Forchheim: Sprengstoff im Marmeladenglas

21.3.2017, 16:19 Uhr
Forchheim: Sprengstoff im Marmeladenglas

© Beke Maisch

Bei der Wohnungsdurchsuchung des einen der angeklagten Brüder, waren neben Crystal und Haschisch in seinem Kellerabteil auch 14 Kilogramm Chemikalien gefunden, die alle explosionsgefährlich waren. Die Erläuterungen der Fachleute dürften den Mitbewohnern des Mehrfamilienhauses und damit Mitnutzern des Kellers einen großen Schrecken einjagen.

Eine Expertin war von den Polizisten vor Ort dazu gerufen worden, um mögliche Gefahren für Dritte abzuwehren. Dazu machte sie Brennproben von den in einem vollgestopften Kellerabteil aufgefundenen über 100 Gebinden mit Materialien. Die allermeisten musste sie als sprengfähig einstufen. "Eine elektrostatische Aufladung hätte genügt, damit sich die Stoffe entzünden. Das reicht bei Schwarzpulver aus", erläuterte sie ihre Feststellungen dem Gericht.

Sie trug antistatische Schutzkleidung, aber bei Kellernutzern hätte es durchaus aufgrund ihrer Kleidung zu so einer Funkenbildung kommen können. Die größte Gefahr ging dabei nicht von den Grund-Chemikalien aus, sondern von den gelagerten Mischungen. "Alles, was die Pyrotechnik zu bieten hat, haben wir gefunden."

Von "14 Kilo Sprengbrandmischung" sprach auch der Chemiker des Landeskriminalamts, der die nach dem Sprengmittelgesetz vorgeschriebenen Explosionstests durchführt hat. Er wandte dazu bei zehn Proben den Ballhammertest an. Dabei wird eine minimale Menge eines als potenziell explosiven Stoffes in eine genormte Kapsel eingefüllt, auf die man dann Kraft einwirken lässt, um eben die Zünd- und Explosionsfähigkeit zu testen. "Die Menge des Fundes kann eine sehr starke Wirkung erzeugen", beschrieb es der Fachmann zurückhaltend.

"Mehr als gefährlich" ordneten die beiden Experten die Gebinde mit Schwarzpulver ein, die alle funkenempfindlich sind. Das kann man nachvollziehen, weiß man, dass ein zulässiger Kracher gerade einmal sechs Gramm davon enthalten darf; gefunden wurden aber Mengen im Kilogrammbereich. Dazu noch waren viele der Mischungen einfach in Marmeladengläsern oder Plastikflaschen für Milch abgefüllt und fertige selbstgebaute Kracher enthielten deutlich höhere Mengen an Schwarzpulver. "Die Pyrotechnik wird gerne unterschätzt", erklärte die Expertin aus ihrer Berufspraxis, bei der sie immer wieder auch mit aufgemotzten legalen Pyrotechnik-Produkten, Raketen und Kracherbatterien zu tun hat.