Forchheim: Kulturpreis für einen findigen Alleskönner

13.9.2017, 15:57 Uhr
Forchheim: Kulturpreis für einen findigen Alleskönner

© Udo Güldner

Als Mathias Wehr vor fünf Jahren zum Musikverein Forchheim-Buckenhofen stieß, da trat das Sinfonische Blasorchester noch vor knapp 300 Zuhörern im Kolpingsaal auf. "Aber das war nicht der richtige Platz für diesen Klangkörper." Es keimte der Wunsch, der orchestralen Qualität einen würdigen Konzertsaal zuzugesellen.

In Bamberg, in der Sinfonie an der Regnitz, wurden Wehr und seine Mitstreiter des Musikvereins Forchheim-Buckenhofen fündig und wagten es, die 1400 Plätze füllen zu wollen. "Wir hatten sehr viel Respekt." Das Risiko wurde belohnt, mit mehreren ausverkauften Konzertereignissen, die Chöre, Musikvereins-Ensembles und Solisten wie den Forchheimer Kulturpreisträger Mathias Mönius zusammenbrachten. Im nächsten Jahr kommt erstmals ein Solist aus den eigenen Reihen ganz groß heraus: Lukas Heim am Marimbaphon.

"Ehrung des Orchesters"

Er habe sich riesig über die Auszeichnung gefreut, so Wehr. Auch wenn er sich gewundert habe, schließlich habe er doch erst wenige Jahre in Forchheim gewirkt. "Ich sehe den Kulturpreis auch als Ehrung meines Orchesters, das sich seit vielen Jahren, auch unter meinen Vorgängern wie Norbert Henneberger, kontinuierlich fortentwickelt hat."

Rasch sei klar gewesen, dass man von der traditionellen Blasmusik, von Swing und Pop, hin zu anspruchsvoller Literatur wollte. "Das motiviert auch Talente im Umkreis, die dann ein paar Kilometer fahren, um bei uns mitzuspielen."

In seiner musikalischen Karriere, die als vierjähriges Kind am oberen Ende einer Blockflöte begann, hat Wehr bereits zwei Kulturpreise gewonnen. Zum einen den Kulturpreis seiner Heimatstadt Schwabach, zum anderen den Kulturförderpreis der Stadt Fürth.

Quartett mit Klarinette

Zum einen für seine interpretatorischen Fähigkeiten als Teil des Klarinetten-Quartetts "Klarinettoso", mit dem er beim Wettbewerb "Jugend musiziert" erfolgreich war. Zum anderen als Leiter des Großen Blasorchesters des Musikzuges Burgfarrnbach. "Das mache ich bereits seit 14 Jahren."

Als 18-jähriger Musikstudent mit der Klarinette an der Musikhochschule Nürnberg hatte er nicht nur ein Instrument spielen wollen. Es folgten fünf Jahre Studium am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg: "Dabei habe ich gar kein Abitur." In Burgfarrnbach hat er die Musiker beharrlich zur dritthöchsten Qualitätsstufe für sinfonische Blasorchester geführt. Nur die "Bläserphilharmonie Forchheim" ist noch eins weiter oben zu finden.

Aus den etwa 50 Musikern möchte Wehr in den nächsten Jahren bis zu 80 machen. "Mit Sonderinstrumenten wie Kontrabass oder zwei- bis vierfach besetzten Trompeten, Flügelhörner oder Kornetts kommen wir dann in die spanische Richtung."

Doch zuerst einmal kommen die Mühen der Ebene. "Die Faustregel sagt, für einen homogenen Orchestersound braucht es doppelt so viele Klarinetten wie Trompeten. Davon sind wir noch weit entfernt." Neben der Tätigkeit am Taktstock bildet Wehr den Nachwuchs an den kommunalen Musikschulen in Stein und Weißenburg aus. Zudem leitet er das vom ihm mitgegründete Auswahlorchester des Nordbayerischen Musikbundes.

Es kommt sogar vor, dass er mit der Klarinette bei den Fürther Streichhölzern, der Jungen Philharmonie Erlangen oder der Orchestergemeinschaft Nürnberg aushilft. "Das ist eine willkommene Abwechslung zu all der, wenn auch sinfonisch geprägten, Blasmusik."

In der Freizeit komponiert er

Wenn seine umfangreichen Aufgaben als freiberuflicher Dirigent mit Gastspielen im süddeutschen Raum und im größten Querflöten-Orchester Deutschlands ihm noch Zeit lassen, dann komponiert Wehr. "Das ist eine große Leidenschaft." Als preisgekrönter Tonsetzer kann er sich "vor Aufträgen gar nicht mehr retten. Es läuft immer besser".

In Zukunft möchte Wehr mit der "Bläserphilharmonie Forchheim" noch höher hinaus — in die "Extraklasse". So nennt sich die Stufe, auf der nurmehr mit Profis durchsetzte Orchester oder Auswahlorchester die schwierigsten Stücke spielen. "Mein Traum ist die Teilnahme bei der nächsten Weltmeisterschaft in vier Jahren in Kerkrade."

Auf dem Olymp der konzertanten Blasmusik in den Niederlanden war Wehr schon einmal. Mit seinen Schützlingen aus Unterpleichfeld, die er ein Jahrzehnt betreute. "Das ist für ein Orchester, das aus eigenen Kräften besteht, und nicht aus zusammengesuchten Spezialisten, eine riesige Herausforderung."

Auf dem Weg dorthin will Wehr die Nachwuchsförderung intensivieren und sich mit seinen Musikern an weiteren Wettbewerben beteiligen. "Das fordert unseren Laien, die Proben und Auftritte mit Studium, Beruf und Familie in Einklang bringen müssen, sicherlich viel ab."

"Seine" Musiker der Bläserphilharmonie Forchheim und die unermüdlichen ehrenamtlichen Organisatoren hinter den Notenständern erwartet als Dankeschön "eine richtige Party". Die Gäste bei der Verleihung des "Forchheimer Kulturpreises" werden Mathias Wehr und ein Klarinetten-Orchester zu hören bekommen — auch das ein Grund zu feiern.

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