Forchheim: Rutschen auf dem Pfalzifanten

16.5.2019, 16:00 Uhr
Forchheim: Rutschen auf dem Pfalzifanten

© Foto: Spielplatzgeräte Maier

Und am Wochenende gehen wir ins Museum! Während noch vor wenigen Jahren diese Ansage Schweißperlen auf der Kinderstirn verursachte, freuen sich heutzutage die Kleinen auf den Museumsbesuch. Denn Museen sind längst weit mehr als nur staubtrockenen Ausstellungen mit vergilbten Erklärschildchen längst vergangener Zeiten. Auch das Forchheimer Pfalzmuseum trägt diesem Trend schon lange Rechnung und bietet mit seinem museumspädogischen Programm Lehrreiches wie Kurzweil gleichermaßen für Kinder vom der Kita bis zur weiterführenden Schule.

Damit die dafür benötigten Utensilien auch ordentlich verstaut werden können, beschlossen die Stadträte des Bauausschusses einstimmig "die Errichtung der museumspädagogischen Einrichtungsgegenstände": Will heißen: Ein Schuppen für die Lagerung von Holz und Zubehör, Tafeln mit Spielanleitungen und eine Spielkiste mit Kinderspielen, eine bewegliche Esse und Bänke.

Forchheim: Rutschen auf dem Pfalzifanten

© Foto: Roland Huber

Weit mehr Diskussionsbedarf, nämlich 19 einzelne Wortbeiträge, hatten die Stadträte für den geplanten "Pfalzifanten". Das neue Maskottchen der Kaiserpfalz ist dabei Teil des Konzepts, mit dem das Pfalzmuseum gestärkt in die Zukunft blicken soll. Insgesamt 35 000 Euro hat man dafür bereitgestellt (wir berichteten).

Der Dickhäuter soll dabei als Alleinstellungsmerkmal nicht nur als Plüschtier und Aufkleber Werbung machen, sondern überlebensgroß als Riesenrutsche im Pfalzgraben die Kinder anlocken und, fußläufig zum Museum, Raum zum Toben bieten.

"Elefantöse" 3,80 Meter hoch soll das Rüsseltier werden mit einer Länge von 6,50 Metern. Wichtig sind Museumsleiterin Susanne Fischer und Christina König der Standort in der Kurve des Pfalzgrabens, nicht nur weil dort genügend Platz ist, um mit dem Auto vorbeizukurven, etwa um für das Afrika-Festival und den Kunsthandwerkermarkt Waren anzuliefern, sondern vor allem, weil von dort "eine Verbindung zur Wandmalerei im Inneren" geschaffen werden kann. Denn im Kaisersaal der Pfalz sind die Umrisse eines Elefanten als Wandgemälde zu sehen.

Doch bei der Farbgebung des Dickhäuters scheiden sich die Geister: Blau und rosa sind die vorherrschenden Töne des "Pfalzifanten". "Man ist schockiert von dieser Farbenpracht", meinte Thomas Werner und sagte gleich vorweg: "Das findet nicht meine Zustimmung." Lisa Hoffmann (SPD) fand "die Farbe nicht akzeptabel". Malermeister Erwin Held (FW) meinte, dass "sich über Geschmack streiten lässt" und erinnerte daran, "dass wir jedem Bauherrn Vorschriften wegen der Fassadenfarbe machen".

Blieb noch die Frage des Standorts unterhalb des jetzigen Mauerlochs zu diskutieren: "Das passt dort nicht hin", meinte Markus Schmidt (CSU), dessen Fraktionskollege Thomas Werner auch darauf aufmerksam machte, dass die Pfalz, neben dem Rathaus, eines der wichtigsten Gebäude der Stadt sei. Manfred Mauser (FBF) schließlich fand die Sichtachse von der Kaiserpfalz-Brücke in Richtung Sattlertorstraße auf den Elefanten "unglücklich und die Farbe zu kracherd". Auch Tourismus-Chef Nico Cieslar erinnerte daran, dass bei Fotos der Pfalz "immer die Kinderrutsche mit drauf ist".

Martina Hebendanz CSU) schließlich bezweifelte "die Sinnhaftigkeit" des "Pfalzifanten": "Ob Grundschulkinder das noch nutzen?" fragte sie in die Runde. Das konnte Christina König bejahen, schließlich "kommen immer mehr Kindergartengruppen, bis aus Gößweinstein zu uns, und halten sich nach dem Programm im Pfalzgraben auf". Sebastian Körber (FDP) war für den Pfalzifanten, "ausgesprochen gelungen mit Aha-Effekt" sei das Tier, und die "Farbigkeit sehr gut". Überdies sähe der Tourist, von der Sattlertorstraße kommend, den farbigen Elefanten im Pfalzgraben gar nicht, und hätte uneingeschränkten Blick auf die Pfalz.

Nicht zuletzt durch die Farbigkeit könne man Kinder fürs Museum begeistern, meinte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). Und was sagt der Denkmalschutz? "Der Graben soll nicht überfrachtet werden", zitierte Christina König den hinzugezogenen Denkmalschützer Robert Pick vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Wichtig sei es, dass "die Jugend an die Kultur herangeführt wird".

Das klang aus dem Mund von Stefan Schelter etwas anders: "Der Graben soll als solcher und auch als Wehranlage aus denkmalrechtlichen Gründen erkennbar bleiben", der hinzufügte: "Auch der Heimatpfleger Dr. Schürr sagt dasselbe." Nach Auffassung der Unteren Denkmalschutzbehörde "sollte ein Standort gefunden werden, der dem Bauwerk zuträglicher ist", heißt es in der Tischvorlage der Stadträte.

Nach einstündiger Diskussion und drei verschiedenen Beschluss-Varianten fiel das Urteil denkbar knapp aus: Mit acht Ja-Stimmen einigte man sich auf einen Pfalzifanten aus Holz und Naturmaterialien am Standort unterhalb des Pfalzmauer-Lochs.

 

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