Forchheim: "Kann Innenstadt nicht von heute auf morgen in eine florierende Metropole verwandeln"

21.1.2021, 13:49 Uhr
Forchheim:

© Foto: Edgar Pfrogner

Mit Blick auf das Corona-Jahr 2021 habe Citymanagerin Elena Büttner zu wenige eigene Projekte geplant und falsche Prioritäten gesetzt, um die Innenstadt mit ihren Händlern gut durch die wirtschaftliche Krise in Folge der Pandemie zu bringen. Das war der Kernpunkt der Kritik von CSU und FW an der Arbeit der 31-Jährigen.

"Ich war überrascht von der Kritik an der grundsätzlichen Ausrichtung der Projekte", sagt Büttner ein paar Tage später im Gespräch mit der Redaktion. Und sie verweist darauf, dass ihre Pläne vom Stadtrat zuvor befürwortet worden seien. "Wir konnten Erfolge verzeichnen und ich glaube nicht, dass wir völlig auf dem Holzweg waren." Auch ihren Chef, Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD), "erstaunte" die Kritik. Er war über "Zeitpunkt und Form" verwundert. Büttner: "Ich bin nicht beratungsresistent und nehme Kritik an. Ich sehe die Kritik als Verbesserungsvorschläge."

Leerstand in der Stadt: Schon Erfolg, wenn er nicht mehr wird

Doch sie macht auch klar, dass nicht alle vom Stadtrat gewünschten Themen gleichzeitig und in Gänze abgearbeitet werden können. Sie werde daher ihre Pläne überarbeiten, Schwerpunkte setzen und dies den Stadträten im Frühjahr präsentieren.


Kommentar: Citymanagerin Elena Büttner hat praktisch null Außenwirkung


Eines dieser großen Themen ist die Leere hinter Schaufenstern: das Leerstandsmanagement. Die Erwartungen, aus toten Geschäftsräumen lebendige zu machen, sind groß. Es ist ein Thema, das die Stadtpolitik seit Jahren umtreibt. Dann kam Corona. Für den OB wäre es schon ein Erfolg, "den Leerstand so zu behalten wie er ist. Das ist die Sorge, die mich im Pandemie-Jahr bewegt. Wir müssen eher schauen, dass es nicht mehr wird." Und auch ganz ohne Virus lässt sich der Leerstand nicht heilen, sagen beide. "Jede Stadt hat einen gewissen Leerstand, er darf nur nicht zu groß werden", sagt der OB.

Die Citymanagerin warnt indirekt vor zu hohen Erwartungen: "Ich kann alleine die Innenstadt auch nicht von heute auf morgen in eine florierende Metropole verwandeln." Sie vermittle zwischen Immobilienbesitzern auf der einen und Interessenten auf der anderen Seite. "Bei mir hören die Möglichkeiten aber auf, wenn ein Immobilieneigentümer sagt, dass er sich nicht mehr bewegen kann. Es gibt auch solche, die nicht vermieten möchten", sagt Büttner.

Es liegt auch an der Preisvorstellung mancher Eigentümer

Dass die Preisvorstellung mancher Pächter manch kreative Geschäftsidee nicht sprießen lässt, ist auch ein Teil der Wahrheit. In der Öffentlichkeit darüber reden will über diesen Aspekt niemand recht gerne. Zu groß ist die Sorge, Eigentümern auf die Füße zu treten. Doch hinter vorgehaltener Hand wundern sich nicht nur langjährige Forchheimer Geschäftsinhaber über manche Mietpreise. Selbst in der schlechteren 1B-Lage, also in Nebengassen und -straßen abseits der gut frequentierteren Fußgängerzone, lägen die Preise teils deutlich zu hoch.

Was auch zum Thema Leerstand gehöre sind Events, sagt Büttner. "Das Einkaufserlebnis vor Ort ist zentral. Es muss etwas geboten sein. Innenstädte sind soziale Kraftwerke und Orte für Treffpunkte." So ließen sich auch junge Menschen vom Einkauf im Internet in die Stadt bewegen. Dazu gehörten auch Events, wie der Stadtstrand im Sommer. Sich trotz Pandemie auf Events zu konzentrieren, empfanden CSU und FW als eine "falsche Prioritätensetzung", weil unklar sei, ob sie überhaupt stattfinden dürfen.

Händlervereinigung HeimFOrteil widerspricht CSU und FW

Dass auch coronakonforme Veranstaltungen wichtig sind, betont Petra Dietzel im Gespräch mit den NN. Sie ist eine der drei Vorsitzenden der Händlervereinigung HeimFOrteil. Kunden würden in die Stadt gezogen, lernten neue Ecken kennen. Außerdem wirkten sich Events insgesamt positiv auf das Erscheinungsbild der Stadt aus. Das sei der Grund für manche Geschäftsgründung gewesen, sagt Dietzel. "Auch das ist eine Art von Leerstandsmanagement." Es sei falsch, die Projekte isoliert zu betrachten. Ein positives Image, ob in der analogen oder digitalen Welt vermittelt, unterstütze das Ziel einer lebendigen Innenstadt.

Die Kritik an der Arbeit von Büttner hält die Händlervereinigung daher auch für überzogen. HeimFOrteil spricht von einer wichtigen und guten Zusammenarbeit. Dass Büttner Projekte wie den digitalen "Forchheim-Food"-Blog extern betreibt und in den Händen der Agentur JungAdler belässt, sei im Vergleich mit anderen Städten und mit Blick auf die vielfältigen Aufgaben im nur eineinhalb Vollzeitstellen großen Citymanagement klar. Büttner könne nicht auf Dauer alle angestoßenen Projekte selbst fortführen. Sie sei wichtige Antreiberin und Vernetzerin zwischen Stadt und Handel. Händler oder Gastronomen müssten sich jedoch selbst um den dauerhaften Erfolg der Projekte bemühen.

So soll die Innenstadt das sein, was es für Büttner ist: "Meine Welt und ich bin dort gerne unterwegs."

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