Forchheim: Kerwalieder im Seniorenheim Jörg Creutzer

28.4.2020, 08:00 Uhr
Forchheim: Kerwalieder im Seniorenheim Jörg Creutzer

© Foto: Pauline Lindner

Geschäftig ging es zu am Sonntag im Seniorenheim Jörg Creutzer. Betreuer mit Mundschutz halfen den Bewohnern einen angenehmen Platz im Garten zu finden. Ein Konzert war angesagt. "Es ist sehr, sehr schön, dass sich irgendetwas tut; man muss das Beste daraus machen", sagte erfreut Bewohnerin Elisabeth Adelmann. Sie hat sich damit abgefunden, dass sie derzeit ihre Angehörigen nicht besuchen können. Nochmals betonte sie: "Man muss das Beste daraus machen."

Bei Kirchweihen und Volksfesten

Das ist Pflegedienstleiterin Sabrina Pretscher mit dem Gartenkonzert gelungen. Durch glückliche Umstände, wie sie erzählte. Zu Silvester hatte dem Haus die Musik absagen müssen. Sie wandte sich via Radio Bamberg an die Öffentlichkeit für Ersatz. Und da sprang gleich Fabian Hollet aus Frensdorf ein. Er arbeitet beim Sender und ist zugleich Mitglied, genauer, der Sänger in der Band "Dochrinna". Normalerweise spielen die fünf Musiker auf Kirchweihen und Volksfesten, auf dem Annafest und der Bergkirchweih in Erlangen. "Feste gibt es ja jetzt keine, aber Bier gibt’s", eröffnete denn auch Hollet den Auftritt im Heim, ehe die Band das Oberfrankenlied anstimmte. Auftragsmangel und die abgeschottete Situation für Pflegeheimbewohner war für die Musiker Fabian Hollet, Oliver Mahr aus Isling und Sebastian Weininger aus Hirschaid der Auslöser, eine Konzertaktion zu starten. "Wir haben ein Programm zusammengestellt, in dem keine Stücke vorkommen, die jünger als 50 Jahre sind", erklärte Weininger zur Umstellung im Repertoire.

Der Auftritt im Jörg-Creutzer-Heim war für sie bereits der vierte für die Rumpfband. Auch deren Verkleinerung auf drei ist dem Abstandsgebot geschuldet. Nachdem die ersten Auftritte ohne organisatorische Probleme zu meistern waren, rief die Band auch in Forchheim an. Und Sabrina Pretscher sagte sofort zu, ist sie doch froh für jede Form von Außenkontakten für ihre Schützlinge.

"Wir machen Wellness"

Sonst läuft der Kontakt aktuell meist über Briefe, wer nicht mehr selber schreiben kann, der darf sie Mitarbeitern diktieren. Auch Geschenke können die Senioren erhalten, durch indirektes Abgeben bei den Mitarbeitern. Da der Friseur nicht ins Haus kommen darf, übernehmen die Pflegekräfte seine Aufgabe mit. "Wir machen ein bisschen Wellness", beschrieb es Pretscher.

Seit dieser Woche gibt es auch eine Art Sprechzimmerlösung, wie sie in manchen Nonnenklöstern praktiziert wird: durch ein Fenster. Man kann so einander sehen und miteinander reden.

Bislang trat kein Krankheitsfall unter den 111 Bewohnern auf. Auch weil die Mitarbeiter ihre Sozialkontakte besonders einschränken. Eine verständliche Ausnahme war deshalb der Zaungast beim Konzert. Er ist der Ehemann einer Mitarbeiterin und kennt das Haus genau, verbrachte doch auch seine Mutter ihre letzten Lebensjahre dort. Deswegen freute auch er sich über das Konzert, das er in gebührendem Abstand verfolgte.

Rollator bringt Abstand

Denn die Bewohner tragen bis auf ganz besonders gefährdete Personen oder für Arztbesuche außer Haus keinen Mundschutz und brauchen auch untereinander keinen besonderen Abstand halten, über den hinaus, den Rollstuhl oder Rollator sowieso erfordern.

Der Auftritt war zuerst für halb eins angekündigt, doch dann kam die Mitteilung, es würde etwas später. Die Wartezeit verkürzte man sich durch gemeinsames Singen. Vornedran zum Ermuntern Sabrina Pretscher. Nicht nur in Zeiten von Corona verlangt der Pflegeberuf auch ein gewisses Maß an Animateurqualitäten.

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