Forchheim: Mann hat seine Frau geschlagen und gebissen

20.10.2017, 16:00 Uhr
Amtsgericht Forchheim.

© Huber Amtsgericht Forchheim.

Es war das letzte Kapitel in einer langen, schmerzhaften Leidensgeschichte. Ende Januar 2017 war das Maß häuslicher Gewalt für die 32-jährige Selina F. (Name von der Redaktion geändert) voll. Als ihr Gatte wieder einmal handgreiflich wurde, sie an den Haaren zog, gegen die Wand und einen Schrank im Flur schleuderte, und schließlich "auf dem Weg war, ein Messer zu holen", da schloss sich die Frau im Badezimmer ein und rief die Polizei, die den Ehemann verhaftete, weil gegen ihn ein anderweitiger Haftbefehl vorlag.

"Für sie war es wichig, dass er weg war", schilderte der Kriminalbeamte aus Bamberg die Situation. Der Angeklagte, der ohne Rechtsbeistand erschienen war, weil sein Verteidiger das Mandat niedergelegt hatte, stritt alle Vorwürfe ab. Er habe seine Ehefrau gar nicht beißen können, schließlich hätte er gar keine Zähne mehr. "Meine Frau lügt."

Zahnabdrücke passten zu den Lücken im Gebiss

Den Einspruch gegen den Strafbefehl hielt der bereits wegen Betruges vorbestrafte Mann aufrecht. So musste das Opfer noch einmal von den Vorfällen in Forchheim im September 2016 und im Juli 2015 erzählen, in deren Verlauf es zu "massiven Bissverletzungen" an den Armen, Schwellungen durch Schläge ins Gesicht und Kratzspuren an den Armen gekommen war. Vorsorglich hatte die Ehefrau Beweisfotos mit dem Smartphone gemacht.

Dabei passten die Zahnabdrücke auf der Haut zu den Lücken im Gebiss des Angeklagten. Zu den Gewaltausbrüchen sei es gekommen, wenn ihn seine Mutter oder seine Schwester angerufen hätten, so Selina F., die derzeit studiert. Dann sei er regelmäßig aggressiv geworden. Außerdem habe es Streit gegeben, sobald sie zur Arbeit gehen wollte. Auch seine finanziellen Probleme, auf die sie ihn immer wieder ansprach, der Gerichtsvollzieher ging bei ihm ein und aus, vergifteten das Klima.

"Bitte bestrafen sie ihn"

Die Ehefrau erzählte noch von weiteren Eskalationen, die sie nicht zur Anzeige gebracht hatte, weil sie vergessen hatte zu fotografieren. "Bitte bestrafen Sie ihn, damit nicht noch weitere Frauen leiden müssen." Dass nur die Spitze des Eisbergs zu sehen sei, davon sprach Staatsanwalt Stefan Meyer (Bamberg). "Er hat keine milde Strafe verdient."

Inzwischen lebt der verschuldete Mann wieder bei seinen Eltern in Offenbach. Das Paar ist geschieden. Die Polizei hat ein Kontaktverbot ausgesprochen. In ihrem Urteil orientierte sich Strafrichterin Silke Schneider am Plädoyer des Anklagevertreters, der 150 Tagessätze und damit deutlich mehr als die ursprünglich verhängten 90 Tagessätze gefordert hatte. Dass es dennoch "nur" zehn Euro pro Tag sind, mithin 1500 Euro, liegt am niedrigen Einkommen des Verurteilten, der von Arbeitslosengeld II lebt.