Forchheim: Feierliche Freisprechung

6.10.2017, 18:11 Uhr
Forchheim: Feierliche Freisprechung

© Foto: Udo Güldner

Das waren noch Zeiten, als die Lehrlinge dem Meister nach getaner Arbeit noch zu Diensten sein mussten. Sie gehörten zum Hausstand. Wenn sie ihr Tagwerk vollbracht hatten, galt es, wie Bürgermeister Franz Streit in seiner launigen Ansprache erwähnte, noch einige Schoppen Bier zu holen, Brennholz herbeizuschaffen oder das halbe Schwein aufzuspießen. Vielleicht musste sogar die Bürgermeister-Kette poliert werden.

Diese Zeit sei nun schon rund 500 Jahre vorbei, doch auch im spätmittelalterlichen Forchheim wurden die Lehrlinge schon "freigesprochen", also aus den Rechten und Pflichten entlassen. Freilich war es in einer Phase, in der die städtischen Zünfte noch großes wirtschaftliches und politisches Gewicht hatten — und immer mehr davon sich erarbeiteten — etwas einfacher als heute.

Glück der Tüchtigen

Vielleicht sind es deshalb wiederum weniger neue Jung-Gesellen, die sich nun selbstständig oder ihren Meister machen oder die als angestellte Maurer oder Fliesenleger weiterarbeiten. Den Rückgang an Auszubildenden, immerhin sind es noch 446 Menschen in 252 Handwerksfirmen, habe auch eine verstärkte Werbung mit bundesweiten Image-Kampagnen nicht aufhalten können, bedauerte der Kreishandwerksmeister Werner Oppel.

Dabei stellten die Schreiner mit neun Prüflingen die größte Gruppe. Dahinter landeten die Friseure (6), Fliesen- und Mosaikleger (5), Zimmerer (3), Fleischer (2), Maler und Objektbeschichter (2), Maurer (2) und Anlagenmechaniker (1).

"Froh und stolz" zeigte sich Landrat Hermann Ulm, der ein Plädoyer für die regionale Wirtschaft hielt: "Ich finde es schade, dass die öffentliche Hand immer den billigsten Anbieter nehmen muss, der dann irgendwoher kommt. Wir würden viel lieber einheimische Betriebe nehmen."

Als Prüfungsbeste zeichnete der Kreishandwerksmeister die beiden Maurer Rodri Shuli aus Hausen (Lehrbetrieb: Meinrad Ismaier, Hausen) und Tim Pfarschner aus Ebermannstadt (Walter Bau, Burggaillenreuth) aus. Außerdem bekamen die Friseure Lorenzo Rüger aus Rödental und Annabelle Treffer aus Herzogenaurach (Akademie der Friseure Meininghaus, Forchheim), sowie der Anlagenmechaniker Markus Volkmer aus Hemau (Klaus Orlet, Neunkirchen) den Gesellenbrief mit Bestnoten. Die Landtagsabgeordneten Michael Hofmann (CSU) und Thorsten Glauber (FW) gratulierten dem Zimmerer Lukas Kraus aus Buttenheim (Thomas Zucker, Hallerndorf) und den beiden Bamberger Schreinern Maria Stenglein (Marco Dachwald, Tiefenstürmig) und Bastian Maaßen (Lorenz Schneider, Poxdorf).

Für besonderes Aufsehen sorgte Elias Pieger aus Kirchehrenbach (Schmidt Bedachungen, Forchheim), der als Dachdecker beim bundesweiten Wettbewerb "1. Kammersieger" wurde. Für sie alle waren die mahnenden Worte des Kreishandwerksmeisters Werner Oppel (Forchheim-Reuth) gedacht, der ihnen zu lebenslangem Lernen riet, damit sie "nicht auf der Ersatzbank" landeten. Dabei hätte der Nachwuchs der "praktischen Intelligenz" derzeit beste Karrierechancen. Besonders in den Familienbetrieben, die "Wertschätzung und Wertschöpfung" miteinander verbänden, so Werner Oppel, selbst Innungs-Obermeister für Sanitär, Heizung und Klima (SHK). Matthias Graßmann, stellvertretender Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, lobte nicht nur die theoretischen und praktischen Leistungen, sondern das Durchhaltevermögen der jungen Männer und Frauen. Angesichts ständig steigender Qualifikationen dürften sie nun mit der Weiterbildung nicht nachlassen. "Jetzt ist es wichtig, dass Sie dranbleiben!", ermunterte der Präsident.

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