Forchheim: Plötzlich müssen die Schüler springen

26.5.2020, 15:36 Uhr
Forchheim: Plötzlich müssen die Schüler springen

Denn bis Mitte vergangener Woche hieß es noch, dass es heuer die theoretischen Prüfungen geben werde und die Praxis wegen der Corona-Krise entfalle. Doch am vergangenen Mittwochnachmittag erreichte ein Schreiben aus dem Kultusministerium die Schulleiter, dass der praktische Teil nun doch stattfinden könne (und müsse). Klaus Peter Sunder, Rektor der Ritter-von-Traitteur-Mittelschule, hat wegen des Feiertags am Donnerstag die Mail erst am Freitag versenden können.

Petra S. (Name der Redaktion bekannt), Mutter eines Quali-Prüflings, erfuhr am Montag von den geänderten Plänen aus München und war verärgert: "Jetzt haben wir die Situation, dass die Jugendlichen nicht einmal eine Woche Zeit haben, sich auf den Quali in ihrer Mannschaftssportart (das ist in der aktuellen Situation wirklich ein Witz) vorzubereiten. Seit Mitte März findet kein Sportunterricht mehr statt. Der Vereinssport war auch lahm gelegt, seit etwa einer Woche dürfen die Vereine wieder unter strengen Auflagen trainieren. Mannschaftssport ist eh schwierig und anders."

Provokativ fragt sie, ob die Jugendlichen die Kontaktbeschränkungen brechen sollen und sich mindestens zu fünft treffen sollen, damit sie die Prüfungssituation zumindest außerhalb der Schule nochmal praktisch üben können. Oder ob sie sich nach der Prüfung einem Corona-Test unterziehen müssen. "Ganz ehrlich, wenn man die Situation betrachtet, stellen sich einem die Haare zu Berge", so Petra S. Sicherlich handele es sich mit Sport nur um ein Nebenfach, aber es könne nicht sein, dass auf diese Art und Weise mit Schülern, Schulen und Lehrern umgegangen wird.

Rektor Sunder sieht das gelassener: "Wir leben in einer schwierigen Situation, die Schulen sind sicherlich nicht diejenigen, die am schlimmsten betroffen sind. Natürlich ist es auch für uns eine Herausforderung, so häufig spontan auf neue Vorgaben reagieren zu müssen. Aber trotz aller Personalengpässe ist es noch zu schaffen."

Konkret zu den Sportprüfungen berichtet er, dass einige Schüler eher freudig auf die Nachricht reagiert hätten: Sport treiben sei eben schöner als die trockene Theorie. Die Prüfungselemente seien den Umständen angepasst worden, Zweikampfverhalten werde nicht benotet. Dennoch würden Spielsituationen nachgestellt – beispielsweise "Drei-gegen-Zwei-Überzahl" im Basketball, jedoch mit "halbpassiven" Verteidigern, die Abstand zum Gegner einhalten müssen. Die Bewertungsbögen seien ebenfalls angepasst worden – "gewiss nicht zum Nachteil der Schüler". Ziel der Schule sei jetzt, die Prüfungen gut über die Bühne zu bringen und so angstfrei und fair wie möglich für die Schüler zu gestalten.

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