Forchheim: Schwierige Hospizarbeit in Corona-Zeiten

8.6.2020, 14:20 Uhr
Forchheim: Schwierige Hospizarbeit in Corona-Zeiten

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Frau Jochemczyk, wie geht es den Hospizbegleitern derzeit?

Jochemczyk: Für viele ist es eine schlimme Zeit. Die Begleitung lebt von der menschlichen Nähe und Wärme, vom vertrauensvollen Gespräch. Wir sind da, halten die Stille aus, halten die Hand des Sterbenden, sprechen ein gemeinsames Gebet oder lesen eine Geschichte vor. Das können sie nicht am Fußende des Bettes machen oder gar durch das Telefon. Manch einen, gerade an Demenz Erkrankte, erreichen sie fernmündlich gar nicht. Uns blieb oft nur die Möglichkeit, einen Brief, ein Gedicht oder ein paar Blumen abzugeben. Damit die Menschen merken, dass wir an sie denken. Es ist aber nicht das, was die Schwerstkranken und Sterbenden brauchen.


Wegen Corona nur am Telefon: Hospiz Verein Erlangen


Wie muss man sich die Auswirkungen denn vorstellen?

Forchheim: Schwierige Hospizarbeit in Corona-Zeiten

© Foto: Udo Güldner

Jochemczyk: Durch die Kontaktsperre durften unsere Ehrenamtlichen wochenlang nicht in die Pflegeheime, in denen viele unserer Klienten leben. Aber auch nach Hause gehen war nicht erlaubt. Nicht einmal in der finalen Phase, in der die Menschen nur noch wenige Tage haben, die sie vom Tode trennen. So sind viele alleine und einsam gestorben, ohne dass wir ihnen beistehen, sie trösten konnten. Der plötzliche Abbruch betraf auch die Trauerbegleitung der Angehörigen, die Kinderhospizarbeit in der Hirschaider "Arche" und das Projekt "Hospiz trifft Schule", wo wir die Kinder und Jugendlichen für die Themen Sterben und Tod sensibilisieren.

Wie geht es nun weiter?

Jochemczyk: So langsam läuft es wieder an. Auch wenn wir doch einige Ehrenamtliche haben, die altersbedingt zur Risikogruppe gehören. Unsere älteste Hospizbegleiterin ist 83 und macht erst einmal eine Pause. Dafür gibt es viele Jüngere, die nun wieder helfen wollen. Auch unseren diesjährigen Ausbildungskurs haben wir mit speziellem Hygiene-Konzept wieder aufgenommen. Nachdem nun die erste Verunsicherung gewichen ist, werden wir auch wieder in den Pflegeeinrichtungen begleiten. Wir lassen aber erst einmal den Angehörigen den Vortritt.

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