen-Frage": "Wir sind im Dialog", sagt sie.

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