Nachverdichtung

Forchheim plant mehr Wohnhäuser im Augraben

18.6.2021, 05:31 Uhr
Forchheim plant mehr Wohnhäuser im Augraben

© Foto: Berny Meyer

"Es gibt dort viele Möglichkeiten auf den Grundstücken und zwischen den Äckern" – für zusätzliche Häuser und somit Wohnraum, sagte CSU-Stadtrat Manfred Mauser in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Auch sein Parteikollege Markus Schmidt freute sich über den Plan der Stadt, die Siedlung zu überplanen und noch freie Flächen mit Baurecht zu versehen. "Es gibt dort viele junge Familien auf der Suche nach Baugrund. Wenn wir nachverdichten, freut sich jeder, wenn sich etwas tut", war sich Schmidt sicher.

Proteste gegen engere Bebauung

Dass die Idee eine gute ist und der Plan deshalb auch (schnell) umgesetzt wird, sehen nicht alle unkritisch. Edith Fießer (FGL) erinnerte daran, dass sich die Anwohner auf der Hut in Reuth gegen Nachverdichtungspläne auf ihren Grundstücken gewehrt hätten.

Stadtrat warnt

Eine noch größere Diskussion hatte aber das Projekt mit dem Titel "Sonnengarten" 2012 ausgelöst. In einer Baulücke zwischen Bayreuther und Sudetenstraße an der Ecke Hans-Räbel-Straße entstanden vier mehrstöckige Wohnhäuser. Die bisherigen Anwohner wehrten sich nach Bekanntgabe der Planungen damals gegen eine ihrer Meinung nach "Ghettoisierung" und eine zu dichte Blockbebauung. Als "Fremdkörper" sind die neuen Häuser damals bezeichnet worden.

Vielleicht auch diese aufgeheizte Stimmung von damals im Hinterkopf, warnte FW-Stadtrat Erwin Held: "Wir müssen aufpassen, dass der eigene Charakter des Siedlungsgebiets nicht unnötig durch Nachverdichtung zerstört wird."

Einfacher mit Ablöse

Für die bereits bebauten Grundstücke in der Augrabensiedlung will die Stadt prüfen, ob den Eigentümern weiteres Baurecht eingeräumt werden kann. Auch freie Ackerflächen sollen jetzt für eine mögliche Wohnbebauung überprüft werden.

Das Potenzial für die Nachverdichtung ermitteln will und muss die Stadt in Abstimmung mit den jeweiligen Eigentümern. Die Stadt wolle auf den "Charme des Ablösemodells" setzen, stellte Bauordnungsamtschef Stefan Kindler in Aussicht. Das bedeute auch, dass nicht alle Eigentümer bei der Überplanung mit von der Partie sein müssen, um weitere Baurechte zu schaffen.

Und so funktioniert das Ablösemodell: Die Stadt schafft Baurechte, dadurch steigt der Wert der Grundstücke und die Besitzer müssen dann einen Prozentteil der Wertsteigerung an die Stadt abtreten. Dieses Geld wird zweckgebunden für die Investition der Stadt im Gebiet genutzt, beispielsweise für den Ausbau vorhandener und den Bau neuer Straßen. Auch im Baugebiet "Am Weingartsteig" hat die Stadt dieses Modell eingesetzt.

Die Idee, den Augraben zu überplanen, ist gut fünf Jahre alt. 2016 hat ein Anwohner in der Gartenstraße beantragt, sein Nebengebäude zur Wohnung umzubauen. Die Stadträte hatten das Vorhaben damals abgelehnt. Um es zu genehmigen, hätte die Stadt dem Eigentümer hierfür eine Befreiung vom Bebauungsplan erteilen müssen, weil dieser eben kein weiteres Wohngebäude auf dem Grundstück vorsah. Die Befürchtung war, dass in Folge weitere Eigentümer mit dem gleichen Ansinnen auf die Stadt zukommen könnten. Deshalb haben die Stadträte 2016 Nein zum Vorhaben gesagt, nicht aber ohne Ja zu sagen.

Verbot ignoriert

Sie einigten sich vor fünf Jahren darauf, in dem Gebiet eine Nachverdichtung zu ermöglichen. Für den Eigentümer bedeutete das damals: Er darf eigentlich erst dann das Gebäude zu Wohnzwecken nutzen, wenn der Bebauungsplan geändert wird. Indes: Der Plan ist zwar noch der alte, das Nebengebäude aber längst zum Wohnbereich geworden.

Dass sich auch andere Eigentümer über das bisherige Verbot hinwegsetzen, darauf machten Stadträte schon 2016 aufmerksam.

Die Folge: Bauordnungsamtsleiter Stefan Kindler will jetzt das Gebiet überarbeiten und Baurecht schaffen. Die Stadträte beauftragten mit ihrem Votum die Verwaltung mit der Aufgabe.

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