Forchheim: Herder-Gymnasium lud zum Frühlingskonzert

16.4.2019, 12:00 Uhr
Forchheim: Herder-Gymnasium lud zum Frühlingskonzert

Vielleicht auch weil da Balu der Bär ins Scheinwerferlicht schlendert. Seine gemütlichen Gedanken hat der Unterstufenchor sich zu eigen gemacht. Im Hintergrund ist Pia Fischer am Klavier zu hören, die den Notendschungel bis auf das letzte Blatt kennt und Dschungelkönigin Annette Böhm dabei unterstützt, dass die rund zwei Dutzend Sängerinnen und Sänger sich nicht verheddern.

Immerhin müssen sie wenige Minuten später Rapunzel dabei helfen, ihre Haare hinab zu lassen. Wie es Alan Menken in seinem gar nicht grimmigen Musical vorgesehen hat, damit ein hollywoodmäßiges Happy End zustande kommt. Auch wenn die Hoheit im Turm sich dort gerade eingewöhnt hat. Vor dem Schulhaus ist es kühl. Noch einmal scheint der späte Winter sich dem knospenden Frühling entgegenzustellen.

Drinnen aber ist von "der lieben Sommerzeit" die Rede. Warme Stimmen sind es, die sich an Paul Gerhardts barockem Lied "Geh aus, mein Herz" erfreuen. Katharina Bett am Konzertflügel ist es, die der Gesangsklasse den Weg weist zu "schönen Gärten" und allerlei zirpenden und flötenden Vögeln, die nur eine schwache Ahnung des himmlischen Paradieses geben.

Katerstimmung bei Orpheus

Da hat es der "Black Orpheus" schon deutlich schwerer. Bei ihm herrscht Katerstimmung, nachdem ihn die Geliebte verlassen hat. Seine Eurydike ist nicht in die griechische Unterwelt entschwunden, sondern von einer Bossa Nova hinweggespült worden. Luiz Bonfá hat dazu rührende Tränen des Abschieds komponiert, die den neun Mädchen und dem einen Jungen von den bebenden Lippen perlen.

Schon der Unterstufenchor ohne jeglichen Jüngling hat es angedeutet. Beim Singen geben die Mädchen den Ton an. Deshalb sind es auch nicht drei Knaben, die in Mozarts "Zauberflöte" über allem schweben, sondern Linnea Borrmann (Mezzosopran), Amelie Hagitte (Sopran) und Lena Dallhammer (Alt). Das Trio hat zuletzt beim Jugend musiziert-Regionalentscheid in Bamberg, an der Seite ihres Pianisten Jonathan Wagner, einen ersten Preis errungen.

Das Gesangsensemble ist aber nicht der einzige Höhepunkt mozarteischer Oper an diesem Abend. Die ebenfalls von Gudrun Dörpholz-Friedrich vorbereiteten Sopranistinnen Amelie Wopkes und Sophia Wagner hecken als Gräfin und deren Zofe Susanna einen wohlklingenden Plan aus, um die Hoch-Zeit des Figaro mit einer literarischen List im letzten Akt doch noch zu beenden.

Dieses Duett hat ebenfalls die Jury in Bamberg überzeugt und versetzt die Zuhörer beim Frühlingskonzert in Hoch-Stimmung. Es wird sogar gejohlt. Dann sind es nur wenig über zehn Schüler, die sich da in die finstere Halle des Bergkönigs wagen. Munter tapsen sie der norwegischen Sagengestalt Peer Gynt hinterher, nichtsahnend, dass hier dynamische Tücken und fieberhafte Klänge auf sie warten.

In Versuchung geführt

Sagenhaft ist auch, wie die jungen Musiker des Kleinen Herder-Orchesters mit Prinzessin Anitras Tanz den edlen Helden in Versuchung führen wollen. Ausgerechnet mit einer Mazurka, bei der die flirtenden Finger die Saiten nur zärtlich zupfen. Durch die unterirdische Traumwelt Edvard Griegs führt Christiane Geiling ihre Schützlinge, die sich auch am lichten Ton des Pianisten Nicolai Prechtel orientieren können.

Am Ende hat Angelika Bogendörfer mit ihrem Streichorchester, auch Dank der Geigerin Kathrin Eger und des Schlagzeugers Ben Wagner, die Herder-Aula in ein munteres "La La Land" verwandelt. Eines, in dem Andrea Muth mit ihrer Klarinette die Zuhörer in Domenico Cimarosas virtuose Klangwelt entführt. Die Solistin weiß um die spielerische Eleganz, die dem Holzblasinstrument abgefordert wird.

So wie das Publikum weiß, warum es sich auf engstem Raum zusammengedrängt hat. Um hochmotivierte Schüler und fabelhafte Musik zu hören. Dafür ist das Herder-Gymnasium weithin bekannt.

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